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Einblicke in die TuchindustrieJana Engels aus Kall stellt historischen Roman vor

Lesezeit 3 Minuten
Ein Koffer mit Tüchern, einer Kaffeekanne und alten Geldscheinen ist zu sehen.

Einen Koffer voll mit Utensilien aus den 1920er-Jahren hat Jana Engels gesammelt. Er enthält neben alten Banknoten eine alte Kaffeekanne, alte Tücher und vieles mehr.

„Die Schwestern der Tuchfabrik“ heißt der neue historische Roman von Jana Engels, in dem sie sich mit der rheinischen Tuchindustrie befasst.

Mit dem Bus war die Kaller Autorin Jana Engels vor mehr als einem Jahr nach Euskirchen gefahren. Dabei war ihr der Schornstein einer alten Tuchfabrik aufgefallen. „Das hat mich auf die Idee gebracht, einen historischen Roman zu schreiben, in dem die Tuchindustrie in der Region eine Rolle spielt“, sagt Engels. Ihr siebtes Buch trägt den Titel „Die Schwestern der Tuchfabrik“ und ist ihr erstes historisches Werk.

Die erste Lesung findet am Freitag, 29. September, ab 19 Uhr in der Gemeindebibliothek in Kall statt. Engels erzählt von zwei Schwestern, die in den 1920er-Jahren von Berlin aus ins Rheinland reisen, um einen Sommer in der Tuchfabrik ihres Onkels zu verbringen. „Ursula ist eher konservativ, Edith versucht, ihren eigenen Weg zu gehen“, erzählt die Autorin. Anhand der beiden Schwestern wird in dem Buch auch die Stellung der Frau in dieser Zeit thematisiert. Die Handlung spielt aber nicht in Euskirchen, sondern in einer fiktiven Kleinstadt im Rheinland, die südlich von Köln liegt.

Die Autorin steht vor einem Plakat mit ihrem neuen Buch.

Jana Engels hat mit „Die Schwestern der Tuchfabrik“ ihren ersten historischen Roman vorgestellt.

„Während meiner Recherche erfuhr ich Erstaunliches über die Geschichte der Euskirchener Tuchindustrie. Ihre Anfänge lassen sich bis ins 16. Jahrhundert zurückführen“, erzählt die Autorin. Eine rasante industrielle Entwicklung habe der Industriezweig jedoch von Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts erlebt. Beeindruckt war sie auch von einem Besuch in der ehemaligen Tuchfabrik Müller in Kuchenheim: „Man kann dort miterleben, wie laut beispielsweise die alten Maschinen sind und erhält zudem einen Einblick in die Situation der Frauen und Männer, die dort gearbeitet haben.“

Wie auf der Internetseite der Stadt Euskirchen nachzulesen ist, gab es allein dort vor dem Ersten Weltkrieg 21 Tuchfabriken, die mit ihren rauchenden Schornsteinen das Aussehen der Stadt bestimmten.

Die letzte Tuchfabrik schloss 1982 ihre Tore

Das Wasser für die Reinigung und Verarbeitung der Tücher kam unter anderem aus der Erft sowie aus dem Erftmühlen- und dem Veybach. 1913 arbeiteten laut Stadt 1187 Menschen in der Tuchindustrie. Die letzte Fabrik schloss 1982 ihre Tore.

Für ihre Recherche hörte sich Engels Podcasts an, schaute Dokumentationen und zog Fachliteratur hinzu. Die Arbeiten seien sehr umfangreich gewesen. „Die Ergebnisse habe ich dann in die Geschichte eingearbeitet“, sagt die Kallerin.

Beim Umfang der Recherchearbeit habe sie sich verschätzt: „Ich dachte, ein Jahr reicht. Aber am Ende musste ich Gas geben, um rechtzeitig fertig zu werden.“ Bei ihren Nachforschungen hat sie auch einen Koffer voll mit Utensilien aus der Zeit gesammelt. Er enthält neben alten Banknoten, eine alte Kaffeekanne, alte Tücher und vieles mehr.

Jana Engels sieht erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit

„Ich habe mir auch die deutsche Geschichte in der Zeit intensiv angeschaut. Der Vergleich mit heute ist erstaunlich, erschreckend und traurig zugleich“, sagt Engels. Rechtsextreme Parolen würden sich wieder verbreiten, die Inflation im Land sei hoch und die Menschen seien auf der Suche. „Wir müssen die Leute vor dem nationalsozialistischen Gedankengut warnen“, betont die Autorin.

Die Rückmeldungen von Lesern auf ihr jüngstes Werk seien bislang durchweg positiv: „Viele sagen, dass der Roman sehr authentisch sei und man sich gut in die damalige Zeit hineinversetzen könne.“

Neben dem Schreiben von Büchern und literarischen Texten widmet sich Engels auch der Schreib- und Leseförderung. Die Autorin leitet Schreibwerkstätten für Kinder und kooperiert dabei eng mit dem Literaturbüro NRW und Schreibland NRW. Außerdem konzipiert und veranstaltet sie literaturpädagogische Projekte. 2014 gehörte sie der Jury für den ersten Eifeler Jugendliteraturpreis an.

Die Autorin ist ferner Mitglied bei der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und -autorinnen und im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS). Im VS-Landesverband NRW ist sie seit 2022 Vorsitzende.