In Weilerswist fand ein Feuerwehr-Seminar zum Thema Vegetationsbrände statt. Ein Konzept für den Kreis Euskirchen ist in der Umsetzung.
Seminar in WeilerswistFeuerwehren im Kreis Euskirchen übten mit den Waldbrand-Profis
Feuer und Wasser ist etwas, das nicht gut zusammenpasst – es sei denn, man ist in der Feuerwehr. Dann ist das eine zum Löschen des anderen durchaus hilfreich. Wenn man aber ein Feuer braucht, ist Wasser hinderlich.
So hatten Feuerwehrleute aus dem Kreis Euskirchen ein Seminar zur Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung mit den Experten von @Fire eigens nach Weilerswist gelegt, weil man dort ein Feld für den Praxis-Teil auserkoren hatte. Morgens gab es Theorie für mehr als 100 Führungskräfte in der Erft-Swist-Halle. Am Nachmittag sollte es ein Feuer auf dem Feld geben. Nur hatte es zwischendurch einen Platzregen gegeben. Der Acker war zu nass für ein Feuer. „Ein Kollege hat dann einen Acker im benachbarten Rhein-Erft-Kreis gefunden, auf dem wir üben konnten“, sagte Kreisbrandmeister Peter Jonas.
Feuerwehren im Kreis erstellen ein Konzept zur Waldbrandbekämpfung
Seit 2020 beschäftigen sich die Feuerwehren im Kreis intensiv mit dem Thema Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung. „Wir haben ein erstes Konzept erstellt und besprochen, wie man kreisweit im Einsatz vorgeht“, so Jonas weiter. Auch eine Kreiseinheit wird zusammengestellt, die nicht nur Feuer löschen, sondern beispielsweise auch Schneisen anlegen kann.
Bei der Ausbildung half der deutschlandweit tätige Verein @Fire. Der bietet nicht nur Fachberatungen an, wie jetzt in Weilerswist, sondern kann auch mit eigenen Fahrzeugen und kleineren Einsatztrupps bei Wald- und Vegetationsbränden unterstützen.
Zahl der Brände auf Stoppelfeldern oder in Böschungen steigt
Mit schrecklichen Bildern wie aus Südeuropa oder Kalifornien, wo ganze Wälder und Landstriche in Flammen stehen, rechnet Jonas im Kreis Euskirchen eher nicht. „Die riesengroßen Waldbrände hatten wir bisher nicht.“ Jonas erinnert sich an das Feuer zwischen Steinbach- und Madbachtalsperre vor zwei Jahren. „Wir haben aber eine steigende Zahl von Vegetationsbränden in den letzten Jahren – sei es auf Stoppelfeldern oder in Böschungen“, so der Kreisbrandmeister weiter. Dieses Jahr sei es durch die eher feuchte Witterung allerdings noch sehr ruhig. „2023 hatten wir die ersten Brände aber schon im April/Mai“, so Jonas.
Allgemein begünstige die durch den Klimawandel bedingte Trockenheit die Ausbreitung von Feuer. So seien Wälder mit Hängen in Südlage, auf denen Totholz liege, durch Thermiken eher gefährdet. „Die Waldbesitzer müssen deshalb ihren Teil dazu beitragen“, sagt Jonas mit Blick auf mögliche Brandausbreitungen und Präventionsmaßnahmen. Allerdings sagt Jonas auch: „Brände werden durch Unachtsamkeit oder Mutwilligkeit herbeigeführt.“ Von Geschichten über Glasscherben, die Sonnenstrahlen wie eine Lupe bündeln, oder spontaner Selbstentzündung hält er indes wenig. Einzig der Gärungsprozess von nassem Heu in Verbindung mit hohen Temperaturen könne tatsächlich zu einer Selbstentzündung führen.
Kommunen beschaffen Fahrzeuge und spezielle Ausrüstung
Auch die Kommunen haben sich des Themas angenommen und beschaffen Fahrzeuge und spezielle Ausrüstung. Gemeint sind beispielsweise Waldbrand-Tanklöschfahrzeuge, die über eine spezielle (Atem-)Schutzausstattung verfügen und mit denen es möglich ist, auch durch Rauch zu fahren. Ansonsten achte man bei der Anschaffung von Tanklöschfahrzeugen vermehrt auf Geländegängigkeit, einen hohen Radstand und Allradantrieb, so dass sie auch bei Waldbränden eingesetzt werden können.
„Wir sind in unterschiedlichen Themenfeldern unterwegs“, sagt Jonas. Eines davon sei seit zwei Jahren die Schaffung von Wasserentnahmestellen. In NRW könne die Landespolizei mit ihrer Fliegerstaffel die Feuerwehren unterstützen und Hubschrauber mit Bambi-Buckets entsenden. Dabei handelt es sich um Behältnisse, die 820 Liter Wasser fassen. „Das Wasser stellen wir zur Verfügung“, sagt Jonas. Ist beispielsweise kein See in der Nähe, können die Feuerwehrleute aus Zülpich und Mechernich anrücken, die jeweils über einen Gerätewagen Logistik des Landes und Faltbehälter mit einem Fassungsvermögen von 24.000 Litern verfügen.
Drohnen mit Wärmebildkameras helfen bei der Suche nach Glutnestern
Helfen bei Waldbränden soll auch die Kreisinformations- und -kommunikationseinheit. Diese verfügt über Drohnen samt hochauflösenden Wärmebildkameras, die ein Gebiet von bis zu zehn Kilometern erfassen können. Sie können eingesetzt werden, um etwa zu prüfen, ob es Stellen gibt, wo es eine große Hitzeentwicklung gibt, beispielsweise Glutnester. Sie dienen aber auch der Sicherheit der Einsatzkräfte. „Es ist gefährlich, Menschen in nicht zu 100 Prozent erkundete Gebiete zu schicken“, sagt Jonas. Deshalb werde man mit Seminaren auch das Thema „Eigenschutz“ sensibilisieren. „Ein abgebranntes Feuerwehrauto ist nicht das Problem“, so der Kreisbrandmeister.
Für die Bevölkerung wichtig sind der Waldbrandgefahrenindex und der Grasland-Feuer-Index des Deutschen Wetterdienstes. „Bei bestimmten Stufen herrscht beispielsweise ein Wald-Betretungsverbot“, so Kreisfeuerwehrchef Jonas. Auch Veranstalter von Waldfesten oder Feuerwerken sollten die Indizes im Auge behalten.
Lokale Starkregenereignisse sind weiteres Problemfeld der Zukunft
Ein weiteres Problemfeld durch den Klimawandel sind Starkregenereignisse. Wie die letzten Monate deutschlandweit gezeigt haben, beschränken sich diese meist auf drei oder vier Orte. „Eine Dimension wie bei der Flut vor drei Jahren hat das nicht“, so Peter Jonas. Auch für diese Art von Einsätzen wappnen sich die Feuerwehren im Kreis, indem sie etwa zusätzliche Boote für die Menschenrettung beschaffen.