Kaputte WaldwegeSanierung in Kall kostet mehr als eine halbe Million Euro
Kall – Es ist ein Thema, dass immer wieder für Ärger sorgt: beschädigte oder kaputte Waldwege, auf denen Wanderer und Spaziergänger ihre liebe Müh und Not haben, den Pfützen auszuweichen. Auch in der Gemeinde Kall gibt es wieder Beschwerden über die Beschaffenheit der Wege. Revierförster Joachim Maeßen vom Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde hat jetzt die Waldwege unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: „Der Zustand der Hauptwege im Gemeindewald ist nicht gut. Die meisten Wege sind zwar noch befahrbar, weisen jedoch teils erhebliche Pflegerückstände auf.“ Die Flut im Juli 2021 habe für weitere erhebliche Schäden gesorgt. Die Kosten für die Sanierung liegen nach einer groben Schätzung von Maeßen bei 580.000 Euro. Ein Teil davon soll über die Flut-Wiederaufbauhilfe finanziert werden.
Tausende Festmeter nach Borkenkäfer-Schäden gefällt
Der Förster hat sein Waldwirtschaftswegekonzept jetzt im Ausschuss für Entwicklung, Umwelt, Digitalisierung und öffentliche Sicherheit in der Bürgerhalle Sistig vorgestellt. Die Verwaltung betont in ihrer Vorlage, dass der Gemeindewald für vielfältige Zwecke – von Erholung bis Holzernte – genutzt werde. „Das sorgt natürlich für Interessenskonflikte“, erklärt Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Wie die Verwaltung weiter mitteilt, mussten wegen der großen Borkenkäferschäden 2020 insgesamt rund 3450 Festmeter Schadholz gefällt werden. Im Jahr zuvor seien es 1750 Festmeter gewesen. Um das Schadholz möglichst schnell aus dem Wald herausholen zu können, sei auch schweres Gerät eingesetzt worden, was wiederum die Wege stark beansprucht habe. Darüber hinaus seien einige Strecken auch durch die Flut und das Starkregenereignis im Juli 2021 beschädigt worden. „Seit Herr Maeßen zuständig ist, hat sich die Gesamtsituation aber verbessert. Er kümmert sich darum, dass die Wege von den Holzunternehmen zeitnah wieder hergerichtet werden“, so Esser.
In seinem Konzept hat der Revierförster die Wege mit den jeweiligen Schäden erfasst und eine Priorisierung für die Sanierung vorgenommen. Danach gibt es im Gemeindewald ein mit Lkw befahrbares Hauptwegenetz von rund 58 Kilometern Länge. Darüber hinaus gibt es einige asphaltierte Wege, die aber in keinem kritischen Zustand sind und oftmals landwirtschaftlichen Zwecken dienen und lediglich Erschließungszwecke von Hauptstraßen zum Gemeindewald erfüllen. Bei vielen Waldwegen seien die Seitenstreifen mit Sträuchern und Kräutern zugewachsen. Das sorge dafür, dass Wasser nicht mehr nach links und rechts abfließen könne. Oft seien auch Bäume mit ihren Ästen in den Fahrbahnbereich gewachsen. „Wegbegleitende Gräben sind, wenn vorhanden, zum Teil zugewachsen“, schreibt Maeßen.
Sanierung der Kaller Waldwege kostet rund zehn Euro je Meter
Nach seiner Einschätzung ist das komplette Wegenetz sanierungsbedürftig. Die Kosten pro laufendem Meter schätzt er grob auf rund zehn Euro. Ob die zehn Euro reichen, sei aber abhängig vom tatsächlichen Zustand der einzelnen Wege, der Preisentwicklungen beim Material und der Verfügbarkeit von Fachfirmen, betont die Verwaltung. „Ich gehe brutto von Kosten von etwa 700.000 Euro aus“, sagt der Bürgermeister. Weil die beauftragten Ingenieurbüros die Flutschäden noch nicht abschließend ermittelt hätten, stehe noch nicht fest, welche Kosten eventuell über die Wiederaufbauhilfe abgerechnet werden könnten.
Auf jeden Fall, so Esser, sollen bei den Sanierungen auch Maßnahmen zum Hochwasser- und Starkregenschutz berücksichtigt werden „Beispielsweise können Querrinnen in die Wege eingebaut und Gräben neu angelegt oder in Stand gesetzt werden.“ So könne verhindert werden, dass das Wasser ungehindert die Wege hinunterlaufe und beispielsweise Wohngebiete gefährde. „Die Maßnahmen müssen wegen der hohen Kosten, aber auch wegen der Kapazitätsgrenzen bei den Firmen auf mehrere Jahre verteilt werden“, betont der Bürgermeister. Die notwendigen Mittel sollen entsprechend der Priorisierungen auf die nächsten Forstwirtschaftspläne aufgeteilt werden.
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„Auf Nachfrage hat Herr Maeßen erklärt, dass man pro Jahr Sanierungen für 30.000 bis 50.000 Euro durchführen kann. Es wird also zehn bis 15 Jahre dauern, bis alle Wege repariert sind“, erklärte Dr. Guido Huppertz (Grüne). Dann könne man wieder von vorne anfangen. Unterhaltungskosten für kleinere Wege seien in den Berechnungen noch nicht berücksichtigt. „Angesichts der Kosten müssen wir uns fragen, was wir in Zukunft noch finanzieren können. Aus meiner Sicht kann die Gemeinde ein so großes Netz von Wald- und Wirtschaftswegen nicht auf Dauer unterhalten“, so Huppertz.