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Pläne veröffentlichtKreis Euskirchen rechnet mit 216 Millionen Euro für Wiederaufbau

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Die Kosten für die Wiederherstellung der beiden Berufskollegs beziffert der Kreis Euskirchen auf etwa 150 Millionen Euro.

Kreis Euskirchen – 35 Maßnahmen umfasst der Wiederaufbauplan des Kreises Euskirchen. Insgesamt hat Heike Schneider, Leiterin der Stabsstelle Wiederaufbau, mehr als 216 Millionen Euro für die unterschiedlichsten Projekte veranschlagt. Geht es nach dem Kreis, wird die komplette Summe aus dem Wiederaufbaufonds des Landes gefördert.

Die herausragenden Projekte auf der langen Liste, die nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr entstanden ist, sind die beiden Berufskollegs. Für deren Wiederaufbau veranschlagt der Kreis etwa 147 Millionen Euro – 87,5 Millionen für das Thomas-Eßer-Berufskolleg (TEB) in Euskirchen und 60 Millionen für das Berufskolleg Eifel in Kall. Aktuell rechnet der Kreis damit, dass in Euskirchen mindestens die Trakte C und D abgerissen werden. Ob der Trakt A erhalten werden kann, müsse geprüft werden. So würden sich immer noch weitere Setzungen zeigen.

Die Aula der Thomas-Eßer-Schule stand im Juli unter Wasser.

Die Kosten für einen Neubau sind laut Kreisverwaltung immer noch geringer als bei einer umfangreicher Sanierung. Lediglich der Trakt B könne wohl weitergenutzt werden. Dort plädiert der Kreis für eine Sanierung, die er allein mit 55,2 Millionen Euro veranschlagt. „Die Sanierung wäre in diesem Bereich trotz der umfangreichen Schäden immer noch günstiger als ein Neubau“, sagt Schneider.

Kosten für Flutmüll

Wie Wiederaufbaukoordinator Achim Blindert mitteilte, hat der Kreis noch einen weiteren Antrag auf Erstattung der Kosten für die Entsorgung des Flutmülls gestellt. Nach den bereits erhaltenen gut zehn Millionen Euro beläuft sich der aktuelle Antrag auf 7,2 Millionen. (tom)

Allein für die Wiederherstellung der Werkstätten und Fachräume kalkuliert der Kreis am TEB mit 13 Millionen Euro, in Kall sogar mit 14,8 Millionen. Und dabei handelt es sich laut Schneider lediglich um die Wiederherstellung auf den Stand vom 14. Juli. Sollte sich die Politik noch für Modernisierungsmaßnahmen aussprechen, müssen diese Kosten vom Kreis getragen werden und dürften sich in künftigen Haushaltsentwürfen wiederfinden. „Wir werden sicherlich mit dem Ministerium sprechen, was der Stand der Technik in jedem einzelnen Fall bedeutet. Hochmoderne Extrawünsche sind durch den Wiederaufbau aber nicht abgedeckt“, so die Stabsstellenleiterin.

Ursprünglich sogar noch teurer

Ursprünglich waren beim TEB sogar noch etwa vier Millionen Euro mehr eingepreist. Durch die unterschiedlichen Fachbereiche, die bei Schneider zusammenlaufen, kam es bei einem Kostenpunkt zu einer Dopplung. Die werde bis zur telefonischen Vorbesprechung des Wiederaufplans mit der Bezirksregierung am Freitag, 11. März, noch aus dem Maßnahmenkatalog herausgenommen.

Der Kallbach unterspülte einen Teil des Berufskollegs.

Geht es nach dem Kreis und der Politik, wird der Standort in der Eifel erhalten. Der ist laut Schneider günstiger zu sanieren als komplett neu zu bauen. Wie teuer die Sanierung und der Wiederaufbau letztlich werden, ist nur schwer zu kalkulieren. Allein wegen der Preissteigerungen und des Handwerkermangels am Markt. Um gegen Kostenexplosionen gerüstet zu sein, hat der Kreis nach Rücksprache mit dem Land eine Preissteigerung bei den Baukosten von 20 Prozent eingepreist. Sollte das nicht reichen, hat die Verwaltung 18 Monate Zeit, die Summe nachzubessern.

Die Förderschulen in Trägerschaft des Kreises – die Hans-Verbeek-Schule in Euskirchen und die St.-Nikolaus-Schule in Kall – stehen ebenfalls auf der Liste. Der Kreis rechnet mit mehr als 44 Millionen Euro, die benötigt werden, um die Schulen zu sanieren und auf den Stand der Technik zu bringen. Auch in diesem Fall gilt: Eventuell gewünschte Extras müssten von der Politik verabschiedet und vom Kreis finanziert werden. Allein die Kosten für die Container, die für die Unterbringung von Material, aber auch als Unterrichtsstätten genutzt werden, belaufen sich auf jeweils 7,5 Millionen Euro.

Kreis als Träger gefordert

Der Kreis ist als Träger der Jugendhilfe auch für die Container-Lösungen von insgesamt zehn Kindertageseinrichtung verantwortlich. Da entstehen laut Wiederaufplan Kosten in Höhe von 5,8 Millionen Euro zu – inklusive Herrichtung des Geländes und späteren Rückbau.

Für die Kreisstraßen hat Schneider 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Die Straßen sind knapp acht Monate nach der Flut bereits wieder instandgesetzt.

Land das Zünglein an der Waage

Auf zwei Millionen Euro veranschlagt der Kreis Maßnahmen der Bodenordnung, Grenz- und Neuvermessungen. Durch das Paket möchte der Kreis auch Privatpersonen, deren Grundstück durch die Flut beschädigt worden ist oder deren Grundstücksmarkierung weggespült worden sind, unterstützen.

Zünglein an der Waage des Wiederaufbauplans ist das Land NRW, das das Budget für die Projekte bewilligen wird. „Ist der Plan freigegeben, können die projektbezogenen Mittel abgerufen werden“, erklärt Schneider. Ähnlich wie bei Privatbetroffenen muss auch der Kreis detaillierte Kostenschätzungen, Schadensgutachten und -dokumentationen sowie konkrete Pläne für den Wiederaufbau vorlegen.

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Hinzu kommt mitunter ein kompliziertes Ausschreibungsverfahren. Sollte das bewilligte Budget nicht reichen, darf der Kreis nachbessern – allerdings erst frühestens 18 Monate nach der Bewilligung.