Der Gummersbacher Peter Molitor besitzt bereits 15.359 Tickets aus der Zeit seit 1963.
In 36 prallvollen Aktenordnern archiviert er seine Schätze, darunter einige echte Besonderheiten.
Wie er zu dieser beachtlichen Sammlung kam, erzählt er uns.
Gummersbach – Fast täglich bringt der Postbote Nachschub. Das geht schon seit Jahren so und ein Ende ist nicht abzusehen. In den Kuverts stecken Eintrittskarten. Manche sind wenige Wochen alt, andere 50 Jahre.
Empfänger ist Peter Molitor. Der Gummersbacher baut eine Sammlung auf, die weltweit einzigartig sein dürfte: Der 48-Jährige sammelt Eintrittskarten von jedem Spiel, das je in der seit 1963 existierenden 1. Fußball-Bundesliga angepfiffen wurde.
Nach der jetzt laufenden 57. Saison wird sich die Zahl auf sage und schreibe 17 384 Begegnungen summiert haben. Von 15 359 dieser Spiele hat Molitor (48) schon eine Karte. Seine Leidenschaft entbrannte vor gut 30 Jahren. „Ich hatte einen ganzen Stapel Eintrittskarten in der Hand von Spielen, die ich selber besucht hatte, und überlegte, was ich damit machen soll“, erinnert sich der eingefleischte Fan des Hamburger SV.
Statt sie dem Altpapier zuzuführen, sortierte er die Tickets nach dem jeweiligen Heimverein. Das war der Grundstock seiner Sammlung, die heute ihren Platz in 36 prallvollen Aktenordnern gefunden haben. Damals, Ende der 1980er, Anfang der 90er Jahre, war Molitor selber viel in den Stadien unterwegs, verpasste kaum ein Heim- oder Auswärtsspiel des HSV – und erlebte wie jeder Fußball-Fan emotionale Achterbahnfahrten. Zum Beispiel beim Relegations-Rückspiel in Karlsruhe 2015, als Marcelo Diaz den HSV mit einem verwandelten Freistoß in der 91. Minute vor dem Abstieg bewahrte und der Gästeblock regelrecht explodierte. Molitor stand mittendrin. Die Karte von diesem Spiel ist natürlich Teil der Kollektion, und so spiegeln sich auch andere legendäre Bundesligamomente in Form von Tickets in der Sammlung wider. Etwa Schalkes Heimspiel vom 17. Mai 2001, als die Knappen 5:3 gegen Unterhaching gewannen und sich für kurze Zeit als Deutscher Meister wähnten.
Zu den besonderen Schätzchen gehören etliche Eintrittskarten aus der ersten Bundesligasaison 1963/64, darunter die ersten drei Heimspiele des 1. FC Köln gegen Karlsruhe, Schalke und Bremen, ausgetragen im „Stadion Müngersdorf – Hauptkampfbahn“.
Im Stau nach Tickets gefragt
Die ersten Schritte beim Aufbau der Sammlung, erinnert sich der Veranstaltungs-Betriebswirt, waren Kleinanzeigen, die er im Fachmagazin „Kicker“ geschaltet hat. In der Zeit vor dem Siegeszug des Internet war Kreativität gefragt. „Manchmal habe ich nach einem Spiel auf Rastplätzen oder, wenn ich mit dem Auto im Stau stand, einfach mal aus dem Fenster raus Leute nach Karten gefragt.“ Dabei sei er oft auf offene Ohren gestoßen.
Das Internet eröffnete dann ganz neue Möglichkeiten. In Kleinanzeigen-Portalen sucht Molitor ebenso nach Karten wie in verschiedenen Fußball-Foren. Und der Besuch einer jährlich im Herbst stattfindenden großen Fußball-Sammelbörse in Erftstadt ist für ihn ein Pflichttermin.
1000 Karten doppelt
Jetzt, wo Molitor nur noch Lücken schließen muss – 2025 Bundesliga-Karten und sieben von Relegationsspiele fehlen noch – werden die Funde seltener. Hilfreich ist da das Netzwerk mit anderen Kartensammlern, von denen aber keiner die komplette Bundesligageschichte sammelt. „Viele sammeln nur Karten ihres Vereins“, weiß Kreisliga-Schiedsrichter Molitor.
Generell gelte aber: Man kennt sich, man hilft sich, Such- und Tauschlisten zirkulieren unter den Sammlern, und wer anderen aushelfen kann, der hilft. Molitor selbst etwa verfügt über rund 1000 Karten, die er doppelt hat.
Eine Herausforderung könnte für den Sammler die aktuelle Saison mit ihren Geisterspielen werden, für die nur Karten im Umlauf sind, die Fans schon im Vorfeld erworben haben, die aber teilweise an den Verein zurückzuschicken sind, damit der Kartenpreis erstattet wird.
Wer möglicherweise noch Karten außergewöhnlicher Begegnungen hat – frühe Exemplare von Heimspielen des VfB Stuttgart sind besonders Mangelware – kann mit dem Sammler per E-Mail Kontakt aufnehmen: petmolitor@t-online.de.
Die Liga und die Sammung in Zahlen
17 384 Erstliga-Partien wird es bei regulärem Verlauf am Ende dieser Spielzeit gegeben haben. Im Sommer 1963 begann die Fußballbundesliga mit ihrer ersten Saison. 16 Mannschaften traten damals an und wollten Deutscher Meister werden. Zurzeit läuft die 57. Saison.
15 359 Eintrittskarten von diesen Spielen hat Peter Molitor in seiner Sammlung.
56 Fußballvereine haben im Laufe der Jahre in der 1. Bundesliga gekickt. Acht Vereinen war dieses Glück bisher allerdings nur für eine Saison vergönnt: Fortuna Köln, Preußen Münster, VfB Leipzig, SSV Ulm, SpVgg Greuther Fürth, BW 90 Berlin, Union Berlin und Tasmania Berlin. Von jedem der 56 Vereine hat Peter Molitor mindestens eine Heimspiel-Eintrittskarte in seiner Sammlung.
Den kompletten Ticket-Satz aller je ausgetragenen Erstliga-Heimspiele hat er von acht Vereinen: Hansa Rostock, Dynamo Dresden, SpVgg Unterhaching, FC Homburg, VfB Leipzig, Stuttgarter Kickers, Energie Cottbus und Wattenscheid 09.
872 Heimspieltickets, die meisten von einem Club, hat Molitor vom HSV. Es folgen Werder Bremen (860 Tickets) und Bayern München (817). Bei zwölf Vereinen liegt die Ticket-Quote in der Sammlung bei 90 Prozent oder höher, bei 26 Vereinen zwischen 80 und 90 Prozent. Nur von sechs der 56 Erstligisten hat Molitor weniger als die Hälfte aller Tickets: SC Paderborn, Alemannia Aachen, Borussia Neunkirchen, Tasmania Berlin, Tennis Borussia Berlin und Preußen Münster.
2025
Karten fehlen Peter Molitor noch bis zur Vollständigkeit. Etwa 1300 davon sind Eintrittskarten aus den ersten zehn Bundesliga-Spielzeiten zwischen 1963/64 und 1972/73 – ihr Auffinden ist wegen des Alters eine besondere Herausforderung. Zudem fehlen ihm sieben Karten von Relegationsspielen. (sül)