Schulen im Kreis EuskirchenBald kehren die ersten Schüler zurück – Hoher Aufwand
Kreis Euskirchen – Ihr Bauchgefühl hat sie nicht getrogen. Roswitha Schütt-Gerhards, die kommissarische Leiterin der Clara-Fey-Schule in Schleiden, hatte vor der Bekanntgabe der Entscheidungen von Bundes- und Landesregierung damit gerechnet, dass die Schulen nach den Ferien wieder öffnen dürfen. Doch dass in den Fluren und Klassenzimmern das Leben pulsiert und alles wieder so ist wie vor der Schulschließung Mitte März, davon sind weder sie noch ihre Kollegen ausgegangen.
Faires Angebot
Planungssicherheit für die Schüler sieht Landtagsabgeordneter Klaus Voussem (CDU) im schrittweisen Wiedereinstieg in den Schulbetrieb. Er bezeichnet es als einen realistischer Zeitplan zurück zur Normalität. Voussem: „Das ist ein für alle faires Angebot.“
Wichtig sei, dass vor allem die Durchführung von Prüfungen und die Vergabe von Abschlüssen ermöglicht werden. Hessen und Rheinland-Pfalz haben das Abitur laut Voussem „reibungslos in den vergangenen Wochen während der Corona-Krise geschrieben“. Durch die Verschiebung der Prüfungen auf Termine ab dem 12. Mai sieht Voussem viel Zeit zur Vorbereitung. (rha)
Vorsicht ist das Gebot der Stunde. Das werden die Regierungschefs nicht müde zu betonen – und das gilt auch für die Verantwortlichen der Schulen. Damit sie ab Donnerstag für die Schüler, deren Abschlussprüfungen anstehen, ein Unterrichtsangebot unter Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen machen können, hat das Personal eine organisatorische Herkulesaufgabe zu stemmen.
„Großes logistisches Programm“
Bereits am Donnerstag hat sich Schütt-Gerhards mit der erweiterten Schulleitung getroffen. Ein „großes logistisches Programm“ gilt es abzuarbeiten: Hygienekonzepte, Raumpläne, Personalpläne, Wegekonzepte, Putzpläne, Buskonzepte – all das gilt es in den nächsten Tagen zu erstellen und umzusetzen, bevor die ältesten Schüler ein Schrittchen in Richtung Normalität gehen dürfen.
Doch mit dem, was für die angehenden Abiturienten – 110 sind es am Clara-Fey-Gymnasium – normal sein sollte, haben diese Tage und Wochen nicht viel gemein. Der letzte Schultag ist unverhofft am 13. März gewesen, die so beliebte Mottowoche vor den Osterferien ausgefallen. Die Vorbereitungen für den Abiball sind eingefroren – ob der stattfinden kann, steht in den Sternen.
Abiturprüfungen ab dem 12. Mai
Doch das Wichtigste für Schütt-Gerhards ist, dass die Abiturprüfungen ab dem 12. Mai stattfinden können: „Das Abitur ist so wichtig für die Schüler. Sie sollen einen vollwertigen Abschluss erhalten und nicht mit einem Notabitur dastehen wie im Krieg.“ Das sehen auch ihre Kollegen so.
Schulbusse
Die Organisation des Schulbusverkehrs ist ebenfalls eine logistische Herausforderung. Dazu hat der Kreis Euskirchen bereits am Donnerstag Kontakt zu Verkehrsunternehmen und Schulträgern aufgenommen und Abfragen gestartet. Das Ergebnis, so Kreis-Sprecher Wolfgang Andres: „ Auf der Basis der Rückmeldungen wird der Schülerverkehr ab dem 23. April für die weiterführenden Schulen wieder aufgenommen, und zwar im Zeitraum von der ersten bis zur sechsten Schulstunde.“
Individuelle Lösungen für einzelne Schulen seien jedoch nicht möglich, da der Schülerverkehr für mehrere Schulträger gefahren wird. Geplant ist laut Andres, in den kommenden Wochen im engen Austausch mit Schulträgern und Verkehrsunternehmen zu bleiben, um das Vorgehen je nach Lage zu planen – gerade auch für den Zeitpunkt, wenn weitere Schulen öffnen und mehr Schüler gefahren werden müssen.
Gleiches gilt für die SVE, so Alfred Jaax vom Euskirchener Fachbereich für Schule, Generationen und Soziales: „Auch wenn nur wenige Schüler zu Beginn die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, haben wir bereits mit der SVE vereinbart, dass alle Schulbusse ab Donnerstag wieder ihren normalen Dienst antreten.“
In den Bussen gelten die Empfehlungen von Bund und Ländern, Mund-Nasen-Abdeckungen zu tragen sowie die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. (rha/arn)
Der stellvertretende Schulleiter des St.-Michael-Gymnasiums in Bad Münstereifel, Lutz Stichl, hofft, dass die Schüler „die Spannung während der ungeplanten Pause aufrechterhalten haben“. Über die Online-Lernplattform habe man dazu alle nötigen Möglichkeiten angeboten. Alternativpläne habe man für die Schüler in Arbeit, die aus Quarantänegründen nicht an Prüfungen vor Ort teilnehmen können. Für Dr. Michael Szczekalla, Leiter des Emil-Fischer-Gymnasiums Euskirchen, kommt fürs Abitur auch eine Einzelprüfung infrage: „Wir können uns vorstellen, Klassenräume für einzelne Schüler zur Verfügung zu stellen, um jede Ansteckungsgefahr zu minimieren.“
Vorbereitungen laufen auf Hochtouren
Die Schulen warten nun auf die Rückmeldungen der Schüler, wer am freiwilligen Unterricht vor Ort teilnehmen wird. Lehrer, die älter als 60 Jahre, vorerkrankt oder schwanger sind, sind von der Pflicht, in der Schule zu erscheinen, ausgenommen. Also wird geplant und konzipiert. In Schleiden etwa läuft die Grundreinigung auf Hochtouren, alle Flächen werden gereinigt und desinfiziert. Zudem wird ein Putzplan erstellt, damit die hohen Hygienestandards eingehalten werden, die Reinigungskräfte aber ebenfalls die Abstandsregeln einhalten.
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Diese spielen auch für die Schüler und Lehrer eine große Rolle: „Wir können keinen Kurs mit 22 Schülern in einen kleinen Klassenraum setzen“, sagt Schütt-Gerhards. Teils werden die Kurse geteilt, teils können sehr große Räume wie Mensa oder Pädagogisches Zentrum genutzt werden. Die Schule wird Wege festlegen, wie die Gebäude betreten und verlassen werden dürfen.
Mundschütze für Schüler und Lehrer
Gut vorbereitet ist laut Schulleiter Michael Mombaur auch die Marienschule Euskirchen. Dort werden sich Treppenhäuser in Einbahnstraßen verwandeln, um dichtes Gedränge zu vermeiden. Zudem werden alle Tische in zwei Meter Abstand voneinander stehen.
Das Clara-Fey-Gymnasium lässt für Schüler und Lehrer 200 Mundschutze von zwei Schneiderinnen nähen. Schütt-Gerhards freut sich, dass Förderverein und Schulträger die Kosten dafür übernehmen: „Wir denken, dass alle sich damit sicherer fühlen.“ Dies sei auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass niemand das Einhalten der Corona-Regeln in den Schulgebäuden zuvor habe erproben können. Ein Plan fürs freiwillige Tragen von Mundschutzen ist auch an der Marienschule in Arbeit.
Normaler Unterricht ist nicht geplant
Normaler Unterricht ist ohnehin nicht geplant. Es geht in erster Linie um die Vorbereitung auf die Prüfungen und die Möglichkeit, Fragen in der Runde zu beantworten. „Die innere Sicherheit und das Gleichgewicht können so wieder hergestellt werden. Schule ist eben nicht zu ersetzen“, sagt Schütt-Gerhards. Die Schüler werden über das Vorgehen weitgehend über die Homepage, den schuleigenen Server, Facebook und Instagram informiert.
Als eine Art Testlauf dafür bezeichnet Schütt-Gerhards die Stürme Anfang Februar, als im Laufe eines Sonntags entschieden und kommuniziert werden musste, dass die Schule am Montag geschlossen bleibt. Da fielen etwa veraltete Mail-Adressen auf und Systeme wurden aktualisiert. „Wir wollten für die nächste Katastrophe vorbereitet sein. Das die so schnell und so gravierend kommt, hätte niemand gedacht.“