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Erneuerbare EnergienPotenziale im Kreis Euskirchen kaum ausgeschöpft

Lesezeit 4 Minuten
Windraeder

Der Bau neuer Anlagen entzweit zunehmend Freunde und Gegner der Windkraft. 

  1. Die Landesregierung antwortet auf eine Anfrage der Grünen Landtagsfraktion mit der Potenzialausschöpfung von Erneuerbaren Energien in den Städten im Kreis Euskirchen.
  2. Auch bei der Nutzung der Solarenergie im Kreis ist noch eine Menge drin.
  3. Die Spitzenreiter und Schlusslichter.

Kreis Euskirchen – Ingo Pfennings freut sich. „Wir sind als Hauptstadt des Nationalpark Eifel natürlich stolz darauf, so viel regenerative Energie zu produzieren“, sagt Schleidens Bürgermeister. Der Grund für seine gute Stimmung ist die Antwort der NRW-Landesregierung auf eine Große Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion. Demnach hat Schleiden seine 2012 vom Land ermittelten Potenziale zur Erzeugung Erneuerbarer Energie per Windkraft zu 64,6 Prozent ausgeschöpft.

Damit ist Schleiden Spitzenreiter im Kreis – mit riesigem Abstand: Dahlem folgt mit 25,3 Prozent auf Platz zwei. Insgesamt gilt für den Kreis Euskirchen: Beim Grünen Strom ist noch viel Luft nach oben (siehe Tabelle). Etwa in Bad Münstereifel und Euskirchen, den Windkraft- Schlusslichtern. Beide haben noch kein Windrad, Potenzialausschöpfung: 0,0 Prozent. Immerhin hält Euskirchen eine Windkraft-Konzentrationszone von 101 Hektar vor.

Noch keine Areale

Bad Münstereifel hat noch keine Areale für Anlagen ausgewiesen. Die Stadtverwaltung begründet das mit „spezifischen Besonderheiten, die es in anderen Gemeinden in NRW so nicht gibt“. Das liege am großen Waldanteil, historischen Landmarken wie dem Michelsberg sowie den Radioteleskop-Anlagen Stockert und Effelsberg, auf deren Funktionsfähigkeit Rücksicht zu nehmen sei.

Nun warte die Verwaltung auf eine neue Potenzialflächen-Analyse, die derzeit in Arbeit sei, berichtet Stadtsprecherin Marita Hochgürtel: „Sobald Ergebnisse vorliegen, wird in den politischen Gremien weiter beraten.“ Bad Münstereifel hat auch bei der Solarenergie die Rote Laterne im Kreis inne: Dächer: 5,7; Freiflächen: 0,0 Prozent. Das hänge stark vom Willen der Bauherrn ab, sagt Hochgürtel.

Keine Festschreibung

Die Stadt ermögliche bei Bedarf über Bauleitplanungen die Errichtung dieser Anlagen, schreibe sie aber nicht zwingend fest. Für die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen gebe es keine festgesetzten Flächen in Bad Münstereifel. Diese seien im Außenbereich im Gegensatz zur Windenergie nicht privilegiert, deshalb bedürfe es in jedem Fall einer konkreten Bauleitplanung. „Hierbei“, so Hochgürtel, „ist darauf zu achten, dass die in Frage kommende Flächen nicht mit Restriktionen (Waldflächen, Naturschutzgebiete, etc.) behaftet sind.“

Zudem handele es sich bei diesen Arealen zumeist um private Flächen, die in der Regel landwirtschaftlich genutzt würden. Zurück nach Schleiden: Die Schlossstadt hat mit ihrer weiträumigen Besiedlung und zwei größeren Flächen auf der Dreiborner Hochebene natürlich Vorteile. Doch das ist es nicht alleine, wie der Beigeordnete Marcel Wolter erläutert. Bereits vor mehr als 20 Jahren hatte der Verein Windenergie Nordeifel drei Windräder bei Herhahn errichtet. „Das waren damals Pioniere“, so Wolter. Später kam der Windpark Schöneseiffen dazu. Zwar gab es auch in Schleiden Proteste, doch die hielten sich in Grenzen.

Sechsstellige Beträge

Betreiber und Grundstückseigentümer der Windparks zahlen Jahr für Jahr insgesamt sechsstellige Euro-Beträge an die umliegenden Ortschaften und an die Bürgerstiftung Schleiden. Aus dem Windpark bei Schöneseiffen fließen jährlich mehr als 20 000 Euro an die Vereine in den Orten. Rund 120 000 Euro kommen Jahr für Jahr von den Grundstückseigentümern, die Land für den Bürgerwindpark Schleiden verpachten, den Bürgern zugute: 90 000 Euro gehen an die Bürgerstiftung Schleiden, die eigens dafür 2015 gegründet wurde.

Die Stiftung finanziert damit zahlreiche Projekte und unterstützt Vereine und Initiativen. Die restlichen 30 000 Euro gehen an die umliegenden Orte – zur Verbesserung der dörflichen Infrastruktur und für Maßnahmen zur Dorfverschönerung. Mit den insgesamt 25 Windrädern habe Schleiden das Maximum erreicht, stellt Bürgermeister Pfennings klar: „Wir werden den Ausbau anderer Energiequellen im Stadtgebiet, wie Solar oder Wasserkraft, weiter vorantreiben und unterstützen.“

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Denn auch bei der Nutzung der Solarenergie ist im Kreis noch eine Menge drin, nimmt man die Potenzialanalyse von 2012 als Maßstab – sowohl auf Gebäudedächern als auch auf Freiflächen. Kall ist bei den Dächern mit 11,9 Prozent Ausschöpfung der Potenziale ganz vorne im Kreis, Dahlem mit 10,8 Prozent bei den Solaranlagen auf freien Flächen. Von Werten wie die Stadt Rees (Niederrhein), die als NRW-Spitzenreiter einen Wert von 199 Prozent hat – das ist möglich, weil die Anlagen weitaus effizienter sind als bei der Potenzialanalyse 2012 (Repowering) – sind die Kreiskommunen noch weit entfernt. Andererseits: Mit 15,9 Prozent liegt der Kreis im Landesschnitt.

Kreisspitzenreiter bei Solaranlagen auf Dächern ist Kall mit 11,9 Prozent. Zum Vergleich: NRW-Spitzenreiter ist Heiden (Westmünsterland) mit 25,2 Prozent. Bei den Solaranlagen auf Freiflächen liegt Dahlem (10,8) im Kreis vorne, NRW-weit Marienmünster (80,0).