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BilanzMitarbeitersuche wird für die Kreissparkasse Euskirchen zur Herausforderung

Lesezeit 5 Minuten
KSK-Vorstand Udo Becker (stehend, 6.v.l.) und Personalleiterin Anke Titz (stehend, 5.v.l.) im Kreise zahlreicher Kolleginnen und Kollegen.

Viele neue Gesichter in der Kreissparkasse Euskirchen: Vorstand Udo Becker (stehend, 6.v.l.) und Personalleiterin Anke Titz (stehend, 5.v.l.) begrüßen einige der neuen Mitarbeitenden.

Bilanz des Geschäftsjahres 2023 vorgelegt: Die Kreissparkasse Euskirchen hat ihren Gewinn und die Zahl der Beschäftigten gesteigert.

Veränderungen am Zinsmarkt, deutliche Preissteigerungen im Baugewerbe, schwache Konjunktur und hohe Inflation, die Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und in Nahost: Etliche Herausforderungen musste die Wirtschaft auch im Kreis Euskirchen in der jüngsten Vergangenheit meistern. Trotzdem zieht Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), ein positives Fazit des abgelaufenen Geschäftsjahres: „Insgesamt stimmt uns die Geschäftsentwicklung unserer Sparkasse positiv“, sagte Becker mit Blick auf die nun veröffentlichte Bilanz.

Die durchschnittliche Bilanzsumme in Höhe von rund 2,6 Milliarden Euro ist gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert geblieben. Insgesamt sei man mit einem leicht gegenüber dem Vorjahr gesteigerten Jahresüberschuss in Höhe von knapp 788.000 Euro durchaus zufrieden, heißt es von der KSK. Dieser Gewinn soll nach Abstimmung mit dem Kreis Euskirchen, dem Träger der KSK, zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität in voller Höhe dem eigenen Kernkapital zugeführt werden.

Rekord beim Bauspargeschäft, private Baufinanzierung stark rückläufig

Eine deutliche Veränderung habe sich im abgelaufenen Jahr allerdings beim Leitzins der Europäischen Zentralbank und damit auch beim Verhalten zahlreicher Kundinnen und Kunden ergeben: „Mit der Rückkehr des Zinses auf der Anlageseite schichten unsere Kunden wieder vermehrt in Anlageformen mit längeren Laufzeiten und höherer Verzinsung um, weshalb täglich fällige Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten eher rückläufig sind“, so KSK-Chef Becker: „Immer häufiger erkennen unsere Kunden dabei neben den klassischen Bankanlageprodukten die Vorteile von Wertpapieren.“

Auch mit der Vermittlung weiterer Verbund-Produkte ist die Sparkasse sehr zufrieden: „Im Bauspargeschäft haben wir historisch unser bestes Ergebnis erzielt, mit dem Absatz von Leasingprodukten sind wir gemessen an unserem Potenzial Spitzenreiter unter den rheinischen Sparkassen“, ergänzt Vorstandsmitglied Holger Glück: „Auch die guten Ergebnisse in der Versicherungssparte, insbesondere während der Jahrhundertflut, konnten wir fortsetzen.“ Private Baufinanzierungsanfragen seien hingegen stark rückläufig gewesen.

„Dieser Rückgang lässt sich neben den gestiegenen Zinsen auch auf eine deutliche Baupreissteigerung, erhöhte und kostensteigernde Energieeffizienzanforderungen sowie die allgemeine krisenbedingte Verunsicherung zurückführen“, so Glück weiter.

KSK Euskirchen geht im Recruiting neue Wege

Im Maklergeschäft habe die KSK bei der Vermittlung gebrauchter Immobilien an das gute Ergebnis des Vorjahres anknüpfen können. „Jedoch haben wir auch hier die veränderten Marktgegebenheiten gespürt. Beim Kauf einer Immobilie spielen heute die Folgekosten, beispielsweise für eine Sanierung, eine deutlich größere Rolle“, sagte Glück.

Udo Becker wagte bei der Vorstellung der Jahresbilanz auch einen Blick in die Zukunft: „Zunächst gilt es auch weiterhin, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Bei der KSK lege man mit der Ausbildung und späteren möglichen Übernahme junger Menschen hierfür ein wichtiges Fundament, indem Fachkräfte im eigenen Haus ausgebildet werden.

Aktuell spüren wir, dass es tendenziell weniger junge Menschen gibt, die sich für das Berufsbild des Bankkaufmanns und der Bankkauffrau interessieren.
Udo Becker, KSK-Vorstand, zur aktuellen Mitarbeitersituation

„Aktuell spüren wir allerdings, dass es tendenziell weniger junge Menschen gibt, die sich für das Berufsbild des Bankkaufmanns und der Bankkauffrau interessieren – daher gehen wir auch im Recruiting neue Wege“, sagte Becker. So setze die KSK verstärkt auf moderne Kanäle wie Social Media oder Jobbörsen.

Man probiere aber auch neue Formate aus, aktuell zum Beispiel Speed-Datings mit den hauseigenen Azubis, bei denen die Bewerbenden sich mit Gleichaltrigen auf Augenhöhe über die Arbeit bei der KSK austauschen und im Idealfall noch am gleichen Tag eine Zusage für einen Ausbildungsplatz erhalten können. „Das alleine reicht aber nicht aus, daher haben wir in den vergangenen Jahren begonnen, vermehrt auch extern einzustellen und unsere Tür für Quereinsteigende geöffnet“, so Becker.

KSK bietet gewerblichen Kunden einen Digitalisierungs-Check an

So konnte die KSK 2023 insgesamt 17 neue Kolleginnen und Kollegen sowie acht neue Auszubildende begrüßen. Auch in diesem Jahr wurden bereits 17 Neueinstellungen vorgenommen, zusätzlich dazu beginnen ab August neun junge Menschen ihre Ausbildung bei der KSK. Die Anzahl der Mitarbeitenden sei in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut worden, und auch für dieses Jahr seien weitere Neueinstellungen geplant.

Ein großes Potenzial sieht die KSK in der fortschreitenden Digitalisierung. Diese soll genutzt werden, um interne Prozesse weiter zu optimieren, aber auch um das digitale Leistungsangebot für die Kunden kontinuierlich weiter auszubauen. Ihren gewerblichen Kunden werde neuerdings ein kostenfreier Digitalisierungs-Check angeboten, der Handlungsempfehlungen im Kontext der Digitalisierungsentwicklung aufzeigt.

„Auf dem Weg zu einer noch digitaleren Sparkasse spielen unsere eigenen Mitarbeitenden eine wichtige Rolle – diese unterstützen wir mit Schulungen, Trainings und jüngst auch einer Hausmesse zum Thema Digitalisierung. Das Format ist bei den Mitarbeitenden sehr gut angekommen“, berichtet Becker. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass mehr Digitalisierung keinen Rückzug aus der Fläche bedeute: „Aktuell planen wir keine Veränderung an unserem Filialnetz.“


Bilanzsumme der KSK Euskirchen 2023 leicht gesunken

Die Kreissparkasse Euskirchen ist das größte Kreditinstitut im Kreis Euskirchen. Die Bilanzsumme für das Jahr 2023 lag bei 2,58 Milliarden Euro (2022: 2,682 Milliarden Euro).

Einlagen und Wertpapiere beziffert die KSK mit 2,676 Milliarden Euro (2,603 Milliarden Euro), die Summe der Kundenkredite beläuft sich auf 1,885 Milliarden Euro (1,849 Milliarden Euro).

Der Jahresüberschuss stieg von 0,769 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 0,788 Millionen Euro im Jahr 2023.

Die Zahl der Kunden (Privat- und Geschäftsgirokonten) konnte im vergangenen Jahr auf 83846 (82189) gesteigert werden, die von insgesamt 411 Mitarbeitern (408) betreut wurden.

Das Fördervolumen aus Stiftungen gibt die KSK Euskirchen mit 437.000 Euro an (390.000 Euro). 200.000 Euro wurden im Jahr 2023 als Ertrag des PS-Sparens ausgeschüttet. Weitere 24.000 Euro wurden als Erlös des Girocents-Programms an Vereine und Organisationen im Kreis Euskirchen gespendet.


Schäden durch Automatensprengungen

Geldautomatensprengungen haben die KSK auch 2023 wieder beschäftigt. „Mit den Sprengungen der Geldautomaten in Zülpich, Mechernich, Flamersheim und Kuchenheim waren wir gleich vier Mal betroffen“, so Vorstandsmitglied Wolfgang Krüger.

Die Wiederherstellungsmaßnahmen seien umfangreich gewesen und dauerten zum Teil noch an. Die KSK arbeite daran, die Gefahr weiterer Sprengungen präventiv zu minimieren. „So musste aus Sicherheitsgründen der Geldautomat in Stotzheim vom Netz genommen werden. Die Geldautomaten im Sparkassenzentrum in Euskirchen und in Hellenthal wurden jeweils in ein SB-Center außerhalb der Gebäude verlagert“, sagte Krüger.

Die Schäden der Flutkatastrophe sind hingegen inzwischen behoben. Die Beratungscenter in Bad Münstereifel und Schleiden wurden im Januar und Februar 2023 nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wieder eröffnet. Die Wiedereröffnung in Kall erfolgte dann Anfang 2024. „Damit haben wir die Flutrenovierungsmaßnahmen nun abgeschlossen