Kreishaus-AnbauDer Kreis Euskirchen investiert 40 Millionen Euro
- Die Holz-Hybrid-Bauweise hatet wegen dem hohen Preis für Diskussionen gesorgt.
- Die geplanten Kosten liegen nach mehreren Berechnungssprüngen bei knapp 39,7 Millionen Euro.
- 68 Büros werden nun für 114 Mitarbeiter des Kreises gebaut.
Kreis Euskirchen – Der Landrat hat klare Erwartungen, was die Einhaltung von Kosten- und Zeitrahmen beim Kreishaus-Anbau betrifft: „Wir spielen hier ja nicht Flughafen Berlin.“
Vor etwas mehr als dreieinhalb Jahren schockte Günter Rosenke die Politiker mit der Aussage: „Wir platzen aus allen Nähten.“ Es bedürfe dringend eines Anbaus. Viele teils heftige Diskussionen, zahlreiche Planungen und Umplanungen, stundenlange Sitzungen der politischen Gremien und einige Kostenschätzungen später vollzog der Landrat nun am Mittwochmorgen symbolisch den ersten Spatenstich für das viergeschossige Gebäude, das für die Technik teils unterkellert sein wird und auf dem Dach eine Technikzentrale erhalten soll.
Dass der Anbau von der Politik so intensiv unter die Lupe genommen wurde, hält der Landrat angesichts dieser Bausumme für „ganz normal“, auch wenn er sich eine Entscheidung des Kreistages anders gewünscht hätte. „Mir hatte die Holz-Hybrid-Bauweise eher zugesagt“, so der Landrat.
Rosenke war für Holzbauweise
Dies hätte zwar etwas mehr gekostet als die nun beschlossene konventionelle Bauweise, aber: „Wir wären dann einer der ersten gewesen, die im Rahmen der Zukunftsinitiative Eifel, in der die Bereiche Holz und Wald eine wichtige Rolle spielen, mit einem guten Beispiel vorangehen.“
Dieser Werbe- und Nachahmungseffekt wäre sicher gut angekommen – nach dem Motto: Der Kreis Euskirchen nutzt das, was die Natur ihm bietet. Doch der Kreistag habe nun mal anders entschieden, und das akzeptiere er natürlich, sagte Rosenke.
Die geplanten Kosten liegen nach mehreren Schätzungs-und seriösen Berechnungssprüngen nun bei knapp 39,7 Millionen Euro. Sie setzten sich zusammen aus Baukosten in Höhe von 32 Millionen Euro, sechs Millionen Euro Planungskosten und einem fünfprozentigen Puffer namens Teuerungsaufschlag in Höhe von 1,6 Millionen Euro. „15,5 Millionen Euro davon entfallen auf die neue Rettungsleitstelle“, stellte Rosenke klar.
Deren Neubau, der 2143 Quadratmeter in dem Neubau einnimmt, sei „zwingend erforderlich“, weil sowohl die Zahl der Einsätze als auch die Sicherheitsanforderungen für Rettungseinsätze und die Leitstelle gestiegen seien. Die neue Leitstelle ist auch ein Kostentreiber, wie Hans Wiesner vom Büro agn erläuterte: Hier müsse im Grunde alles – Wärme, Kälte, Strom – doppelt vorhanden sein (Redundanzen), weil ein Ausfall der Technik im Katastrophenfall Menschenleben kosten könnte.
Geringer Energie-Verbrauch
137 Meter lang, 17 Meter breit und 16,5 Meter hoch wird der Erweiterungsbau des Kreishauses werden. Er entsteht in konventioneller Massivbauweise, das Tragwerk besteht aus Stahlbeton.
Optisch passt sich der Neubau dem Trakt C an. Außen besteht der Bau aus vorgehängten Aluminium-Verbundelementen mit Wärmedämmung aus nicht brennbarer Mineralfaser.
Die Anforderungen der Energie-Einsparverordnung werden mehr als erfüllt, versicherte Hans Wiesner vom Generalplaner agn: „Wir brauchen weniger Energie.“ Dafür sorge die Nutzung der Geothermie. Sie werde sowohl für das Heizen als für das Kühlen genutzt.
Wegen der Baustelle für den Erweiterungsbau fallen einige Parkplätze am Kreishaus weg. Diese, so Landrat Günter Rosenke, stünden nach den Bauarbeiten wieder zur Verfügung, plus 200 weiterer Stellplätze, die errichtet werden.
Rosenke dankte der Stadtverwaltung Euskirchen für die zügige Erteilung der Baugenehmigung. (sch)
Darum war deren Neubau auch in der Politik unumstritten. Inhalte der oft hitzigen Diskussionen waren in den vergangenen Jahren vielmehr die Erweiterungsabsichten für die Kreisverwaltung: 68 Büros werden nun für 114 Mitarbeiter des Kreises (1807 Quadratmeter) gebaut. Weitere 112 Büros entstehen für 138 Mitarbeiter des Jobcenters (3447 Quadratmeter) , wofür die Agentur für Arbeit Miete an den Kreis bezahlen wird. „Ich bin ein Fan davon, dass man alles unter einem Dach anbietet“, sagte der Landrat beim Spatenstich dazu. Das sei Service für den Kunden Bürger, der nicht schon an der Rezeption hören wolle, dass er woanders hinfahren müsse, um seine Dinge zu erledigen.
Anspruchsvoller Zeitplan
So galt es laut Rosenke auch, Lehren aus der Errichtung des Traktes C im Jahr 2004 zu ziehen. „Hätten wir damals nur auf den Landrat gehört“, so Rosenke über sich selbst. Dann herrschte derzeit nicht eine solche Knappheit an Versammlungsräumen und Büros im Verwaltungsgebäude. Stattdessen müssten etwa für die Wirtschaftsförderung Räume in der Stadt Euskirchen gemietet werden.
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Wenn alles so läuft wie geplant, können die betroffenen Mitarbeiter bis Ende 2021 in das neue Gebäude umziehen, die Leitstelle soll dann im zweiten Quartal dort ihren Betrieb aufnehmen – ein anspruchsvoller Zeitplan, wie es am Mittwoch hieß. Aber wie gesagt: Das Kreishaus Euskirchen ist ja nicht der Flughafen Berlin.