AboAbonnieren

Turnhallen-SanierungDie Kaller Sportler werden weiter vertröstet

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt eine Turnhalle. Auf einer Sportbank liegen Pakete. Große Kartons sind in der Mitte der Halle gelagert. Ein Einkaufswagen ist mit Plastik befüllt. An der Wand der Tundhalle steht ein Gerüst.

Als Lager wird die Halle nach Angaben von Richard Fremerey vom TV Kall genutzt.

Die Turnhalle des Kaller Berufskollegs wird seit der Flut nicht mehr zum Sport genutzt. Jetzt wurden Schäden an der Dachentwässerung entdeckt.

„Wir werden seit zwei Jahren immer wieder vertröstet. Jetzt reicht es“, ist Richard Fremerey, zweiter Vorsitzender des Turnvereins in Kall (TV), sauer. Auch mehr als zwei Jahre nach der Flut kann der Verein die Sporthalle des Berufskollegs Eifel in Kall nicht nutzen. Und es wird wohl auch noch Monate dauern, ehe in der Halle wieder Sport getrieben werden kann.

Der Kreis kann nämlich aktuell noch keinen Zeitplan vorlegen, wann die Halle wieder zur Verfügung stehen wird. „Wenn die Arbeiten wie geplant ablaufen, hoffen wir darauf, dass die Halle noch in diesem Jahr teilweise wieder für den Vereinssport freigegeben werden kann“, teilt Kreispressesprecher Wolfgang Andres vorsichtig mit. Vorher müsse die komplette Dachentwässerung erneuert werden.

In der Turnhalle des Berufskollegs in Kall gibt es immer neue Probleme

„Es gibt immer neue Probleme. Zuerst hieß es, der Halle fehle eine Brandmeldeanlage, dann wurde bei Sanierungsarbeiten Asbest gefunden“, erzählt Fremerey. Die Meldeanlage liege jetzt wohl in der Halle, Handwerker sehe man aber nicht. „Ich war mindestens fünfmal dort und habe nie jemanden Arbeiten gesehen. So kann es nicht weitergehen.“ Die Halle werde seit der Flut als Lager genutzt.

Das Bild zeigt die Sporthalle des Berufskollegs Eifel in Kall. Vor dem Gelände stehen Bauzäune und Container.

Die Sporthalle des Berufskollegs Eifel in Kall ist seit der Flut gesperrt.

Der TV Kall sei mit mehr als 700 Mitgliedern kein kleiner Verein: „Seit der Flut haben wir zu wenig Hallenzeiten. Wir hatten eine Warteliste mit bis zu 100 Kindern.“ Viele davon hätten sich aber mittlerweile woandershin orientiert. Mit der Turnhalle der ehemaligen Grundschule sei seit der Flut ja noch eine weitere Halle gesperrt, die der Verein genutzt habe, so Fremerey.

Der Fertigstellungs-Termin verschiebt sich seit Sommer 2022 immer wieder

„Zuerst hieß es, wir könnten im Sommer 2022 wieder in die Halle rein. Danach wurde der Termin von den einen Ferien auf die nächsten verschoben“, berichtet Iris Schröder von der Badmintonabteilung. „Wir sind mit unseren Mannschaften in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs. Ein Spitzenspieler ist jetzt nach Bonn gewechselt, weil wir nicht genug Trainingszeiten anbieten konnten.“

Aktuell würden die Spieler in Kall, Schleiden, Düren-Kreuzau und Sistig trainieren. Vom Kreis habe es bislang wenig Interesse und gar keine Unterstützung gegeben. „Nur mit der Architektin gibt es einen regelmäßigen Austausch“, erklärt Schröder. Die Volkshochschule und die Schüler des Berufskollegs seien ja ebenfalls betroffen.

80 Kinder warten auf einen freien Platz für das Kinderturnen

„Meine Kinder lieben das Turnen und würden so gerne wieder dabei sein. Aber dadurch, dass der Turnverein die Dreifachturnhalle des Berufskollegs schon seit einigen Jahren nicht mehr nutzen darf, sind die Möglichkeiten nur noch unerträglich begrenzt“, schreibt eine Mutter. Die eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten und endlose Wartelisten würden dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung gestört würden.

„Nach rund zwei Jahren Wartezeit darf meine älteste Tochter glücklicherweise endlich am Geräteturnen teilnehmen. Aber ein Training von einer knappen Stunde pro Woche ist viel zu wenig, um die Abläufe zu verinnerlichen.“

Tochter Nummer zwei würde Geräteturnen gerne einmal ausprobieren, bekomme aber keinen Platz: „Sie wird sicher noch einige Jahre warten müssen, wenn sich nicht endlich was bewegt.“

Vor dem Eingang der Halle stehen Richard Fremery und Iris Schröder vom TV Kall. An der Eingangstür hängt ein Warnschild mit der Aufschrift „Baustelle“. Neben der Tür: ein Bauzaun.

Können seit mehr als zwei Jahren die Halle nicht nutzen: Richard Fremerey und Iris Schröder vom TV Kall.

Der Sohn sei einer von 80 Kleinen, die auf einen freien Platz im Kinderturnen warten würden: „Er turnt im Moment gar nicht, obwohl er als Vierjähriger das sehr gut gebrauchen könnte.“ Die jüngste Tochter dürfe mittlerweile in Sistig am Eltern-Kind-Turnen teilnehmen. Aber das Bewegungsangebot sei nicht vergleichbar mit den Möglichkeiten in der Dreifachturnhalle.

„Mein fünftes Kind werde ich wohl direkt nach der Geburt für die Warteliste des Eltern-Kind-Turnens anmelden, damit es vielleicht einen Platz bekommt, wenn es laufen kann.“ Sie können nicht begreifen, warum sich nichts tue: „Gerade nach der schlimmen Coronazeit, wo die Kinder schon so große Defizite aufgebaut haben, braucht man Sportangebote.“ Engagierte Ehrenamtler würden hingehalten und abgewimmelt.

Um das Gebäude des Berufskollegs Eifel stand es schlechter als gedacht

Kreispressesprecher Andres erklärt: „Unmittelbar nach der Hochwasserkatastrophe hatte das Berufskolleg Eifel in der Sanierung oberste Priorität. Dort musste über ein Jahr lang freigeräumt, zurückgebaut und entkernt werden, um Folgeschäden im Gebäude zu verhindern.“

Im Keller und im Erdgeschoss seien alle Böden einschließlich des Estrichs erneuert, der Putz bis zur halben Raumhöhe abgestemmt und organische Materialien entfernt worden. „In dieser Zeit konnte auch die Turnhalle nicht genutzt werden, weil die Halle im Erdgeschoss ebenfalls durch das Hochwasser beschädigt worden war“, betont Andres.

Messungen hätten anschließend ergeben, dass die vor dem Hochwasser fertiggestellten Umkleiden im Erdgeschoss wieder entkernt werden mussten. Eine bloße Trocknung der Räume habe nicht ausgereicht.

Die innenliegende Dachentwässerung hat im Gebäude zur Schimmelbildung geführt

Das ganze Ausmaß und der wahre Grund für die schlechten Messergebnisse seien dann aber erst im Zuge der folgenden Arbeiten erkennbar geworden. „Die innenliegende Dachentwässerung hat an unterschiedlichen Stellen im Gebäude zu einer Schimmelbildung geführt“, teilt der Pressesprecher mit. Die Rohrverbindungen seien für heutige Starkregenereignisse nicht groß genug dimensioniert gewesen und seien deshalb an mehreren Stellen auseinandergedrückt worden. Nun müssten neue Leitungen verlegt und die alten abgerissen werden.

„Um die Ursache der Schäden zu beheben, ist eine Gesamtsanierung der Regenentwässerung unerlässlich“, bringt es Andres auf den Punkt. Mittlerweile liege ein Angebot für die Arbeiten vor. Eine abschließende Terminierung mit allen Gewerken könne aber erst nach der Auftragserteilung erfolgen: „Dann können wir etwas zum Zeitplan sagen. In jedem Fall müssen aber alle sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllt sein und die Genehmigung der Baubehörde vorliegen, damit das Hallenfeld wieder genutzt werden kann.“