Netzwerk für GastronomenWie der Gefleiga-Chef lokale Kräfte bündeln will
- In Zeiten von Corona ist auch im Kreis Euskirchen Solidarität gefragt.
- Um Gastro-Betrieben unter die Arme zu greifen hat der Chef des Großhandelsbetriebs Gefleiga nun ein Online-Netzwerk erstellt.
- Auch im eigenen Betrieb hat er mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen.
Kreis Euskirchen – „Die Gastronomen im Kreis sind in eine Schockstarre gefallen, aus der sie nun langsam erwachen“, sagt Oliver Bollig, Chef des Großhandelsbetriebs Gefleiga. Um bei diesem Prozess den Gastro-Betrieben unter die Arme zu greifen, hat der Euskirchener Unternehmer ein lokales Netzwerk ins Leben gerufen. Auf dem können sich alle Gastronomen kostenfrei registrieren. „Ziel ist es, dass die Verbraucher einen Überblick haben, welche gastronomischen Betriebe im Kreis geöffnet haben und welches Angebot es gibt“, sagt Bollig.
Kreis Euskirchen: Netzwerk für Gastronome in der Corona-Krise
So könnten etwa Öffnungs- und Abholzeiten sowie ein eventuelles Lieferangebot angegeben werden. Auch ein Blick in die Speisekarte sei möglich. Den Anruf beim Gastronomiebetrieb ersetze das Netzwerk allerdings nicht, so Bollig: „Das Interesse ist groß. Fast jeder, der in den Laden kommt, möchte sich registrieren.“ Dies übernimmt Bolligs Frau Paloma. Sobald der Steckbrief ausgefüllt ist, geht alles online. Paloma Bollig hatte auch die Idee für das Netzwerk. „Unter der Dusche. Am Sonntag“, sagt sie. Einen Tag später sei der Hinweis auf die Online-Community bereits auf der Gefleiga-Homepage gewesen. „Die Menschen sind verunsichert. Keiner weiß, wer auf hat und wer nicht. Wir möchten mit unserer Idee die lokale Wirtschaft unterstützen“, so die Unternehmerin.
Bisher haben sich unter anderem das Nettersheimer Kebaphaus, Biancas Frühstücksservice und das Restaurant Croatien in Weilerswist registriert.
„Wie ein Fremdkörper“
„Wir würden uns nicht abrackern, wenn wir schließen würden“, sagt Großhändler Oliver Bollig. Es stimme nicht, dass Gefleiga aus dem Erft-Quartier am ehemaligen Schlachthof weg wolle. „Wir haben lediglich der Stadt angeboten, dass, wenn der Bebauungsplan geändert wird, wir unser Gewerbe auf die grüne Wiese verlagern könnten“, berichtet Bollig.
An der Erftstraße in Euskirchen könnten Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 142 Wohnungen entstehen. Dies geht aus einem städtebaulichen Konzept hervor. „Hier könnte ein tolles Viertel entstehen, in dem wir ein Fremdkörper wären. Aber wenn es nicht klappt, bleiben wir hier. Und das Geschäft führen wir so oder so fort“, so der Gefleiga-Chef. (tom)
Dort, wo sich sonst vor allem Gastronomen mit überdimensionalen Gurkengläsern, 25-Kilo-Mehlsäcken oder Fünf-Kilo-Eimern Salatkräuter eindecken, herrscht am Freitag verhaltene Betriebsamkeit. „Aus dem Gastro-Gewerbe sind uns 50 Prozent der Kunden aktuell weggebrochen“, sagt der Großhändler. Das liege auch daran, dass die Betriebskantinen deutlich weniger Essen herstellten als üblich. „Da spielt uns das Home-Office nicht gerade in die Karten“, sagt der Euskirchener. Deshalb habe er sich entschlossen, seinen Großhandel für alle Kunden zu öffnen. Das sei zwar nicht neu, aber „so richtig beworben, haben wir es in der Vergangenheit auch nicht“, so Bollig, der in seinem Sortiment auch Toilettenpapier hat. „Aktuell zwar nur die ganz großen Rollen, die man etwa aus Raststätten-Toiletten kennt, aber auch die werden gekauft“, sagt er. Kein Ausnahme bilde sein Betrieb allerdings bei den Desinfektionsmitteln. „Damit können auch wir aktuell nicht dienen“, sagt der Geschäftsmann.
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Groß sei die Nachfrage nach Geflügel. Vor allem die rollenden Lebensmittelmärkte wie „Heiko“ oder den „Eifeler Frischedienst“ beliefere er verstärkt. „Solche Angebote sind wichtiger denn je“, meint Bollig: „Die Menschen haben ein feines Gespür dafür, dass lokale Unternehmen besonders unterstützt werden müssen. Die Menschen rücken zusammen.“
Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite von Gefleiga.