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Nach langer VerzögerungKreishaus-Anbau ist fast fertig – Neue Parkregelung in Euskirchen

Lesezeit 6 Minuten
Das Bild zeigt einen Teil des Kreishaus-Anbaus von außen.

Der Kreishaus-Anbau schreitet voran. Das Jobcenter ist als Mieter in das mehr als 40 Millionen Euro teure Projekt nun eingezogen.

Seit Juli ist das Jobcenter im Kreishaus in Euskirchen. Die Abteilungen des Kreises folgen. Ab August darf nur noch zwei Stunden geparkt werden.

Der Kreishaus-Anbau füllt sich mit Leben – wenn auch deutlich später als geplant. Ursprünglich sollte der Anbau Ende 2021 übergeben werden, dann wurde der Herbst 2022 anvisiert. Stattdessen ist es der 1. Juli 2024 geworden: Vor gut zwei Wochen sind die knapp 120 Mitarbeitenden des Jobcenters in die angemieteten 95 Büros gezogen.

„Wir sind sehr froh, endlich hier zu sein. Der Stimmung hat das sehr gut getan“, sagt Johannes Klein, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters. Der Standort an der Sebastianusstraße sei am Ende dann doch „abgelebt“ gewesen. So sei der Aufzug regelmäßig ausgefallen, was wiederum Einfluss auf die Barrierefreiheit gehabt oder Unannehmlichkeiten für die Reinigungskräfte mit sich gebracht habe.

Kreishaus-Anbau in Euskirchen: Taktiles Leitsystem sorgt für Probleme

Apropos Barrierefreiheit: Das erste kleinere Problem hat sich nach dem Bezug aber auch am Anbau bereits herauskristallisiert. Zumindest, wenn die Sonne scheint. Das taktile Leitsystem im Eingangsbereich des Jobcenters für blinde oder sehbehinderte Menschen glänzt bei Sonnenschein zu sehr. „Dadurch denkt der Sensor der elektrischen Schiebetür, er müsse ständig die Tür öffnen“, erklärt Klein. Eine erste – wenn auch nicht dauerhafte – Lösung gibt es bereits: eine Fußmatte, die über die kleinen, dünnen Metallplatten im Bereich des Eingangs gelegt worden ist.

Für Kunden des Jobcenters gibt es seit dem Umzug im Eingangsbereich zudem einen Wartebereich. Die Kunden hätten an der Sebastianusstraße mehr oder weniger im Eingangsbereich im Flur gewartet. Bei der Anmeldung setzt das Jobcenter auf eine große Glasfront. Ganz ohne Glas gehe es aus Sicherheitsgründen nicht, so Klein: „Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, haben wir eine Aussparung in der Theke an der Anmeldung vorgenommen, damit die besser ihre Unterlagen vorlegen können.“

Es können so viele Dinge bei uns mittlerweile online erledigt werden. Das spart den Kunden Zeit. Und uns Ressourcen.
Johannes Klein, Geschäftsführer Jobcenter

Der Vize-Chef hofft, dass der Publikumsverkehr im Neubau geringer sein wird als am alten Standort. „Es können so viele Dinge bei uns mittlerweile online erledigt werden. Das spart den Kunden Zeit. Und uns Ressourcen“, sagt Klein. Das Online-Angebot wird aus seiner Sicht aber noch viel zu wenig genutzt.

Doch wie zieht ein Jobcenter inklusive Akten, Infrastruktur und Mitarbeitern innerhalb von nur einer Woche um? Dank Mitarbeiterin Stefanie Wienand, die mit der logistischen Umsetzung des Umzugs laut Klein ihr „Meisterstück“ gemacht hat. Dabei sei sie noch nicht häufig umgezogen – schon mal gar nicht beruflich und in dieser Größenordnung, sagt sie.

Jobcenter zieht innerhalb von einer Woche ins Kreishaus

Die „Meisterstücke“ des Kreises werden in den kommenden Wochen und Monaten folgen. Zunächst zieht nach Angaben von Guido Schmitz, Leiter der Tiefbauabteilung des Kreises, Mitte August mit der Jugendberufsagentur der zweite Mieter in den Neubau, bevor dann ab dem 9. September auch die Kreishausbediensteten den Umzug starten. Los geht es mit dem Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (Kobiz).

Folgen wird unter anderem die Wirtschaftsförderung, die aktuell an der Frauenberger Straße ihr Ausweichquartier hat. Auch ein Teil des Gesundheitsamtes wird umziehen. So wird die Schuleingangsuntersuchung künftig im Neubau durchgeführt werden. Zum Schluss wird dann die komplette Leitstelle in den Neubau ziehen.

Das Bild zeigt Carsten Opitz und Guido Schmitz. Opitz steht an einem Schreibtisch und erklärt Schmitz die Aufteilung des Büros.

Projektleiter Carsten Opitz (l.) und Abteilungsleiter Guido Schmitz stehen in einem Büro des Anbaus.

Das Bild zeigt Stefanie Wienand im Eingangsbereich des Jobcenters im Gespräch.

Machte mit dem Umzug des Jobcenters in den Anbau am Jülicher Ring ihr Meisterstück: Stefanie Wienand.

Das Bild zeigt ein Büro im Anbau. Auf dem Boden liegen DIN-A4-Zettel, die symbolisieren sollen, wo der Schreibtisch stehen soll.

Der Kreishausanbau schreitet voran. Die Abteilungen der Kreisverwaltungen werden im September folgen.

„Es gibt noch ein paar kleine Mängel im Bereich des Jobcenters, die beseitigt werden müssen“, so Schmitz. Aber für den „Kaltstart“, den das Jobcenter hingelegt habe, sei alles gut verlaufen. Der Teil des Anbaus sei nämlich erst in der letzten Sekunde vor dem Umzug fertig geworden, berichtet der Abteilungsleiter. Auch mit der Qualität der Arbeit sei man zufrieden.

Bei den anderen Räumen liege man im Plan – wenn auch deutlich verzögert. Eine Kostenexplosion habe der Kreis vermeiden können. „Und das, obwohl wir jede Krise mitgenommen haben, die man mitnehmen konnte“, so Schmitz. Man liege etwa 13 Prozent über den prognostizierten Kosten von knapp 40 Millionen Euro.

Im Kreishaus-Anbau wurden kilometerweise Kabel verlegt

Im Bereich des Neubaus, der für die Kreis-Mitarbeitenden bestimmt ist, sind viele Büros fertig. Was aber noch fehlt, ist das Mobiliar. Dafür liegen mitunter DIN-A4-Zettel auf dem Boden, die verdeutlichen, wo ein Schreibtisch stehen soll und wo nicht. Die Mittelzone, der Bereich zwischen den Büros auf den jeweiligen Seiten, kann sowohl als Teeküche als auch als Sozialraum genutzt werden, aber auch als kleiner Besprechungsraum. Auch die Fertigstellung dieser Bereiche ist weit fortgeschritten.

Nach Arbeit sieht es an einigen Stellen im Bereich des künftigen Lagezentrums, zu dem die neue Leitstelle gehören wird, aus. Dort müssen teilweise noch die Decke abgehängt oder die Server in den entsprechenden Räumen installiert werden. Mehrere Kilometer Kabel sind allein in diesem Bereich nach Angaben von Projektleiter Carsten Opitz verbaut worden. Aber es wird im Ernstfall künftig auch analog gearbeitet. Gleiche mehrere tragbare Whiteboards samt Tafelwagen befinden sich im Lagezentrum.

Das Bild zeigt die neue Leitstelle des Kreises. Zu sehen sind die Arbeitsbereiche der Disponenten.

Die Rettungsleitstelle ist zu großen Teilen bereits eingeräumt. Jeder Disponent hat künftig Blick auf die große Videowand.

Die Zahl der Leitstellenplätze, an denen die Disponenten die Notrufe über die 112 entgegennehmen, um dann die Einsatzkräfte zu alarmieren und zu unterstützen, wird mit zehn im Vergleich zur jetzigen Leitstelle verdoppelt. Die Arbeitsplätze werden so angeordnet, dass alle den noch nicht vorhandenen Großbildschirm im Blick haben.

Zudem können sechs weitere Plätze aktiviert werden. Drei davon stehen den Rettungsleitstellen in Düren und Heinsberg für den Fall zur Verfügung, dass es dort Probleme gibt. Diese beiden Leitstellen halten ihrerseits Kapazitäten für den Kreis Euskirchen für den Fall bereit, dass die Euskirchener Leitstelle trotz aller Vorbeugung ausfiele.

Gleich neben der Leitstelle gibt es einen Bereich mit Sozialräumen. Die Leitstellenmannschaft arbeitet seit Beginn des Jahres im 24-Stunden-Schichtbetrieb. Dafür ist das Team um zwölf Stellen aufgestockt worden. Jeder Disponent hat künftig ein kleines Schließfach, in dem Maus, Headset und Smartphone gelagert und geladen werden können. Räumlich getrennt von der neuen Leitstelle wird Platz für den Krisenstab geschaffen. Dort können sich bis zu 65 Menschen aufhalten. Den Rest der Etage belegen die Mitarbeiterbüros der Abteilung 38 (Gefahrenabwehr).


Parkdauer am Kreishaus wochentags von maximal zwei Stunden

Der Kreis Euskirchen führt ab dem 1. August am Kreishaus ein Parkraumbewirtschaftungskonzept ein. „Schonend“, wie Guido Schmitz, Leiter der Tiefbauabteilung des Kreises, im Gespräch mit dieser Zeitung sagt: „Wir werden zunächst Hinweiszettel verteilen und die Menschen so auf das neue System aufmerksam machen.“

Wenn das Parkraumbewirtschaftungskonzept dann „scharf“ ist, werden laut Schmitz bei einem Vergehen ein Ordnungsgeld in Höhe von 30 Euro fällt. Die maximale Parkdauer beträgt ab dem 1. August an der Kreisverwaltung dann nur noch zwei Stunden. Zumindest von montags bis donnerstags zwischen 6 und 17 Uhr und freitags von 6 bis 13 Uhr.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass durch Fremdparken täglich 20 bis 30 Parkplätze für Mitarbeitende und Kunden wegfallen. Im Winter sieht man das ganz gut, wenn der Schnee einfach nicht vom Auto gekratzt wird“, erklärt Schmitz.

Die Grafik zeigt die unterschiedliche Aufteilung der Parkflächen.

Nur noch ein kleiner Teil der Parkplätze am Kreishaus in Euskirchen steht ab August den Kunden zur Verfügung. Ein Knöllchen kostet 30 Euro.

Für die Überprüfung der Parkberechtigungen hat der Kreis nach eigenen Angaben eine eigene App von Kreisverwaltungsmitarbeitern entwickeln lassen. Bei der sind laut Schmitz die berechtigten Nummernschilder hinterlegt. Gleichzeitig können mithilfe der App die QR-Codes eingelesen werden, die der Kreis beispielsweise für den Tagesparkausweis vergibt.

Geplant ist, dass in den kommenden Tagen mit Markierungsarbeiten begonnen wird. Laut Schmitz sollen die Parkbuchten bei dieser Gelegenheit ein wenig vergrößert werden – auch dadurch dürfte der eine oder andere Stellplatz in der Praxis weniger zur Verfügung stehen. Der heutige vordere, der sogenannte alte, Parkplatz, am Jülicher Ring ist künftig Kundenparkplatz. Nur dort dürfen Kunden der Kreisverwaltung parken.

Der Parkplatz links neben der Kreisverwaltung in Richtung Friedhof steht ab August nur noch Mitarbeitenden der Kreisverwaltung zur Verfügung. Gleiches gilt für die Stellplätze ab dem Kreis-Gesundheitsamt – also in Richtung DRK – und für den Parkplatz, der im Zuge des Anbaus entstanden ist. Also hinter und seitlich neben dem Anbau. Das Jobcenter und die Jugendberufsberatung erhalten ebenfalls einige wenige eigene Stellplätze in unmittelbarer Nähe des neuen Anbaus.