Ein Gremium aus diversen Organisationen hat erörtert, welche Maßnahmen im „Bleibelastungsgebiet Mechernich – Kall“ künftig sinnvoll sein könnten.
Mechernich und KallDas will der Kreis Euskirchen wegen der hohen Bleibelastung unternehmen
Mehr Bürgerinformationen, Feinstaubmessungen und Blutuntersuchungen – das waren einige der Themen der fünften Projektgruppensitzung zu den „Gestuften Maßnahmen im Bleibelastungsgebiet Mechernich – Kall“ am 1. März beim Kreis.
Neben Vertretern des NRW-Umweltministeriums und des Landesamtes für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) waren Vertreter der Landwirtschaftskammer NRW, der Unteren Bodenschutzbehörde und des Gesundheitsamtes des Kreises Euskirchen sowie der Stadt Mechernich und der Gemeinde Kall dazu eingeladen.
Welche Böden im Kreisgebiet sind besonders mit Blei belastet? Darüber sollen sich die Bürgerinnen und Bürger bald mit einem Klick selbst informieren können. Derzeit wird vom Institut für Umwelt-Analyse (IFUA) in Bielefeld eine „Konzepterarbeitung zur Erstellung einer aktuellen Bodenbelastungskarte“ gefertigt. Die hatte der Kreis im Februar des vergangenen Jahres in Auftrag gegeben. „Ziel ist es, schädliche Bodenbelastungen kreisweit digital darstellen zu können“, heißt es dazu in einer Vorlage der Gemeinde Kall.
Mechernich/Kall: Blutuntersuchungen bei freiwilligen Teilnehmern laufen weiter
Wie Kreispressesprecher Wolfgang Andres auf Anfrage mitteilte, soll der Bericht im Herbst vorliegen. „Die nach der fertigen Konzeptionierung zu planende und über Jahre hinweg zu erstellende Bodenbelastungskarte wird öffentlich zugänglich und digital abrufbar sein“, erklärte der Kreissprecher. Die Blutuntersuchungen bei freiwilligen Teilnehmern aus der Mechernich-Kaller Bleibelastungszone laufen weiter. Sie werden Andres zufolge zweimal jährlich untersucht.
„Die erste Untersuchung für 2023 wurde im Januar und im Februar durchgeführt, die zweite soll dann im August und im September erfolgen“, so Andres. Dabei werde der Blutbleispiegel bei den Teilnehmern gemessen und beobachtet, ob es über die wiederholten Entnahmen zu individuellen Veränderungen dieser Spiegel komme. Die Teilnehmer werden hierzu individual-medizinisch beraten.
Im Dezember 2022 hatte Andres mitgeteilt, dass die kurz zuvor stattgefundenen Untersuchungen zuversichtlich stimmten: „Auch wenn die Blutbleikonzentrationen bei fast allen Kindern noch oberhalb der derzeitigen Referenzwerte liegen, zeigt sich erfreulicherweise eine abnehmende Tendenz der Bleikonzentrationen im Blut“, so Andres im Dezember.
Ergebnisse der Blutuntersuchungen von Januar/Februar 2023 sind gut
Die Ergebnisse der Blutuntersuchungen aus Januar/Februar 2023 liegen inzwischen auch vor. „Die Tendenz zeigt, dass die Blutbleispiegel weiterhin sinken beziehungsweise unverändert niedrig bleiben“, erläuterte Andres. Im Rahmen der geführten Beratungsgespräche zeige sich, dass die Bürgerinnen und Bürger, die in der Vergangenheit bereits beraten wurden, durch entsprechendes Verhalten die eigene potenziell mögliche Bleiexposition zu minimieren wüssten – kein Obst- und Gemüseanbau im Garten und wenn, dann nur im Hochbeet mit unbelasteter Erde sowie unter Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen.
Auch die Blutbleiwerte der wiederholt untersuchten Kinder zeigten abnehmende Tendenz. „In einem Fall konnte eine Erhöhung der Blutbleiwerte einzelner Familienmitglieder auf kürzlich zurückliegende Renovierungsarbeiten mit Exposition zu historischen, bleihaltigen Baustoffen zurückgeführt werden“, berichtete der Kreispressesprecher. Insgesamt hätten 57 Personen an den Untersuchungen teilgenommen.
Das Lanuv hat im Dezember des vergangenen Jahres ein Feinstaubmessgerät in Strempt aufgestellt – „zur Ermittlung von schädlichen Luftveränderungen“, wie es in der Kaller Vorlage heißt. Erste Ergebnisse werden Kreissprecher Wolfgang Andres zufolge aber erst nach einem Jahr vorliegen. Der Grund: Es handele sich um die Ermittlung von Jahresmittelwerten, die entsprechend den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) und der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) ausgewertet würden.
Der Kreis Euskirchen plant für die Monate April und Mai eine Schulung für die Erzieherinnen und Erzieher aller Kindergärten im Gemeindegebiet Kall. Auf diese Weise sollen im Ergebnis den Kindern bestimmte Verhaltensweisen im Umgang mit der Thematik vermittelt werden. Die Erzieherinnen und Erzieher der Kindergärten seien aber schon informiert und entsprechende Hygienemaßnahmen etabliert worden. „Zudem wurden übergangsweise Holzhackschnitzel auf belastete Bereiche aufgebracht, um Kontakt zu belastetem Boden zu vermeiden“, so Andres: „Die nachweislich belasteten Spielbereiche werden umfangreich saniert.“
Der Kreis Euskirchen arbeite bereits seit 2020 mit der Awo-Fachgruppenleitung Mechernich bezüglich geeigneter Hygienemaßnahmen und Verhaltensregeln zusammen. Die nachweislich belasteten Spielbereiche in Mechernich und Kall werden durch den Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AVV) umfangreich saniert. Infos für Firmen Eine Informationsveranstaltung für die Mitarbeiter des Obi-Marktes in Kall habe bereits stattgefunden, erklärte Andres: „Mit weiteren Firmen, auch in Mechernich, befinden wir uns noch in der Terminabstimmung.“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen sollen mit der Thematik der Bleibelastung im Mechernich-Kaller Raum vertraut gemacht werden, auch um auf Nachfragen von Kunden reagieren und bei Gartengestaltung, Hochbeetanlage und Ähnlichem beratend tätig zu werden. Die Informationsveranstaltungen werden von der Abteilung Gesundheit und der Unteren Bodenschutzbehörde des Kreises Euskirchen vorgenommen.