Wohnungen und vieles mehrKaller Flutopfer brauchen noch Hilfe
Kall – Eins machen diese Zahlen deutlich: Auch knapp ein Jahr nach der Flut sind immer noch viele Menschen auf Unterstützungsangebote angewiesen. Das zeigen die Ergebnisse einer neuen Umfrage der Gemeinde Kall unter den Flutopfern. Demnach gibt es jetzt noch immer Betroffene, die eine Wohnung suchen, Unterstützung bei Arbeiten oder bei Anträgen benötigen oder einen anderen Hilfebedarf wie psychologische Betreuung haben. Die Gemeinde will den Betroffenen entsprechende Hilfsangebote vermitteln.
Der Fragebogen war nach Angaben der Verwaltung über einen E-Mail-Verteiler an rund 250 Betroffene verschickt und auf der Internetseite der Gemeinde zum Runterladen zur Verfügung gestellt worden. 135 Bögen mit Antworten waren bis Ende Mai im Rathaus eingegangen. Von den 135 Haushalten sind 93 Eigentümer und 38 Mieter des Objektes. Vier hatten keine Angabe gemacht. 18 Haushalte haben laut Verwaltung eine Elementarversicherung für Gebäude und Hausrat, weitere 23 haben dies nur für das Gebäude und acht nur für den Hausrat.
In dem Fragebogen wurde auch der Stand des Wiederaufbaus der Wohnungen und Häuser abgefragt. „Von 135 Betroffenen sind 28 fertig mit dem Wiederaufbau. 51 Objekte sind bewohnbar, 24 sind nur zum Teil bewohnt. 20 Wohnungen sind unbewohnbar, und 13 Objekte befinden sich im Rohbau“, teilt die Verwaltung in der Vorlage mit. Letzteres gelte auch für die ein oder andere Wohnung, die in Teilen schon bewohnbar sei. In diesen Fällen will die Gemeinde bei den Betroffenen nachhören, ob eine alternative Wohnmöglichkeit benötigt wird.
Spendengelder
Die Verwaltung hat eine neue Übersicht über die eingegangenen Spendengelder und deren Verwendung vorgelegt. Demnach wurden bislang knapp 550 000 Euro gespendet. Davon wurden 132 000 Euro in Form einer Aufstockung der Soforthilfe des Landes NRW ausgezahlt. Insgesamt 624 Haushalte wurden so unterstützt. 117 weitere Anträge auf Spendengelder der Gemeinde sind unter Vorlage des Bewilligungsbescheides oder des Antragsnachweises eingegangen. Davon konnten 76 mit einer Gesamtsumme von knapp 152 000 Euro bewilligt werden. In Bearbeitung befinden sich aktuell 22 Anträge, 19 mussten abgelehnt werden, weil die Schadenssumme laut Gemeinde schon komplett gedeckt war. Der durchschnittlicher Auszahlungsbetrag liegt bei rund 2000 Euro.
Fünf Flutopfer haben mitgeteilt, dass sie eine Übergangswohnung benötigen. Diese will die Gemeinde jetzt bei der Wohnungssuche unterstützen. Für Menschen, die nicht in ihren Wohnungen leben können, hat die Gemeinde zehn Tiny-Häuser bereitgestellt. Diese sind aber derzeit alle belegt. Deshalb könnten sich Interessenten aktuell nur auf einer Warteliste eintragen.
Helfer gesucht
In 20 Fällen werden freiwillige Helfer für Arbeiten benötigt. Die Gemeinde möchte in dem Zusammenhang einen Aufruf starten. 57 Haushalte haben nach Angaben der Verwaltung Bedarf für weitere Hilfen angemeldet. So benötigen 24 Betroffene Beratung und Unterstützung bei Anträgen. Drei wünschen sich eine psychologische Beratung, eine Person hat Bedarf an Seelsorge und vier brauchen ein Baugutachten. In 13 Fällen werden sonstige Hilfeleistungen angefragt und diese in den Anmerkungen genauer erläutert. Alle Betroffenen, die Hilfsangebote per Mail oder per Post erhalten wollen, wurden von der Verwaltung in den Verteiler für Hilfsangebote und Informationen für Flutbetroffene aufgenommen.
63 Betroffene haben bereits einen Bewilligungsbescheid für die Wiederaufbauhilfe des Landes NRW erhalten. Finanzielle Unterstützung von einem oder mehreren Wohlfahrtsverbänden gab es für 50 Flutopfer. 39 Haushalte möchten weitere Informationen über Spendentöpfe von Wohlfahrtsverbänden haben.
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„Es war noch mal an der Zeit, sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen und zu sehen, welchen Unterstützungsbedarf es noch gibt“, erklärte Michael Heller, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters. Eine erste Umfrage hatte es bereits nach der Flut gegeben. „Wir wollen damit den Menschen aber auch signalisieren, dass wir sie und ihre Sorgen und Nöte noch auf dem Schirm haben“, so Heller. Es sei klar gewesen, dass der Wiederaufbau zumindest in einem Teil der Fälle ein langwieriger Prozess werde. „Bei der Verwaltung werden ja auch weiter noch Anträge eingereicht. Die Umfrage liefert wichtige Erkenntnisse, welche Hilfsangebote die Betroffenen brauchen.“