Mehr als 200 Mitarbeiter standen Spalier, als Wilfried Krebs verabschiedet wurde. Er war fast 44 Jahre Hausmeister im Kreishaus.
AbschiedHausmeister des Kreishauses geht in den Ruhestand

Ehre, wem Ehre gebührt: Wilfried Krebs geht nach knapp 44 Dienstjahren als Hausmeister im Kreishaus Euskirchen in den Ruhestand.
Copyright: Tom Steinicke
Aus, Schluss, Ende – knapp 44 Dienstjahre sind genug. Wilfried Krebs, das Ein-Mann-Serviceunternehmen im Kreishaus, geht in den Ruhestand. Im Fall des Frauenbergers darf das Adjektiv „wohlverdient“ nicht fehlen. Mit großem Bahnhof in dem Gebäude, in dem der 64-Jährige jede Ecke kennt, wurde Krebs am Freitagmittag verabschiedet. Mehr als 200 Mitarbeitende des Kreises standen Spalier, klatschten minutenlang Beifall. Doch war er wirklich nur Hausmeister? Laut Landrat Markus Ramers war er das nicht.
„Er war auch Facility Manager, Allround-Talent, inoffizieller Kummerkasten und Partylöwe“, so der Chef der Kreisverwaltung. Das Kreishaus kennt Krebs in- und auswendig, vom Keller bis zum Speicher. Er kennt die Kollegen – und sie kennen ihn. „Als Hausmeister hat man so etwas wie ein Serviceunternehmen in der Firma, ist heute hier und morgen dort. Man repariert hier etwas, man richtet dort ein neues Büro ein oder man bereitet mit dem Team Großveranstaltungen wie den Neujahrs- oder den Prinzenempfang vor“, sagt er.

Der Hausmeister war für einen Tag die Nummer 1 in der Landratsgalerie.
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Sein Verhältnis zum Kreishaus-Team? Wilfried Krebs zögert nicht lange: „Ich habe nette Kollegen. Hin und wieder schaffen es einzelne zwar auch mal, mich auf die Palme zu bringen. Aber letztlich arbeiten wir hier Hand in Hand.“ Apropos Palme. Da gab es mal einen Kreispolitiker, der regelmäßig seinen Wagen in der Tiefgarage der Verwaltung abstellte, was er nicht durfte. Alle freundlichen Bitten und Hinweise wurden zur Kenntnis genommen – und komplett ignoriert.
Wilfried Krebs: „Irgendwann reichte es mir. Dann habe ich zufällig mal während einer abendlichen Kreistagssitzung die Garage verschlossen. Da stand er dann mit seinem Benz und kam nicht mehr raus“, sagt er und lacht: „Natürlich habe ich ihn anschließend befreit, als ich dem verzweifelten und ratlosen Politiker zufällig über den Weg gelaufen bin. In der Tiefgarage hat er übrigens nie mehr geparkt.“ Und dann werden auch rasch die alten Zeiten wieder lebendig.
Technische Entwicklung vom Hammer bis zum Smartphone mitgemacht
„Was die technische Entwicklung angeht, habe ich hier schon einiges mitgemacht – sozusagen von Hammer und Meißel bis zum Smartphone.“ Gut erinnert er sich noch an den ersten Computer der Kreisverwaltung, der im Eifelmuseum in Blankenheim eingesetzt wurde. Der zweite war dann für den Hausmeister zur Steuerung der Haustechnik. Gebäudeleittechnik heißt das heute, und von seinem Büro steuert Krebs mit Maus, Tastatur und ein paar Klicks Klimaanlage und Heizung im gewaltigen Gebäudekomplex.
Schlosser hatte der in Oberwichterich aufgewachsene Krebs gelernt, und die Arbeit in einem kleinen Familienbetrieb gefiel ihm auch gut. Dass sein berufliches Leben dann eine ganz andere Wendung nehmen sollte, kam für ihn völlig überraschend. „Ich war gerade dabei, den Pferdestall auf unserem Bauernhof auszumisten, als plötzlich ein Kreispolitiker zu meinen Eltern kam und mir einen Job im Bauhof anbot. Die suchten jemand hier aus der Euskirchener Ecke.“
Der junge Wilfried fügte sich, ging brav zum Vorstellungsgespräch – und gab dem Kreis höflich, aber bestimmt einen Korb. Doch der Kreis ließ nicht locker, und nach einem zweiten Gespräch ließ sich der Umworbene dann doch erweichen und wechselte zum Kreis-Bauhof. Liebe auf den zweiten Blick, könnte man also sagen. „Ja“, sagt Wilfried Krebs heute und schmunzelt. „Es hat etwas gedauert, bis ich mich heimisch gefühlt habe.“
Nach rund drei Jahren auf dem Bauhof folgte der nächste entscheidende Schritt: „Ich sollte dem Hausmeister mal einen Tag helfen.“ Der junge Mitarbeiter muss keinen so schlechten Eindruck hinterlassen haben, denn bei dem einen Tag blieb es nicht. Jetzt, fast 44 Dienstjahre später, endet im Kreishaus eine Ära. Eine, die auch Wilfried Krebs mitgeprägt hat. Eine, die einen großen Bahnhof verdient hatte.