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Vor 800 Jahren „erfunden“Faszinierende Weihnachtskrippen aus dem Kreis Euskirchen

Lesezeit 5 Minuten
Außenkrippe in Kall-Golbach von Alfons (Foto) und Anita Klöcker.

Die große Außenkrippe von Familie Klöcker in Golbach begeistert mitunter auch Wanderer, die auf dem nahen Eifelsteig unterwegs sind.

Von der „Krippana“ ins Krankenhaus nach Mechernich: Ein Streifzug durch die weihnachtliche Krippenvielfalt im Kreis Euskirchen.

Neben dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum ist die Darstellung der Geburtsszene im Stall von Bethlehem vielleicht das eine, greifbare Symbol, das die meisten Menschen mit dem Weihnachtsfest verbinden. Für Alfons und Anita Klöcker aus Golbach gehört die Krippe daher nach wie vor dazu, auch wenn die eigenen Kinder natürlich schon längst erwachsen sind. „Aber inzwischen freuen sich die Enkel, wenn wir die große Krippe aufbauen“, berichtet die Golbacherin: „Wir haben uns vor ein paar Jahren über das Internet extra diese schönen, großen Figuren für eine Außenkrippe angeschafft.“

Im großen Innenhof der Klöckers, wo die Krippe in einer heimeligen Ecke ihren Stammplatz hat, versammelten sich vor einigen Jahren Freunde, Bekannte und die Nachbarschaft, um gemeinsam zu feiern. Es gab Glühwein, Leckeres vom Grill und Schwedenfeuer, die eine gemütliche Lichtstimmung in den Hof zauberten.

„Wegen Corona ist das leider etwas eingeschlafen“, erklärt Alfons Klöcker: „Aber jeder, der sich die Krippe anschauen möchten, ist hier in der Kapellenstraße 25 herzlich willkommen.“ Dieses Angebot nutzen regelmäßig auch Wanderer, die auf dem Eifelsteig unterwegs sind, der direkt am Haus der Klöckers in Golbach vorbeiführt.

Papst Franziskus erinnert an den „Vater der Krippentradition“

Auch Papst Franziskus ist ein erklärter Krippen-Fan: Kein Papst hat so innovative Krippen auf dem Petersplatz in Rom aufstellen lassen (zum Beispiel eine Krippe aus Sand) und dem Thema sogar ein eigenes Apostolisches Schreiben gewidmet.

Krippen in Nussschalen aus Kunststoff.

In der internationalen Krippenausstellung Krippana in Losheim an der deutsch-belgischen Grenze sind mehr als 300 Krippen zu sehen – einige passen in eine Nussschale.

Bei seiner Generalaudienz in der Woche vor dem Weihnachtsfest beschäftigte sich der Papst ebenfalls ausführlich mit der Szenerie von Maria, Josef und dem Jesuskind im Stall von Bethlehem. Ausgangspunkt dafür war ein Jubiläum: Vor genau 800 Jahren, an Weihnachten 1223, soll der heilige Franz von Assisi in Greccio eine „lebende“ Krippe geschaffen haben – und damit zum Vater der Krippentradition geworden sein.

„Franziskus will kein schönes Kunstwerk schaffen, sondern durch die Krippe das Staunen über die große Demut des Herrn wecken“, wird der Papst in einem Bericht des päpstlichen Informationsportals „Vatican News“ zitiert: „Das Staunen ist wichtig. Wenn wir Christen die Krippe als etwas Schönes betrachten und beten, dann reicht das nicht aus. Vor dem Geheimnis der Menschwerdung des Wortes, vor der Geburt Jesu, brauchen wir diese religiöse Haltung des Staunens.“

ArsKrippana: Nicht nur zur Weihnachtszeit

Aus dem Staunen kommt man auch nicht heraus beim Besuch der europaweit größten Krippenschau, die sich nicht in Rom, sondern mitten in der Eifel befindet: Mehr als 300 Krippen sind in der „ArsKrippana“ zu sehen, die nicht nur zur Weihnachtszeit zahlreiche Besucher an die deutsch-belgische Grenze bei Hellenthal-Losheim lockt. Neben (Kirchen-)Krippen aus der ganzen Welt beherbergt die ganzjährig geöffnete Schau auch einige Krippenkunstwerke mit sozial- oder zeitkritischen Bezügen.

Noch bis Ende Januar sind derzeit zwei Künstler mit dem Neuaufbau einer Krippe beschäftigt, die in den frühen 1980er-Jahren entstand und sich kritisch mit dem Thema Rüstung und Krieg auseinandersetzt. „Das Schlimme ist, dass die Krippe, die damals unter dem Eindruck der Aufrüstungsdebatte entstand, immer noch so aktuell ist“, so Krippana-Chef Michael Balter.

Krankenhaus-Krippe erinnert an Schicksal von Familien auf der Flucht

Nachdenklich stimmend und faszinierend zugleich ist die diesjährige Krippendarstellung im Foyer des Kreiskrankenhauses in Mechernich. Die katholische Klinikseelsorgerin Cordula Waberzeck und der ehrenamtliche Küster Diethard Eichinger-Heß haben das Jesuskind in eine wärmende Rettungsdecke gehüllt, die das nackte Überleben sichert. Statt auf Heu und auf Stroh liegt der Heiland in dieser Krippe auf Trümmern: Genauso, wie es Familien derzeit in den Kriegsgebieten in aller Welt ergehen kann.

Krippendarstellung im Kreiskrankenhauses in Mechernich - das Jesuskind auf Trümmern, eingewickelt in eine Rettungsdecke.

Das Jesuskind auf Trümmern, eingewickelt in eine Rettungsdecke: Die Krippe im Foyer des Mechernicher Krankenhauses erinnert an die Situation von Familien, die sich auf der Flucht befinden.

„Zur Zeit Jesu war das Leben der Menschen genauso bedroht“, schreiben Cordula Waberzeck und ihre Kollegen, der evangelische Pfarrer Michael Stöhr und die katholische Seelsorgerin Margot Schmitz am Krankenhaus Schleiden: „Kriege und Pandemien überzogen Israel. Für Alte, Kranke und Waisen gab es keine soziale Absicherung.“

Der Sohn Gottes sei in einem zugigen Stall auf die Welt gekommen, weil die Herberge keinen Platz „für die schwangere junge Frau mit dem ältlichen Bräutigam hatte. Kaum auf der Welt, mussten die beiden mit ihrem Kind vor marodierenden Truppen fliehen. In Ägypten waren sie Flüchtlinge, wie Millionen Menschen heute noch immer auf der Flucht sind.“


Krippen-Termine im Kreis Euskirchen

Noch bis zum Dreikönigstag am 6. Januar bietet sich in Ripsdorf Gelegenheit zu einem stimmungsvollen, etwa anderthalbstündigen Krippenspaziergang. Mit einem neuen Teilnehmerrekord von 51 Krippen findet dort zum dritten Mal der Krippenweg statt.

Die Krippen wurden von Familien aus dem Dorf gebaut. Eine hat kurzerhand ein Ölfass zum Stall umfunktioniert. An anderer Stelle ist die Szene von Jesu Geburt in einem hohlen Baumstamm dargestellt. Auf dem Dorfplatz in Ripsdorf hängt an der Anschlagtafel ein Lageplan des Dorfes, auf dem alle Krippen markiert sind. Eine Karte mit allen Stationen ist auch online verfügbar.

Die Katholische Bildungsstätte Maria Rast lädt für Samstag, 30. Dezember, von 15 bis 16.30 Uhr zu einer „weihnachtlichen Stunde an der Krippe“ mit Weihnachtsliedern, Gebeten und Rückgabe der Herbergssuchebilder ein. Das Zither-Ensemble Kirchheim begleitet die Veranstaltung. Beim zweiten Termin am Samstag, 6. Januar, ist die Mundharmonikagruppe „Harmonica Sound“ aus Euskirchen mit von der Partie.

Den Sonntagsspaziergang mit einem Besuch der Pfarrkirche St. Anna zu verbinden, lohnt sich am Sonntag, 7. Januar, besonders. Von 14 bis 16 Uhr lädt der Pfarreirat in Hellenthal zum offenen Treff an der Krippe ein. Es gibt Gelegenheit, sich einmal in Ruhe die Krippe und die Innenausstattung der Pfarrkirche anzuschauen, Geschichten zu hören, Weihnachtslieder zu singen und sich mit anderen Besuchern bei Kaffee und Plätzchen auszutauschen. Für die Kinder steht auch wieder der Maltisch bereit. (jre/thw)