Für 23.000 MitgliederEifelverein verabschiedet Resolution für Toleranz und Vielfalt

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Zahlreiche Personen sitzen bei der Tagung des Eifelvereins im Kursaal Gemünd an Tischen. In der Mitte steht Hauptvorsitzender Dr. Ralf Nolten.

Die Frühjahrstagung im Kursaal in Gemünd moderierte MdL Dr. Ralf Nolten (stehend), Hauptvorsitzender des Eifelvereins, zusammen mit der Geschäftsführerin Dr. Petra Holz (neben ihm).

Wandern liegt weiterhin im Trend. Das will der Eifelverein mit seinen 140 Ortsgruppen für sich nutzen und hat dazu einen Imagefilm gedreht.

„Als wir im vergangenen Jahr zugesagt hatten, die Frühjahrstagung zu organisieren, wussten wir nicht, wie wir das hier herrichten werden“, verriet Manfred Müller bei seinem Grußwort gleich zu Beginn der Veranstaltung. Er spielte damit auf die Verwüstungen an, die die Flutkatastrophe im Juli 2021 in Gemünd angerichtet hatte.

„Wir hätten es uns allen aber gemütlich gemacht“, betonte der Vorsitzende der Ortsgruppe Gemünd, die für die Frühjahrstagung des Eifelvereins neben der Organisation der Veranstaltung im Großen Kursaal auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm für die rund 300 Wanderfreunde aus der gesamten Eifel zusammengestellt hatte. „Ich freue mich besonders, dass wir heute mit so vielen auswärtigen Gästen im Kursaal zusammenkommen, da hier im Jahr 1888 die erste Hauptversammlung unseres Eifelvereins in seiner noch heute gültigen Struktur stattfand“, ergänzte Müller, der damit auf die lange Tradition der Ortsgruppe verwies.

Gemünd freut sich nach der Flutkatastrophe über jeden Besucher

Neben Tradition und Flutkatastrophe waren Mitgliedergewinnung, Naturschutz, Vielfalt und Toleranz weitere Themen, die sich als roter Faden durch die Mitgliederversammlung zogen und auch von den Bundestagsabgeordneten Detlef Seif (CDU) und Markus Herbrand (FDP) als Ehrengäste bei ihren Grußworten aufgegriffen wurden.

Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings transportierte mit seiner Ansprache eine wichtige Botschaft: „Wir sind wieder da!“ Damit spannte auch er den Bogen zum 14./15. Juli 2021 und zur Zerstörung, die Gemünd durch den Zusammenfluss von Urft und Olef seiner Meinung nach „zum am schwersten verwüsteten Ort in Nordrhein-Westfalen“ machte. Trotz der großen Herausforderung des Wiederaufbaus und der vielen Wunden, die noch lange sichtbar sein werden, gab Pfennings den Anwesenden eine Mission auf den Weg mit: „Es ist zwar noch nicht alles wiederhergestellt, aber wir freuen uns über jeden Besucher und sind auch wieder bereit für diese.“

Eifelverein will junge Menschen für sich gewinnen

Wichtig war Pfennings, der seit einem Jahr als erster Beisitzer dem Hauptvorstand der Eifelvereins angehört, neben der „atemberaubenden Naturschönheit der Eifel“ die Region als Ort reicher Kultur und Geschichte hervorzuheben. „Wissen, dass es auch an andere zu übertragen gilt – vor allem an unsere jungen Generationen.“

Das bestätigte Dr. Ralf Nolten. „Auf dem Weg hierher sind mir die jungen Leute an der Straße oder an Bushaltestellen aufgefallen, die als Wanderer zu erkennen waren“, sagte der Hauptvorsitzende des Eifelvereins, der mit Geschäftsführerin Dr. Petra Holz die Frühjahrstagung moderierte. „Wir sind gefragt, diese Menschen anzusprechen, auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen und für den Eifelverein zu gewinnen“, findet Nolte, der auch zum Thema Flutkatastrophe einen Appell an die Mitglieder richtete: „Aus einer privaten Spende haben wir noch 25.000 Euro als Aufbauhilfe zur Verfügung. An vielen Stellen gibt es noch Flutschotter zu beseitigen, kommen Sie dann gerne auf die Hauptgeschäftsstelle zu.“

Der Eifeler ist außen ein wenig rau, ist aus gutem Holz geschnitzt und hat ein gutes Herz.
Markus Ramers, Landrat

Gastredner Markus Ramers hatte weitere interessante Aspekte zur Eifel auf Lager. „Die Eifel ist fast so groß wie die Insel Rhodos“, zog der Landrat des Kreises Euskirchen den Vergleich mit dem griechischen Urlaubsziel und freute sich um so mehr, „dass Sie heute hier so zahlreich erschienen sind.“ Nicht nur die Größe halte dem Vergleich stand, auch in der Attraktivität stehe die Eifel der Insel im Ägäischen Meer in nichts nach. „Die Hauptwanderwege des Eifelvereins, die Eifelspuren, Eifelschleifen, Eifelsteig oder Ahrsteig sind nur einige der zahlreichen Wegenetze, die das Wandern in unserer Region außergewöhnlich machen“, so Ramers.

Mit der Entstehungsgeschichte des Eifelers an sich, die Ramers bei einem Besuch im Eifelmuseum in Mayen entdeckt hatte, rundete der zweite stellvertretende Hauptvorsitzende des Eifelvereins seine Ausführungen ab: „Der Eifeler ist außen ein wenig rau, ist aus gutem Holz geschnitzt und hat ein gutes Herz.“

Klares Bekenntnis zu Demokratie, Toleranz, Menschenwürde und Vielfalt

Dass diese Eigenschaften eine gelungene Voraussetzung für die Gemeinschaft von 23.000 Eifelfreunden sind, die sich in einem engmaschigen Netz von 140 Ortsgruppen zusammengefunden haben, wurde im Verlauf der Veranstaltungen mehr als deutlich. Einige der Multitalente, die aus Liebe zur Eifel ihr Know-how und ihre Zeit aufbringen, um facettenreiche Ideen mit vielseitigem Engagement rund um Wanderinfrastruktur, Naturschutz und touristischer Entwicklung in die Tat umzusetzen, wurden geehrt. Neben zwei silbernen und fünf goldenen Verdienstnadeln für Vereinsmitglieder wurden drei Ortsgruppen für ihre Mitgliederwerbung im Jahr 2023 ausgezeichnet.

Drei weitere Ortsgruppen erhielten für herausragende kulturelle Leistungen den „Wolf-von Reis-Kulturpreis“, der durch Hauptkulturwart Prof. Dr. Wolfgang Schmid überreicht wurde.

Weltpremiere hatte an diesem Tag der Imagefilm des Eifelvereins, in dem Kira Assenmacher sich an die Jugend richtet. „Mir gefällt besonders die Gemeinschaft“, so die Jugendwartin der Ortsgruppe Nideggen, die mit Erläuterungen zu ihrem Engagement verdeutlichte, dass es im Vereinsleben nicht nur ums Wandern geht. „Wir sind ein offener Verein. Alle Menschen, die zu uns kommen, sind willkommen“, untermauerte Nolten und gab ein Resolutionspapier, mit dem der Eifelverein sich zu Demokratie, Toleranz, Menschenwürde und Vielfalt positioniert, zur Abstimmung. Es wurde von den Mitgliedern einstimmig angenommen.

Eine weitere Resolution ist laut Nolten bereits in Arbeit. „Wir sind nicht gegen Freiflächen-Photovoltaik, wir möchten aber appellieren, bei der Flächennutzung vorsichtig vorzugehen und stärker in besiedelten Bereichen zu planen.“


Zahlreiche Auszeichnungen

Die silberne Verdienstnadel erhielten Ursula Peters, Ortsgruppe Rheinbach, und Rüdiger Zeuch, Ortsgruppe Vernich. Barbara Bailly-Kaminski, Ortsgruppe Eschweiler, Hans-Michael Bröhl, Ortsgruppe Echternacherbrück, Inge Hanf, Ortsgruppe Reifferscheid, Reinhold Krings, Ortsgruppe Konzen und Hans-Eberhard Peters, Ortsgruppe Rheinbach, wurden mit der goldenen Verdienstnadel ausgezeichnet.

Den ersten Platz in Sachen Mitgliederwerbung und damit neben einer Urkunde 300 Euro für die Vereinskasse holte die Ortsgruppe Bleialf, gefolgt von der Ortsgruppe Trier auf dem zweiten Platz (200 Euro) und der Ortsgruppe Nideggen auf dem dritten Platz (100 Euro).

Fünf Männer und drei Frauen stehen in Gemünd auf der Bühne des Kursaals. Einige halten Urkunden mit dem Logo des Eifelvereins in den Händen.

Erhielten von Dr. Ralf Nolten (2.v.r.) Vereinsnadeln für ihre Arbeit: Rüdiger Zeuch (v.l.), Hans-Michael Bröhl, Reinhold Krings, Inge Hanf, Ursula Peters, Barbara Bailly-Kaminski und Hans-Eberhard Peters.

Durch eine Stiftung des verstorbenen stellvertretenden Schatzmeisters Wolf von Reis verleiht der Eifelverein für herausragende kulturelle Leistungen den „Wolf-von Reis-Kulturpreis“. Den ersten Platz (1000 Euro) belegte in diesem Jahr die Ortsgruppe Stadtkyll, die aufgefundene Grenzsteine aufstellte und über deren Geschichte recherchierte. Als Schlüsseldokument erwies sich ein Vertrag zwischen dem Grafen von Manderscheid-Gerolstein und dem Grafen von Manderscheid-Blankenheim aus dem Jahr 1669 über die Grenze zwischen Stadtkyll und Glaadt.

Für ihre kumulierte Kulturarbeit landete die Ortsgruppe Daun auf dem zweiten Platz und erhielt 600 Euro für ihre Vereinsarbeit. Der Eifel- und Heimatverein Höfen, der mit seinem Pilgerkreuz und den Ruhebänken seit Jahrzehnten inmitten des Nationalparks Eifel eine Anlaufstelle für Jedermann schafft, machte den dritten Platz (400 Euro).

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