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Sammlung alter LehrwerkeKaller verkauft seinen Bücherschatz – Lebenshilfe freut sich

Lesezeit 5 Minuten
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Leicht fällt es Eduard Dreßen nicht, sich von seiner eindrucksvollen Büchersammlung zu trennen.

  1. Eduard Dreßen nennt eine mehrere Tausend Bücher und Handwerksbriefe umfassende Sammlung sein eigen.
  2. Der Sammler aus Kall-Sötenich trennt sich jetzt jedoch Stück für Stück von den alten Preziosen.
  3. Dass er sich von seinem Bücherschatz löst, hat einen guten Grund.

Kall-Sötenich – Wenn man mitbekommt, mit wie viel Begeisterung Eduard Dreßen schon beim Betreten des kleinen Vorhofs aus der Geschichte seines alten Hauses am Spielberg in Sötenich erzählt, das von einem Nettersheimer Kalkwerkbesitzer 1871 errichtet worden war, der kann sich sehr gut vorstellen, dass der 81-Jährige auch sonst einen Faible für andere Altertümchen hat. Die sind in seinem Fall schon besondere Stücke.

Denn alte Gesellen- und Meisterbriefe, Fibeln und Schulbücher sowie Katasterkarten und Atlanten werden nur von einem kleinen Kreis von Menschen gesammelt.

Sötenicher seit Generationen

Über die Jahrzehnte sind dabei mehrere Tausend Stück zusammengekommen, von denen der Sötenicher nun ein Großteil gegen eine Spende für die Stiftung Lebenshilfe Kreis Euskirchen verschenkt. Dreßens Familie lebt schon seit Generationen in Sötenich, am 1. November 1938 wurde er dort geboren. Nach der Schulzeit arbeitete er lange Jahre bei der Kreissparkasse Euskirchen.

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An den Beginn seiner Sammelleidenschaft kann sich Dreßen noch gut erinnern: „Es war 1967. Ich arbeitete damals in Düsseldorf und suchte in der Freizeit in Büchereien und Bibliotheken nach einem bestimmten Buch.“ Eines Tages sei dann die Angestellte einer Bücherei zu ihm gekommen und habe gesagt: „Ich habe noch alte Bücher von meinem Opa. Die schick ich Ihnen.“

Dreßen berichtet, dass so alles angefangen hat. Im Laufe der Zeit seinen einige Tausend weitere Bücher hinzugekommen. An die Bücher kam er durch Inserate in Zeitungen oder den Besuch von Flohmärkten.

„Wenn jemand in der Zeitung geworben hat, bin ich auch zu den Leuten nach Hause gefahren“, erzählt Dreßen. Dort sei dann auch eifrig gefeilscht worden, denn die Preisvorstellungen lagen oft sehr weit auseinander: „Bei Schullesebüchern und Fibeln hatte ich im Laufe der Zeit einige Dauerlieferanten. Dazu gehörten auch einige alte Lehrer, die mir dann ab und an auch andere Bücher schickten.“

Einmal wurde der Zoll misstrauisch

Eine Frau aus Amerika habe ihm alte Bücher so preiswert geliefert, dass der deutsche Zoll jedes Mal misstrauisch gewesen sei. „Das sind doch Antiquitäten, die können doch nicht so billig sein“, hätten die Beamte geargwöhnt: „Da habe ich ihnen den Katalog der Frau gezeigt, da waren sie besänftigt.“

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Das teuerste Stück der Sammlung: Der Meisterbrief des Pflasterers Jakob Georg Zeh von 1913 kostete 400 Mark.

Für ein Lesebuch aus dem Jahr 1903 habe er beispielsweise nur acht D-Mark bezahlt. Manche Bände hätten auch nur eine Mark gekostet. Das teuerste Stück ist der Meisterbrief des Pflasterers Jakob Georg Zeh von 1913, für den 400 Mark hingelegt werden mussten und den die Familie Dreßen geschenkt bekommen hat. „Ich habe nie mehr als 200 Mark ausgegeben“, betont er.

Die ältesten Stücke in Dreßens Sammlung stammen aus dem 19. Jahrhundert. So wie das „Allgemeine Lesebuch für deutsche Stadt- und Landschulen“ aus dem Jahr 1849. Es ist kein Lesebuch im heute gebräuchlichen Sinn, sondern eher eine Art Lexikon, in dem etwa auch das „Mineralreich“ sowie das „Pflanzen-“ und das „Thierreich“ behandelt werden.

Zu Beginn, so Dreßen, habe er die alten Bände noch in Bananenkisten verstaut, erst mit der Zeit habe er sich Regale bauen lassen. Einiges an Sachbüchern steht auch heute noch in Kisten herum.

„Auf der Suche nach alten Lesebüchern bin ich dann irgendwann auch auf Gesellen- und Meisterbriefe gestoßen“, erinnert sich Dreßen. Und weil das Handwerk ein stückweit im Familienblut liegt – sein Opa war Schuhmacher gewesen und auch Dreßen ist handwerklich geschickt – sammelte er fortan auch diese Urkunden mit großer Leidenschaft.

Allerdings fand er nur wenige aus der Eifel: „Die haben die Familien fast immer behalten.“ Alte Karten kaufte der Sötenicher unter anderem beim Katasteramt in Euskirchen.

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Das „Allgemeine Lesebuch für deutsche Stadt- und Landschulen“ stammt aus dem Jahr 1849.

In den 1980er- und 90er-Jahren präsentierte er Teile seiner Sammlung in mehreren Ausstellungen in Geschäftsstellen der Kreissparkasse Euskirchen. Auch bei einer Veranstaltung in der Stadthalle in Siegburg mit dem Titel „Originelle Sammlungen & Hobbys – Sammler zeigen ihre Schätze“ durfte Dreßen nicht fehlen.

Immer wieder habe er auch alten Menschen eine Freude machen können: „Ich wurde einige Male von Altenpflegerinnen angesprochen, die für ihre Schützlinge ein Schulbuch aus deren Kinderzeit suchten.“

Plan eines eigenen Museums verwirklichte sich nicht

Die Bemühungen des Sammlers, neben seinem Wohnhaus ein kleines Museum einzurichten, war allerdings nicht von Erfolg gekrönt: „Das Gebäude nebenan bestand aus drei Garagen und einem großen Speicher. Ich hatte den Umbau schon geplant, doch dann musste ich dort nach dem Ausbau selbst mit meiner Frau Ursula einziehen, weil mein Sohn mit seiner Familie in die Eifel kam und unser Haus bezog.“

Seit einigen Jahren löst der 81-Jährige nun seine Sammlungen altersbedingt auf. Viele Urkunden von Handwerksgesellen und das Arbeitsleben von 1674 bis 1949 hat Dreßen nach eigenem Bekunden im Dezember 2016 der „Herzogin Anna Amalia Bibliothek“ in Weimar für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt.

Bereits 800 Euro Spenden angekommen

„Da ich der Lebenshilfe aus privaten Gründen sehr zugetan bin, habe ich mich vor ein paar Monaten dazu entschlossen, fast alle Exponate aus meinen Sammlungen Handwerk und Schule gegen eine Spende an die Stiftung Lebenshilfe Kreis Euskirchen zu verschenken“, sagt Dreßen. Einige Schulbücher und etliche Urkunden hätten so bereits den Besitzer gewechselt: „In drei Monaten sind trotz der Corona-Krise schon knapp 800 Euro Spenden an die Stiftung überwiesen worden und ich hoffe, dass es noch viel mehr wird“, betont Dreßen.

Einen Überblick über seine Sammlung kann man sich im Internet verschaffen. Wer Interesse an einem der Stücke hat kann sich dann unter der E-Mail-Adresse EDressen@t-online.de oder unter Telefon 0 24 41/ 84 90 melden.