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Ohne Netz und doppelten BodenDie Landratskandidaten verzichten auf Absicherung

Lesezeit 4 Minuten

Markus Ramers (Archivbild)

  1. Der Kreis Euskirchen steht vor einem wichtigen Wahljahr.
  2. Dabei haben es gleich mehrere Kandidaten auf die Position des Landrats abgesehen.
  3. Für viele heißt es dann: Landrat oder nichts. Einige Kandidaten verzichten auf eine Absicherung.

Kreis Euskirchen – Spätestens im August müsste Johannes Winckler wieder gewählt werden, wenn er Beigeordneter der Stadt Euskirchen bleiben wollte. Will er aber nicht. Der Christdemokrat will Landrat werden. Die CDU im Kreis Euskirchen hat ihn zu ihrem Landratskandidaten für die Wahl am 13. September gekürt. Die CDU-Fraktion im Stadtrat Euskirchen wird Winckler im August nicht als Beigeordneten bestätigen. Das machte am Mittwoch Fraktionschef Klaus Voussem deutlich. Zwar ließe die CDU den Beigeordneten nur schweren Herzens gehen, so Voussem, der auch stellvertretender Vorsitzender der Kreis-CDU ist. „Wir sind aber 100-prozentig davon überzeugt, dass Johannes Winckler Landrat werden wird. Wer denn sonst?“

Da würde es laut Voussem wenig Sinn ergeben, Winckler im August im Rat zu wählen, wenn er sowieso Landrat werde. Schließlich brauche auch die Stadt klare Verhältnisse: Weil nämlich Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) nicht mehr antritt, benötige die Stadt zwei neue Kräfte für die zwei wichtigsten Posten im Rathaus. Wenn aber Winckler ins Kreishaus wechsele, müsse sein Posten rasch neu besetzt werden. „Eine Verwaltung mit rund 780 Mitarbeitern braucht einen Beigeordneten oder eine Beigeordnete“, so Voussem.

Kandidaten setzen auf Sieg

Winckler kann sich derweil nach eigenen Bekunden beruhigt zurücklehnen. Er verweist auf die Gemeindeordnung. Dort heißt es: „Die Beigeordneten sind verpflichtet, eine erste und zweite Wiederwahl anzunehmen, wenn sie spätestens drei Monate vor Ablauf der Amtszeit wiedergewählt werden.“ Wincklers Amtszeit endet am 1. Januar 2021. Dann möchte er aber bereits zwei Monate lang Landrat sein. Würde das jedoch nicht klappen, wäre für ihn auch der Posten des zweiten Mannes im Rathaus verloren. Was er dann macht? „Darüber mache ich mir keine Gedanken“, so der 49-Jährige: „Ich würde nicht als Landratskandidat antreten, wenn ich nicht überzeugt wäre, auch gewählt zu werden.“

Zwei, die gehen: Dr. Uwe Friedl (r.) tritt nicht mehr an, Johannes Winckler wird als Beigeordneter wohl nicht wiedergewählt.

Bewerben müsse er sich für eine weitere Amtszeit als Beigeordneter ohnehin nicht, so der Volljurist. Werde er wider Erwarten im August für eine weitere Amtszeit im Euskirchener Rathaus gewählt werden, käme er seiner Pflicht natürlich nach und würde die Wahl annehmen, sagt er. Sollte er aber am 13. September oder bei der Stichwahl am 27. September zum Landrat gewählt werden, erhielte er am 1. November die Ernennungsurkunde zum Landrat. Damit wäre er automatisch von anderen beamtenrechtlichen Verpflichtungen befreit – auch von den Aufgaben des Beigeordneten.

Gute Chancen für Knaup

Die CDU-Fraktion will ihn wählen: Oliver Knaup.

Nicht nur über den Posten des Ersten Beigeordneten wird der Stadtrat Euskirchen in diesem Jahr befinden müssen. Auch die Amtszeit des Technischen Beigeordneten Oliver Knaup läuft im Frühjahr 2021 aus.

Doch er kann sich begründete Hoffnung auf eine weitere Amtszeit machen. Die CDU-Ratsmitglieder wollen ihn wählen, so Klaus Voussem, Chef der Mehrheitsfraktion im Rat. Mit Knaups Arbeit sei die Fraktion sehr zufrieden. Knaup wollte sich dazu nicht äußern: „Zu Personalfragen, auch wenn es die eigenen sind, nehme ich öffentlich keine Stellung.“ (sch)

Ohne Netz und doppelten Boden geht auch Markus Ramers ins Landratsrennen. Am 4. April will die SPD-Kreispartei ihre Reserveliste für den Kreistag aufstellen. Auf einem der sicheren Plätze wird man den Namen Ramers aber nicht finden. „Ich strebe keinen sicheren Platz auf der Liste an“, stellte Ramers am Mittwoch klar. Das Amt des Landrats, für das er sich bewerbe, sei kein Parteiamt. „Da wäre es nicht in Ordnung, wenn ich auf einer Parteiliste für den Kreistag kandidieren würde. Ich habe meine Kandidatur als eine Kandidatur der Einladung auch an Menschen, die andere Parteien wählen, angekündigt.“ Er sei optimistisch, dass er nach der Wahl den Kreistag vom Sitz des Landrats und damit auch des Vorsitzenden des Gremiums aus führen werde, sagte Ramers. Mit einem Plan B ins Rennen zu gehen, würde dieser Zuversicht widersprechen, erläutert der SPD-Kreischef.

Widersprüchlich

Daher verzichte er auch auf eine erneute Kandidatur für einen Sitz im Blankenheimer Gemeinderat. Denn der Posten des Landrats schließt die Mitgliedschaft in einem Rat aus. „Würde ich für den Rat kandidieren, könnte das ja keiner ernst nehmen.“

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Die Wähler würden zu Recht fragen: Was will er denn nun? Ob er nach einer Niederlage bei der Landratswahl weiterhin SPD-Kreischef bleiben werde, wisse er nicht. „Darüber mache ich mir heute keine Gedanken“, so Ramers. Auch derartige Gedankenspiele würden seiner optimistischen Haltung widersprechen.