Mechernich-Vussem – Wer nach der Flutkatastrophe gedacht hat, dass jetzt in relativ kurzer Zeit viel für den Hochwasserschutz entlang der Bäche und Flüsse getan werde, wird nun wieder mit der Realität des Planungsrechts konfrontiert. „Das Zeitfenster für Sofortmaßnahmen ist schon wieder geschlossen“, bringt es Dr. Christian Gattke vom Erftverband auf den Punkt. Im Mechernicher Planungsausschuss berichtete Gattke über den Stand der Planungen zum Hochwasserschutz im Mechernicher Stadtgebiet.
Selbst kleine Maßnahmen, wie die Schaffung einer Mulde im Rotbach bei Eicks zur Nutzung natürlicher Überflutungsbereiche, hätten einen Vorlauf von rund 15 Monaten. „Der Bagger macht es dann schließlich in zwei Arbeitswochen“, so Gattke.
Entlastung für den Veybach
Als Beispiel einer mittelfristigen Maßnahme nannte Gattke, der beim Erftverband als Abteilungsleiter für die Flussgebietsbewirtschaftung tätig ist, die Umgestaltung des Kommerner Mühlensees. Aus dem Stausee, der anlässlich der Landesgartenschau von 1972 angelegt wurde, soll ein Hochwasserrückhaltebecken (HRB) mit einer kleinen, ständigen Wasserfläche werden. „Diese Maßnahme zum direkten Schutz der Bürger in Kommern hat absolute Priorität für uns und soll, wenn alles glatt läuft, bis zum Jahr 2025 abgeschlossen werden“, so der Experte.
Eine ganze Reihe von neuen HRB sollen im Bereich des Veybachs entstehen. Dies sei auch wichtig für die Siedlungen im Unterlauf des Bachs – bis nach Euskirchen. Zwischen Vussem und dem Fußballplatz in Eiserfey ist ein besonders großes Exemplar geplant: Bei einer Dammhöhe von neuneinhalb Metern soll das Becken im Bedarfsfall bis zu 650 000 Kubikmeter Wasser aufnehmen können. Zum Vergleich: Der Mühlensee in Kommern hat ein Stauvolumen von gerade einmal 52 000 Kubikmetern.
Carsten Vogel hält Maßnahme für unzureichend
„Ein Flächenverbrauch entsteht nur durch den Bau des Damms“, skizzierte Gattke den Stand der Planungen: „Die restliche Fläche kann weiter für die Landwirtschaft genutzt werden.“
Carsten Vogel (CDU), Ortsbürgermeister von Vussem und Mitglied des Planungsausschusses, hält die Maßnahme für den Hochwasserschutz in Vussem jedoch für nicht ausreichend: „Der Veybach ist nicht das einzige Problem. Im vergangenen Jahr sind bei uns auch die Anlieger kleinerer Bäche aus den Seitentälern des Veybachs abgesoffen“, sagte Vogel.
Baumaßnahmen in Gesamtheit betrachten
Gattke betonte, dass man alle großen und kleinen Baumaßnahmen in der Gesamtheit betrachten müsse: „Wenn der Veybach durch das Rückhaltebecken entlastet wird, kann auch das Wasser aus den Nebentälern schneller abfließen. Dadurch werden dann auch diese Anlieger besser geschützt.“
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Wenn es keine größeren Widerstände gegen den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens gebe, könne die Baumaßnahme bis zum Jahr 2027 fertiggestellt werden. Es habe aber auch schon Maßnahmen gegeben, die sich über 20 Jahre bis zur Fertigstellung gezogen hätten, so Gattke.