Ellen Mende ist mit dem Margaretha-Linnery-Preis ausgezeichnet worden. Sie engagiert sich seit Jahrzehnten für Frauenrechte.
Linnery-PreisEllen Mende ist die Frau des Jahres im Kreis Euskirchen

Ellen Mende ist die neue Trägerin des Margaretha-Linnery-Preises. Als erste gratulierten ihr Astrid Günther und Markus Ramers.
Copyright: Ulla Jürgensonn
„Was? Ich?“ Das war Ellen Mendes erste Reaktion auf die Nachricht, dass sie den Margaretha-Linnery-Preis bekommt. So schilderte es jedenfalls Astrid Günther. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises hielt die Laudatio auf die „Frau des Jahres“. „Mir wäre niemals in den Sinn gekommen, diesen Preis zu erhalten“, bestätigte die so Geehrte. Denn „Frau des Jahres“ sei ein großes Wort. Tatsächlich war der Titel seit fünf Jahren nicht mehr verliehen worden.
Vor 20 Jahren sei der Linnery-Preis ins Leben gerufen worden, erzählte Landrat Markus Ramers den vielen Gästen im Sitzungssaal des Kreishauses. Benannt ist die Auszeichnung nach Margaretha Linnery, die 1594 in Münstereifel (damals noch ohne Bad) eine Schule für Mädchen gründete. Mehr als 250 Jahre wurden in dem Haus der Stifterin junge Frauen im Lesen, Schreiben und Nähen unterrichtet.
Mit der Corona-Pandemie sei die Tradition, den Preis jährlich zu verleihen, abgerissen, berichtete der Landrat. Der Arbeitskreis Frauen, der die Preisträgerin ausgewählt habe, habe sich aufgelöst. Dass nun wieder eine „Frau des Jahres“ gekürt werde, sei ein wichtiges Signal, das Frauen ermutige, selbstbewusst ihre Ziele zu verfolgen.
Ellen Mende hat einige Probleme am eigenen Leib erfahren
Sie habe über Jahrzehnte auf allen Ebenen für die Belange von Frauen gearbeitet, sagt Ellen Mende selbst. Seit 31 Jahren ist sie Mitglied des Vereins „Frauen helfen Frauen“ in Euskirchen, hat ihn mitgeprägt. Bei der Caritas hat sie in der Schwangerenberatung gearbeitet, beim Kinderschutzbund Mädchenarbeit vorangebracht.

'Weltenfrauen' ist der Titel des Ausstellung mit Fotos von Ellen Schmauss im Kreishausfoyer.
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Seit 1994 ist sie bei der Frauenberatungsstelle angestellt, sitzt auch mit am Runden Tisch gegen häusliche Gewalt. Ihre Diplomarbeit als Pädagogin hat sie über Geschlechterrollen im Kindergarten geschrieben. „Ich möchte, dass sich etwas verändert“, sagt Ellen Mende. 1959 geboren, ist sie über Antiatom- und Friedensbewegung schließlich bei den Grünen gelandet. Ab 1994 saß sie für die Partei im Kreistag, später im Stadtrat.
Sie hat selbst erlebt, wie schwierig es war und immer noch ist, Familie und Beruf zu vereinbaren. Und wie groß die Probleme werden, wenn dann noch ein Ehrenamt dazukommt. Manchmal habe sie ihr Kind mit in Sitzungen genommen. Mende erinnert sich an die Zeit, als das Frauenhaus eingerichtet werden sollte. „Da hieß es von vielen: Das brauchen wir nicht, so etwas gibt es bei uns nicht.“ Das sei ein Irrtum, häusliche Gewalt gebe es überall, in allen Schichten.
Häusliche Gewalt ist nicht privat.
Das Credo der „Frau des Jahres“: „Häusliche Gewalt ist nicht privat.“ Sie zu bekämpfen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Eine Aufgabe, der sich Ellen Mende mit „ernsthafter Beharrlichkeit“ widme, wie Astrid Günther sagte. Halbherzige Arbeit gebe es für die Preisträgerin nicht: „Sie hat die Vision, eine Welt zu hinterlassen, in der es ihre Kinder leichter haben.“
Umrahmt wurde die Feierstunde zur Preisverleihung von den Auftritten eines ukrainischen Chores. Im Foyer wurde anschließend die Ausstellung „Weltenfrauen“ eröffnet. Ellen Schmauss hat Frauen fotografiert, die aus anderen Ländern gekommen sind und in Deutschland ein neues Zuhause gefunden haben.
„Es sind aber nicht einfach Bilder von Frauen in schönen bunten Kleidern“, sagt die Fotografin. Die Fotos hätten vielmehr mit Würde und Respekt zu tun. 160 Frauen habe sie für das Projekt getroffen, viele Geschichten gehört. Sie habe das Bedürfnis, die positive Seite von Migration zu zeigen: „Das ist wie eine Schatzkiste, aus der man viele positive Dinge herausholen kann.“