„Über Stock und Mörderstein“ heißt das neue Buch von Carla Capellmann. In dem Krimi kommen acht Wanderfreunde als Mörder infrage.
Wer ist der Mörder?Capellmann-Krimi spielt auf dem Eifelsteig

Unterhalb der Haller-Ruine in Monschau (im Hintergrund) kommt im neuen Eifelsteigkrimi von Carla Capellmann ein Wanderer zu Tode.
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Und wieder ist der Eifelsteig kriminell: Der Wanderkrimi „Über Stock und Mörderstein“ spielt in der Nordeifel entlang von sechs Etappen des Wanderweges.
Ob es den „Verein zur Förderung von Natur, Kunst und Literatur“, kurz NaKuLi, wirklich gibt? Ganz unwahrscheinlich sind Freizeitclubs von „Städtern“ nicht, die sich auf den Eifelsteig zwischen Kornelimünster und Trier machen. Immer wieder begegnet man auf dem 313 Kilometer langen Wanderweg Gruppen und Grüppchen, die in ihrer Freizeit genau das wollen: Natur erleben und Kunst nebenbei goutieren – wie in diesem Wanderkrimi etwa die Basilika von Kloster Steinfeld. Und wenn es zwischen den Etappen ein Buch sein soll – warum nicht? Auch gerne ein Eifelkrimi. Als Lektüre.
Die Wandergruppe hat auf dem Eifelsteig das Rundum-Sorglos-Paket gebucht
So gesehen hat Carla Capellmann mit „Über Stock und Mörderstein“ gleich ein weiteres Buch zum Wandertrend geschrieben. Ihre achtköpfige Clique begibt sich auf sechs Etappen des Eifelsteigs. Bestens versorgt mit Gepäcktransfer und Übernachtungsadressen sowie Picknickcatering für die Wanderpausen von einem Pauschalanbieter. Das Rundum-Sorglos-Paket also, nur wandern muss die NaKuLi-Clique selbst.
Das erweist sich allerdings zunehmend als ein Abenteuer mit Hindernissen. Unterhalb der Ruine Haller am Etappenzielort Monschau kommt nächtens einer der Mitwandernden auf rätselhafte Art und Weise zu Tode. Zudem stellt sich nach und nach heraus, dass der unsanft Verblichene möglicherweise ein Dieb und Versicherungsbetrüger war, der den gemeinsamen NaKuLi-Ausflug zum Verhökern von gestohlenen Diamanten nutzen wollte.
Wer war der Täter? Es gibt acht Verdächtige
Doch wer war der Täter? Verdächtige gibt es genau acht. Carla Capellmann hält auf 269 Buchseiten fast durchweg die Spannung bei der Aufklärungsarbeit unter den vermeintlichen Wanderfreunden aufrecht. Dabei kommt das eigentliche Wandererlebnis auf dem Eifelsteig dank eines Buchprojekts der NaKuLi-Wanderfreunde nicht zu kurz: Sie wollen das gemeinsam Erlebte schriftlich festhalten.
Die Kapitel des Eifelkrimis sind wie Kurzbeschreibungen der Etappen verfasst, und im Text selbst schweift Capellmann ab und an in ausführlichere Naturbeschreibungen der Strecke ab. Zwecks Bebilderung ihres Wanderbuchprojekts aber haben die NaKuLis über die Ehefrau eines Mitwandernden, die selbst nicht dabei ist, eine vermeintliche Berufsfotografin angeheuert. Ellen van de Duiveltjes ist aber tatsächlich Privatdetektivin, die für ihre Auftraggeberin deren Ehemann observieren soll: Ehebruch, so lautet der Verdacht.
Die Eifelwanderer haben ihre Sorgen im Gepäck
Tatsächlich ist der Gute plötzlich mausetot. Und unerwartete Attacken auf die Gesundheit der anderen NaKuLis folgen. Was in der Häufung ein bisschen konstruiert wirkt. Die verschwundenen Diamanten aber bleiben verschwunden: Und Ellen van de Duiveltjes hat ihren wahren Job gefunden.
Man kann im so Beschriebenen – die Clique sagt sich: „Du musst wandern!“, Aufgeben ist keine Option – vor allem aber auch Capellmanns sanfte Ironie entdecken. Die NaKuLi-Vorsitzende etwa benutzt eine Klangschale zur täglichen „Loslassen-Meditationsübung“, denn alle Wandernden haben ihr privates Sorgen-(Jute)-Säckchen dabei, gefüllt mit dem, was sie unterwegs gerne hinter sich lassen wollen.
In einem dieser identisch aussehenden Beutel soll sich das vermeintliche Diebesgut befinden. Allerdings wechseln die Sorgenbeutel im Laufe der Handlung so oft mal gezielt, mal unwissentlich den Besitzer, dass man als Leser fast den Überblick verliert. Das sei ja „schlimmer als ein Hütchenspiel“, heißt es im Eifelsteig-Krimi.
Das Finale von „Über Stock und Mörderstein“ spielt nicht am Etappenziel und Ende der Wanderung in Blankenheim, sondern hoch über Stock und Stein im Fesselballon. Dort kommt es zu einer fluchtweglosen Gegenüberstellung der Verdächtigen, von einem Ballonabsturz wird dankenswerterweise abgesehen.
Ein „Cosy Crime mit Schmunzelfaktor“ meint der Verlag zu „Über Stock und Mörderstein“, was immer damit gemeint sein soll. Cosy, also gemütlich ist Carla Capellmanns Eifelkrimi jedenfalls nicht. Dafür aber leicht und unterhaltsam geschrieben. Er ist eher Realsatire, denn Clubs oder Clübchen wie „NaKuLi“ sind – je nach Sichtweise leider – keine reine Erfindung. Mord natürlich ausgeschlossen. Aber wer weiß es schon so genau.
Carla Capellmann: Über Stock und Mörderstein – Ein Wanderkrimi. Emons Verlag, 2025, 269 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-7408-2386-3.