Zwei Wanderer haben bereits alle 113 Eifelschleifen und -spuren im Kreis Euskirchen erwandert, andere arbeiten noch an diesem Ziel.
EifelschleifenWanderer aus dem Kreis Euskirchen wollen die 1131,1 Kilometer schaffen
![Christina und Thomas Mießeler aus Nettersheim (hier mit Tochter Lina) posieren an einer Wandertafel am Naturzentrum in Nettersheim.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/eaa61538-b920-4de7-bab7-c73b301d7ba7.jpeg?q=75&q=70&rect=0,114,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=b3c534721e2be84f6baca5db0201b3cb)
Von Nettersheim aus sind Christina, Tochter Lina und Thomas Mießeler regelmäßig in der Wanderwelt Nordeifel unterwegs.
Copyright: Thorsten Wirtz
1131,1 Kilometer – das entspricht (Luftlinie!) in etwa der Entfernung von Euskirchen bis in die südlichen Außenbezirke der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Wollte man diese Strecke zu Fuß zurücklegen, wäre man 57 Tage lang unterwegs. Vorausgesetzt, man liefe jeden Tag 20 Kilometer weit.
1131,1 Kilometer ist auch die addierte Länge aller 95 Eifelschleifen und 18 Eifelspuren im Kreis Euskirchen. Und es gibt tatsächlich schon mindestens zwei Wanderer, die von sich sagen, diese insgesamt 113 Wanderwege von Anfang bis Ende beschritten zu haben. Einige weitere haben sich das Ziel gesetzt, diese 1131 Kilometer ebenfalls zu absolvieren.
Während der Corona-Pandemie wurde Wandern zum Massenphänomen
„Dass sich die Wege auch für die einheimische Bevölkerung zu so einer großen Sache entwickeln würden, das hatten wir tatsächlich nicht erwartet“, sagt Damian Meiswinkel. Meiswinkel ist so etwas wie der „Vater“ der Eifelschleifen und -spuren: Schon als Ende des Jahres 2016 der Startschuss zur Entwicklung der neuen Wanderwege-Infrastruktur im Kreis Euskirchen fiel, war der studierte Geograf (Schwerpunkt: Tourismus und Freizeit) mit dabei. Heute ist der Projektentwickler in Diensten der Euskirchener Kreisverwaltung fürs Wegemanagement der insgesamt 113 entstandenen Routen zuständig.
![Eifelschleifen und Eifelspuren im Kreis Euskirchen: Zugewachsene Markierungstafeln des Kräuterpfads zwischen Nettersheim und Bad Münstereifel.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/01ad1554-ce4e-4891-9639-238a29987dda.jpeg?q=75&q=70&rect=300,415,3306,1860&w=2000&h=1500&fm=jpeg&s=04f72cec162711b6416567d7633b7cc7)
Die Markierung der Eifelschleifen und Eifelspuren im Kreis Euskirchen wird von vielen Wanderern gelobt. An dieser Stelle des Kräuterpfads zwischen Nettersheim und Bad Münstereifel könnte es bei fortschreitender Vegetation aber zu Problemen kommen.
Copyright: Thorsten Wirtz
Die Eifelschleifen sind ein voller Erfolg. Schon vor ihrer offiziellen Eröffnung im Jahr 2021 avancierten die Wanderwege während der Corona-Pandemie zu dem neuen touristischen Aushängeschild im Kreis Euskirchen. Einfach eine Route aussuchen, die Wanderschuhe schnüren und loswandern, ohne sich vorher erst noch eine Wanderkarte kaufen oder sich Gedanken über den Wegeverlauf machen zu müssen: Das war – und ist – auch für Wander-Neulinge ein sehr attraktives Angebot.
Wanderblogger aus dem Vorgebirge haben alle Eifelschleifen geschafft
Genauso haben es damals auch Vroni und Micha gemacht, zwei Wanderblogger („WanderVerliebt“) aus Bornheim mit inzwischen mehreren 1000 Abonnenten auf YouTube und Instagram. „Für uns waren die Eifelschleifen einfach sehr verkehrsgünstig zu erreichen“, berichten die beiden Wanderfans: „Um unseren Youtube-Kanal regelmäßig mit Videos zu versorgen, lag es daher nahe, diese Touren nach und nach abzuwandern.“ Vroni und Micha sind nach Kenntnis der Nordeifel Tourismus GmbH die beiden ersten Wanderer, die alle Eifelschleifen und -spuren absolviert haben: 1131,1 Kilometer durch den Kreis Euskirchen.
Neben der bekannten Eifelspur „Toskana der Eifel“, die bei der ersten Wahl zum „Wanderweg des Jahres“ als Siegerweg die meisten Stimmen erhielt, sind Vroni und Micha noch weitere Wege positiv im Gedächtnis geblieben: „Wo die Ahr entspringt“und „Wo Bäche schwinden“ sowie der Pingenwanderweg bei Kall werden von den beiden Experten besonders gelobt: „Ausschlaggebend war dabei der hohe Pfadanteil beziehungsweise der Erlebnisfaktor.“
Zu einem „tierischen“ Erlebnis haben die beiden Wanderblogger aus dem Vorgebirge dabei auch selbst mal eine Tour gemacht: „Die Eifelschleife ‚Sonnenglück‘ bei Hellenthal sind wir an Weiberfastnacht in Karnevalskostümen als Elefanten abgewandert.“
Die Beulens aus Dürscheven sind schon „weit fortgeschritten“
Es gibt einige Wanderkollegen aus dem Kreis Euskirchen, die es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt haben, die vollen 1131,1 Kilometer zu erreichen: Diana und Torsten Beulen aus Dürscheven sind bei diesem Vorhaben schon ziemlich weit (Achtung, Wortspiel!) fortgeschritten: „Die Eifelspuren haben wir alle durch, bei den Eifelschleifen stehen wir aktuell bei 83 von 95“, berichtet Torsten Beulen. „Mein Mann ist ein Sammler“, erklärt Ehefrau Diana: „Wenn er was macht, dann auch richtig.“
![Diana und Torsten Beulen aus Dürscheven während einer Wanderung auf einer Eifelschleife.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/b99cab60-34cb-4d1a-b2c2-b07cfcdc3905.jpeg?q=75&q=70&rect=268,419,726,726&w=2000&h=2666&fm=jpeg&s=10096f3d6aa9ea17e39ec865f4688354)
Bald am Ziel: Diana und Torsten Beulen aus Dürscheven haben schon 83 von 95 Eifelschleifen sowie sämtliche Eifelspuren abgewandert.
Copyright: privat/Torsten Beulen
Dabei sei es zunächst gar nicht das Ziel gewesen, wirklich alle der 113 Qualitätswege abzulaufen. „Wir haben während der Corona-Zeit einfach angefangen und Spaß daran gefunden“, erzählt Beulen, der im Hauptberuf Pressesprecher der Stadt Zülpich ist: „Es gibt so viele schöne Ecken im Kreis Euskirchen, die es wert sind, entdeckt zu werden.“ „Hauptsache, es gibt unterwegs Wasser, Wald und schöne Häuser zu sehen“, ergänzt seine Frau und Weggefährtin: „Das gehört für mich zu einer schönen Wanderung unbedingt dazu.“
Eine FC-Anhängerin und ein Gladbacher – beim Wandern vereint
Fußballerisch leben die Eheleute (sie ist FC-Fan, er Gladbacher) in verschiedenen Welten, beim Wandern sind sie sich hingegen meist einig: „Wir brechen manchmal schon bei Sonnenaufgang auf, da wir beide Frühaufsteher sind“, erzählt die Erzieherin. Angst, nach der 113. Wanderung in ein tiefes Loch zu fallen, haben die beiden Beulens hingegen nicht: „Danach wartet die Komplettierung des Eifelsteigs auf uns – da fehlen noch ein paar Etappen bis nach Trier.“
Ebenfalls gut unterwegs auf Eifelschleifen und -spuren ist Familie Mießeler aus Nettersheim. „Ich hatte mir zum Jahreswechsel 2023/24 das Ziel gesetzt, in einem Jahr alle Eifelschleifen zu wandern“, berichtet der zweifache Familienvater Thomas Mießeler. Das hat nicht ganz geklappt, aber immerhin 47 der 95 Wanderwege hat er schon hinter sich. Bei den meisten Wandertouren war die ganze Familie mit am Start: Ehefrau Christina und die beiden Töchter Lina (10) und Hannah (14), wobei die Ältere immer öfter eigene Wege gehen möchte und nicht mehr jeden Ausflug mitmacht.
Wir lassen uns Zeit, machen ein Picknick oder trinken auch mal ein Eierlikörchen unterwegs.
Auch Thomas Mießeler postet nach den Wanderungen Fotos von den Touren in den sozialen Netzwerken. „Da werde ich regelmäßig von den Kollegen in Köln drauf angesprochen, die dann auch sehen, wie schön es hier bei uns in der Eifel ist“, freut er sich über die Resonanz.
Kegelschwestern gönnen sich beim Wandern auch schon mal eine Pause
Ganz klassisch in ein Fotoalbum sortiert Ute Dohmen die Fotos von den Wanderungen ein. Die 79-Jährige ist die „Chefin“ eines mehrköpfigen Trüppchens, das sich regelmäßig zum Wandern trifft. „Eigentlich sind wir ein Kegelclub, aber vor ein paar Jahren haben wir beschlossen, dass wir auch mal was anderes machen wollen“, berichtet die Kallerin. „Das Schöne ist, dass man sich eigentlich gar nicht verlaufen kann, alle Wege sind super ausgeschildert und markiert“, so die rüstige Seniorin, die stets die Planung der Touren für ihre „Mitläuferinnen“ übernimmt.
![Vier Wanderinnen stehen am Hölzernen Mann auf der Eifelspur „Zwischen Ville und Eifel“ im Wald bei Weilerswist.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/04/9a5cbb60-108b-4522-8a16-cff2df0b7af7.jpeg?q=75&q=70&rect=462,1250,2281,1283&w=2000&h=2044&fm=jpeg&s=fa45bd99743fca1ce37e9871f03edb3b)
Carola Küpper, Waltraud Opitz, Ute Dohmen und Waltraud Schumacher (v.r.n.l.) am Hölzernen Mann auf der Eifelspur „Zwischen Ville und Eifel“ in der Nähe von Weilerswist.
Copyright: privat/Ute Dohmen
Der sportliche Ehrgeiz der Damen aus Kall und Schleiden im Alter zwischen 69 und 79 ist beim Wandern nicht mehr ganz so ausgeprägt wie bei der jüngeren Generation. „Wir lassen uns Zeit, machen ein Picknick oder trinken auch mal ein Eierlikörchen unterwegs“, berichtet Dohmen. Trotzdem haben sich bei den Damen im Laufe der Jahre auch schon 45 Eifelschleifen und -spuren angesammelt.
Wanderer wünschen sich mehr Einkehrmöglichkeiten in der Eifel
Wer so viele Kilometer auf den Wanderwegen im Kreis Euskirchen zurückgelegt hat, kennt natürlich auch die Schwachstellen. „Nicht alle Touren sind landschaftlich, oder was die Wegeführung angeht, gleich schön“, merkt Torsten Beulen an: „Mir gefallen Naturpfade am besten, aber manchmal ist der Asphaltanteil bei den Wegen doch recht hoch.“ Ute Dohmen und ihre Truppe wünschen sich mehr Einkehrmöglichkeiten. „Und bei den vorhandenen Gaststätten und Cafés informieren wir uns vorab zur Sicherheit immer, ob die nicht vielleicht Ruhetag haben.“
Die Belohnung in Form eines Eisbechers ist auch für die zehnjährige Lina Mießeler ein wichtiger Punkt: „Ich finde, das habe ich mir nach so einer Wanderung dann auch echt verdient!“
In Schleiden sind aktuell zehn neue Wanderrouten in Planung
Projektstart für die Überarbeitung des Wanderwegenetzes im Kreis Euskirchen war Ende 2016. Mit den Planungen wurde dann 2017 begonnen. „Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie waren dann alle Wege fertig markiert und wurden auch gleich von den Wanderern genutzt, ohne dass wir große Marketingmaßnahmen anstoßen mussten“, blickt Projektkoordinator Damian Meiswinkel auf die Geschichte der Eifelschleifen und -spuren im Kreis Euskirchen zurück.
Bereits zum dritten Mal ruft die Nordeifel Tourismus GmbH (NET) zur Wahl des „Wanderwegs des Jahres“ auf. Interessierte können noch bis zum 31. März 2025 ihrer favorisierten Eifel-Schleife oder Eifel-Spur ihre Stimme geben. Die Teilnahme an der Abstimmung ist ausschließlich online möglich.
In allen Kommunen des Kreises gibt es die Qualitäts-Wanderwege – bis auf Schleiden. „Die hatten damals ihr Wegenetz gerade frisch überarbeitet und waren daher nicht von Beginn an dabei“, so Meiswinkel.
Doch das wird sich bald ändern: „Wir arbeiten an der Einbindung von zehn Schleidener Routen ins Netz der Eifelschleifen“, sagt Meiswinkel. Spielt das Wetter mit, könnte es im Frühjahr so weit sein.