Noch sehen die neuen Schutzmauern am Radweg des Rursees zwischen Eschauel und Schwammenauel trostlos aus. Das soll sich aber bald ändern.
ProjektSo sollen Jugendliche den Radweg am Rursee verschönern

Freuen sich auf das Graffitiprojekt, bei dem zwei Betonmauern am Rursee gestaltet werden sollen: von links: Daniel Kocher, Dirk Boltersdorf, Kai Nierhausen, Luzia Schlösser, Daniel Schoeller, Jochen Weiler und Marco Schmunkamp.
Copyright: Stephan Everling
Wie zwei klaffende Narben prangen seit vergangenem Jahr zwei Betonmauern auf der Hangseite des beliebten Radwegs am Ufer des Rursees zwischen Eschauel und Schwammenauel. Doch so soll das nicht bleiben. Denn in diesem Sommer werden sie im Zuge des Graffiti-Kunstprojekts „Farbfluss am Rursee“ von Jugendlichen gestaltet werden. Wie es am Ende aussehen wird, diese Entscheidung steht noch aus.
Doch die fachliche Begleitung von erfahrenen Sprayern ist gesichert, wie bei der Vorstellung des Projekts in der Kunstakademie Heimbach betont wurde.

Weithin sichtbar sind die zwei Betonmauern, die im letzten Jahr wegen Erdrutschen gebaut werden mussten.
Copyright: Dirk Boltersdorf (privat)
Entwickelt wurde die Idee von den beiden Verantwortlichen für die Offene Jugendarbeit in Heimbach und Nideggen, Dirk Boltersdorf und Daniel Schoeller. Durchaus sinnig, denn wenn auch der Ort, um den es eigentlich geht, auf Nideggener Gebiet liegt, ist der Radweg die kürzeste Verbindung entlang des Rursees für Radfahrer zwischen Nideggen und Heimbach.
Bis zu 1000 Personen seien pro Tag auf der Strecke unterwegs, so Heimbachs Bürgermeister Jochen Weiler. Was das in der Praxis bedeutet, erlebte Marco Schmunkamp, Bürgermeister von Nideggen, als wegen der Bauarbeiten der Weg gesperrt werden musste.
Der Radweg am Rursee erfreut sich großer Beliebtheit
„Es hat Hangrutsche gegeben, und um die Betonklötze, die wie riesige Legosteine aussehen, installieren zu können, musste der Radweg gesperrt werden“, erläuterte Schmunkamp. Doch der Weg sei die Hauptschlagader für die Radfahrer. Und einige ließen sich nicht von so Kleinigkeiten wie Absperrungen oder Bauzäunen in ihrem Fortbewegungsdrang stoppen. „Da wurden die Bauzäune abgebaut und in den Hang geworfen“, berichtet er kopfschüttelnd.
Trotzdem sei es gelungen, die Arbeiten fertigzustellen. Auch im weiteren Bereich des Weges müsse der Hang gesichert werden. Dies solle allerdings mit Stahlnetzen geschehen. Die seien zwar deutlich teurer, würden sich aber auch unauffälliger in die Landschaft einfügen.
Nicht so die Betonklötze, die nun in hellem Grau einen optischen Fremdkörper in dem Hang bilden. So kam der Gedanke auf, sie mit einer Gestaltung zu versehen, um das Äußere zu verschönern.
Ich kämpfe für die Entschleunigung der Kids.
Schon seit einiger Zeit binden Schoeller und Boltersdorf jugendliche Graffiti-Sprayer in die Jugendarbeit ein. So wurden in Heimbach die Nachwuchskünstler zu einem Workshop eingeladen, in dem sie den fachgerechten Gebrauch der Sprühdosen erlernen und eine Wand an der Getränkefabrik Krischer gestalten konnten. Ähnliches geschah in Nideggen: Hier steht den Sprayern eine komplette Wand an der Turnhalle der Schule zur Verfügung, auf der sie sich nach Herzenslust ausprobieren können.
Was nun einen angenehmen Nebeneffekt hat: Die jugendlichen Sprayer, die die Gestaltung der Betonklötze am Rursee übernehmen sollen, sind bereits bekannt und fachgerecht in die Grundlagen eingewiesen. Doch ein derartiges Projekt erfordert eine professionelle Begleitung, das ist auch Boltersdorf klar.
Kunstprojekt mit Jugendlichen soll den Radweg hübscher machen
„Wir stehen unter Druck, das muss gut werden“, sagt er. Denn die beiden etwa 30 Meter langen und rund viereinhalb Meter hohen Wände sind nicht nur auf dem Weg, sondern auch auf der anderen Seite des Sees und von den Schiffen der Rurseeschifffahrt bestens sichtbar.
So wurden die erfahrenen Sprayer Daniel Kocher und Kai Nierhausen angesprochen, die bereits Erfahrung mit derartigen Workshops haben. Nierhausen, als Dozent an der Kunstakademie in Heimbach tätig, ist klar, dass es nicht immer leicht ist, die Aufmerksamkeit bei der jugendlichen Klientel so hochzuhalten, wie es für ein derartiges Projekt notwendig ist.
Denn das Projekt soll in zwei Wochen im Juli laufen und dabei eine Woche vor Ferienbeginn starten. „Ich kämpfe für die Entschleunigung der Kids“, sagt Nierhausen. Es gehe darum, dass sie nicht nach zwei Stunden die Lust verlieren und aufgeben.
Es hat Hangrutsche gegeben, und um die Betonklötze, die wie riesige Legosteine aussehen, installieren zu können, musste der Radweg gesperrt werden.
Unterstützt wird das Projekt vom Förderverein der Kunstakademie in Heimbach und vom Netzbetreiber Westnetz. Bereits im Sommer hatte sich Westnetz dazu bereit erklärt, beim Nideggener „Sommerradeln“ Kilometer zu sponsern.
Ein Teil davon, exakt 4500 Euro, soll als Startkapital für das Graffiti-Projekt dienen. Für die Finanzierung der Farben sei der Förderverein eingesprungen. Da für die Wände Biofarben verwendet werden müssen, werden diese in der Farbenmanufaktur von Melanie Halfmann aus Vettweiß besorgt.
Begleitet werden soll das Projekt von einem Zeltlager im Segelclub „Poseidon“, mit Blick auf die beiden Betonwände, in dem auch übernachtet werden könne, kündigt Boltersdorf an. „Wir wollen ein richtig rundes Programm anbieten und freuen uns, so einen schönen Ort zur Verfügung zu haben“, sagte er.
Wer Ideen hat, wie die Betonklötze gestaltet werden können und sich gerne in das Projekt einbringen möchte, kann mit Dirk Boltersdorf unter Tel. 01 70/4 82 63 53 Kontakt aufnehmen.