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Junge Generation beteiligenNancy Bormann soll Jugendpartizipation in Kall vorantreiben

Lesezeit 4 Minuten
Nancy Bormann steht vor einem an die Wand projiziertes Foto mit Mädchen, die am Boden sitzen.

Nancy Bormann will mit Jugendlichen ins Gespräch kommen und sie für politische Themen interessieren.

Nancy Bormann spricht die Jugendlichen in Kall mit Sozialen Medien an. Auf Veranstaltungen sollen sie lernen, sich politisch einzubringen. 

„Wir möchten Jugendlichen eine Stimme geben und ihre Anliegen ernst nehmen“, erklärt Nancy Bormann. Die Pädagogin und Sachbearbeiterin bei der Gemeinde Kall soll Jugendliche dazu animieren, sich künftig mehr an den Entscheidungsprozessen in der Kommune zu beteiligen. Erreichen will die 23-Jährige die jungen Leute vor allem mit Hilfe von Sozialen Medien und spezifischen Veranstaltungen.

Nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz NRW und entsprechenden Ausführungsbestimmung im Landesrecht sollen Kinder und Jugendliche „an allen ihre Interessen berührenden Planungen, Entscheidungen und Maßnahmen, insbesondere bei der Wohnumfeld- und Verkehrsplanung, der bedarfsgerechten Anlage von Spielflächen sowie der baulichen Ausgestaltung öffentlicher Einrichtungen, in angemessener Weise beteiligt werden“.

Die Kaller Politik ist sich darin einig, dass Kinder und Jugendliche künftig mehr an den Entscheidungsprozessen in der Kommune beteiligt werden sollen – vor allem bei Themen, für die sie sich interessieren und von denen sie auch betroffen sind.

Nancy Bormann hat in einem Kinder- und Jugendheim gearbeitet

Bislang hatte der Verein Transfer die Verwaltung finanziell und organisatorisch unterstützt. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Köln-Mülheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesellschaftliche Teilhabe und Gleichberechtigung aller zu ermöglichen. Die Förderung war nach Angaben der Verwaltung aber Ende Februar ausgelaufen. Deshalb hat die Gemeinde ein kleines Budget zur Verfügung gestellt.

Nancy Bormann arbeitet bei der Verwaltung normal im Bereich Asyl und hat den Arbeitsbereich Jugendpartizipation Ende vergangenen Jahres übernommen. Dafür wurde ihr Stundenkontingent aufgestockt. Die 23-Jährige hatte vor ihrer Zeit bei der Gemeinde zwei Semester Soziale Arbeit studiert und als Pädagogin im Kinder- und Jugendheim Haus Waltrud in Kall sowie im Offenen Ganztag gearbeitet.

„Ich wollte ursprünglich zum Jugendamt, habe dann aber studienbegleitend bei der Gemeinde Kall gearbeitet, und das hat mir gefallen“, erzählt die 23-Jährige, die künstlerisch sehr interessiert ist, Ukulele und Klavier spielt und gern mit Labrador Lia unterwegs ist.

Gezielte Ansprache von Jugendlichen  in den Sozialen Medien

„Bei meiner Arbeit mit Jugendlichen habe ich gelernt, dass ohne Vertrauen nichts passiert. Beziehungen sind eine wichtige Grundlage.“ Ein zentraler Aspekt sei auch die gezielte Ansprache von Jugendlichen durch altersgerechte Inhalte in den Sozialen Medien. Die Nutzung dieser Plattformen sei für Jugendliche eine Selbstverständlichkeit und ermögliche eine unkomplizierte und direkte Kommunikation. Zum Einstieg wurde bereits ein kleines Video gedreht, in dem die Auszubildenden der Gemeinde sich und ihre Arbeitsbereiche vorstellen.

Im Februar wurde mit den Auszubildenden der Gemeindeverwaltung eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich mit dem Thema Jugendpartizipation befasst. Die Azubis werden in die Erstellung von Inhalten, die Planung und Durchführung von Veranstaltungen sowie deren Nachbereitung eingebunden. „In dem Arbeitskreis besprechen wir auch Themen, die Jugendliche betreffen und von ihnen eingebracht werden“, sagte Bormann.

Jugendliche können Filme über ihre Schule oder ihren Verein drehen

In den kommenden Wochen und Monaten will die 23-Jährige den Kontakt zu Organisationen und Vereinen suchen und mit Jugendlichen ins Gespräch kommen. Ziel sei, dass sich Jungen und Mädchen, die eine weiterführende Schule besuchen, auch politisch einbringen.

Durch ansprechende Beiträge in den Sozialen Medien soll bei Jugendlichen das Interesse für die Verwaltung, politische Themen und Veranstaltungen geweckt werden. Außerdem sollen sie kurze Filme über ihre Schule oder ihren Verein drehen können, die dann auf den Social-Media-Kanälen der Gemeinde zu sehen sind. „Dafür könnte dann ein Tag im Monat geblockt werden.“

Auch Veranstaltungen wie ein Grillnachmittag im Sommer mit Mitgliedern der Verwaltungsspitze und Vertretern aus der Politik sind angedacht. Die Events sollen bevorzugt an Orten stattfinden, die den Jugendlichen vertraut sind und an denen sie sich wohlfühlen, wie etwa im Kaller Schülercafé, mit dem ohnehin eine Kooperation angestrebt wird.

„Wir müssen den Jugendlichen zeigen, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Und wir müssen ihnen auch erklären, warum ein Projekt wie beispielsweise der Bau eines Spielplatzes länger dauert oder vielleicht gar nicht umgesetzt werden kann“, so Bormann.

Aktuell habe sich ein Junge aus Golbach gemeldet und den Zustand eines Kreuzes am Ortseingang bemängelt. „Mit Hilfe des Ortsvorstehers und des Bauhofs konnte schnell eine Lösung gefunden werden. Der Junge war ganz überrascht, wie schnell sein Anliegen behandelt wurde.“