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Mehr Geld für WiederaufbauGeplante Kosten der Gemeinde Kall steigen auf 98 Millionen Euro

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf den mit Spritzbeton stabilisierten Hang und den Gillesbach.

Mit großem Aufwand wurde der Hang am Hermann-Josef Haus in Urft gesichert und der Verlauf des Gillesbachs wiederhergestellt.

Die Kosten für den Wiederaufbau in Kall steigen auf 98 Millionen Euro. Die Wiederherstellung des Gillesbachs in Urft ist abgeschlossen.

Die Kosten für die Sanierung der Flutschäden in der Gemeinde Kall steigen massiv. „Im Wiederaufbauplan sind Projekte für 65 Millionen Euro bewilligt. In dem Änderungsantrag sind es jetzt 98 Millionen Euro“, erklärte der Projektleiter Wiederaufbau, Manfred Poth, bei einem Pressetermin am Hermann-Josef-Haus in Urft. Dabei wurden Wiederaufbaumaßnahmen am Gillesbach und auf dem Gelände der Jugendhilfeeinrichtung Hermann-Josef-Haus Urft vorgestellt.

Die steigenden Kosten für den Wiederaufbau haben vor allem zwei Gründe. Zum einen werden Projekte teurer als geplant, zum anderen kommen Maßnahmen hinzu, die vorher nicht absehbar waren.

Vertreter des Hermann-Josef-Hauses, des Planungsbüros und der Baufirma stehen mit Hermann-Josef Esser (5.v.l.) und Manfred Poth (3.v.r.) am Gillesbach.

Mit Vertretern des Hermann-Josef-Hauses, des Planungsbüros und der Baufirma schauten sich Hermann-Josef Esser (5.v.l.) und Manfred Poth (3.v.r.) die Arbeiten am Gillesbach in Urft an.

„Der Gillesbach hatte in dem Bereich bei der Flut für große Zerstörungen gesorgt. Deshalb musste nicht nur der Bachlauf wiederhergestellt werden, sondern mit großem Aufwand auch der Hang gesichert werden“, sagte Poth. Das sei eine sehr komplexe Maßnahme. Im ersten Bauabschnitt sei das Kastenprofil des Baches im Ort Urft saniert worden. Nun sei der Abschnitt bis zur Landesstraße 206 an der Reihe. Rund zwei Millionen Euro sind für die Arbeiten am Gillesbach veranschlagt. Etwa 1,4 Millionen übernimmt die Gemeinde, den restlichen Teil das Hermann-Josef-Haus. Die Einrichtung hatte einen eigenen Wiederaufbauplan erstellt, der zwischenzeitlich auch bewilligt wurde.

Starkregenschutz für Urft soll verbessert werden

In einem dritten Schritt solle auf der anderen Seite der L206 eine Rückhaltung geschaffen werden. „Dort ist bereits ein Becken vorhanden, das vergrößert werden soll. So könnte der Starkregenschutz für Urft verbessert werden.“ Die Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde sei abgeschlossen. „Wir hoffen, dass das Vorhaben im kommenden Jahr umgesetzt werden kann“, so Poth.

Diese Präventivmaßnahme soll ebenfalls über den Wiederaufbau finanziert werden. „Das Land NRW hat sich bereiterklärt, zehn Prozent der im Wiederaufbauplan bewilligten Summe für solche Projekte zusätzlich zur Verfügung zu stellen. In Kall wären das rund 9,8 Millionen Euro“, so der Projektleiter Wiederaufbau. Der Antrag für diese Förderung soll laut Poth nach Weihnachten gestellt werden.

Bachbett mit Wasserbausteinen aus Basalt wiederhergestellt

„Am Gillesbach wurden auf einer Länge von 1,8 Kilometern Einzelmaßnahmen durchgeführt“, sagte Michael Lorse vom Planungsbüro Becker aus Kall. „Das Besondere an der Maßnahme ist, dass die Gewässerwiederherstellung mit Hochwasserschutz und Hangsicherung kombiniert werden musste.“ Die Bohranker im Hang seien bis zu acht Meter tief in den Fels gerammt worden. An diesen Ankern sei dann eine Erosionsschutzmatte mit Netz befestigt und darauf Spritzbeton aufgetragen worden.

„Das Hochwasser hatte den Fuß des Hangs und auch Wurzelbereiche von Bäumen unterspült. Deshalb musste die Sicherung vorgezogen werden“, erläuterte Dominik Sures von der Baufirma Balter. Das Bachbett sei mit Wasserbausteinen aus Basalt wiederhergestellt worden, die ein Gewicht von bis zu vier Tonnen hätten. Bei den Arbeiten werde in der Regel ortstypisches Material verwendet.

„Mit der Rückhaltung schützen wir auch die Bahntrasse“, betonte Bürgermeister Hermann-Josef-Esser. Die Gemeinde habe auch die Gewässerunterhaltung deutlich ausgeweitet: „Wir halten die Bachläufe und Gräben frei, damit es keinen Rückstau durch umgefallene Bäume oder Äste gibt.“ Esser lobte bei dem Projekt in Urft die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Neben der Gemeinde und dem Hermann-Josef-Haus sei auch noch die Eifelwald GmbH als Besitzer des Hanggrundstücks mit im Boot gewesen.

Frank Meyer vom Hermann-Josef-Haus berichtete, dass bei dem Hochwasser der Parkplatz, die Technik des Schwimmbads und die Haustechnik sowie die Heizung und die Werkstätten beschädigt worden seien. Auch die Sportanlagen, der Löschteich und die Reithalle seien in Mitleidenschaft gezogen worden. „An dem neuen Parkplatz mit 30 Stellplätzen wird zurzeit gearbeitet. Er soll im Frühjahr fertiggestellt sein“, sagte Meyer.