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LossprechungDen Junghandwerkern im Kreis Euskirchen stehen nun viele Türen offen

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Prüfungsbesten, die ihre Urkunden in Händen halten, mit Landrat Markus Ramers.

Die Prüfungsbesten des vergangenen Halbjahres wurden für ihre Leistung mit zusätzlichen Ehrungen ausgezeichnet.

74 Junghandwerker wurden im S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen losgesprochen. Es gibt volle Auftragsbücher, aber zu wenig Mitarbeiter.

Die Blicke aller Anwesenden waren auf acht Personen gerichtet, die am Dienstagabend nacheinander den Weg vom Publikum zur kleinen Bühne im S-Forum der Kreissparkasse Euskirchen antraten. Obwohl sich jeder Einzelne von ihnen der Aufmerksamkeit bewusst war, war von Nervosität nichts zu spüren.

Stattdessen strahlten alle eine deutliche Selbstsicherheit und auch Stolz über ihre Leistungen aus, die sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatten. Denn sie alle hatten bei ihrer Gesellenprüfung als Innungsbeste der Vereinigten Kreishandwerkerschaft Düren-Euskirchen-Heinsberg abgeschnitten und durften sich nun den verdienten Lohn ihrer Arbeit abholen.

Für Sie alle ist dies ein besonderer Abend und der Beginn eines neuen Lebensabschnittes.
Jessica Kuhn, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft

„Für Sie alle ist dies ein besonderer Abend und der Beginn eines neuen Lebensabschnittes“, verkündete die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Jessica Kuhn. „Allen Beteiligten, die zu diesen Erfolgen beigetragen haben, gilt mein Dank, aber heute stehen diese jungen Menschen im Mittelpunkt, die mit Stolz zurück und mit Zuversicht in die Zukunft blicken können.“ Insgesamt 74 Absolventen wurden bei der Lossprechungsfeier durch Thomas Rendenbach ausgezeichnet.

Eine Zahl, die den Kreishandwerksmeister zwar zufrieden stimmte, die in den nächsten Jahren aber gerne noch steigen dürfe, wie er sagte. „Viele Unternehmen haben volle Auftragsbücher, aber keine Kapazitäten für eine schnelle Umsetzung und neue Aufträge“, so Rendenbach. Grund dafür sei der anhaltende Fachkräftemangel, der nicht nur im Kreis Euskirchen, sondern in ganz Deutschland spürbar sei. „Wir brauchen mehr Wohnraum, aber wer soll die neuen Häuser bauen, wenn nicht Maurer, Zimmerer und Elektroniker?“, so der Kreishandwerksmeister.

Im Zuge des Klimawandels sollte nachhaltig umgerüstet werden

Auch sei es dringend nötig, im Zuge des Klimawandels bereits vorhandenen Wohnraum nachhaltig umzurüsten. Doch auch dieser Zusatzaufwand könne nur mit mehr ausgebildeten Handwerkerinnen und Handwerkern bewältigt werden. Jeder einzelne Lehrling, der im vergangenen Halbjahr die Gesellenprüfung abgelegt habe, habe daher nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Entwicklung des Kreises ein wichtiges Fundament gelegt, stimmte Landrat Markus Ramers zu.

„Das Handwerk ist für den Kreis Euskirchen unverzichtbar. Darum wünschen wir uns, dass Sie auch die nächsten Jahre und Jahrzehnte in dieser Region tätig sind.“ Um dies zu gewährleisten, müsse der Stellenwert des Handwerks in der Öffentlichkeit erhöht werden und mit dem einer akademischen Ausbildung ebenbürtig sein. „Es ist wichtig, die Ausbildungsbetriebe auszustatten, damit sie mit moderner Technik die besten Bedingungen für ihre Aufgabe zur Verfügung haben.“

Spätestens seit der Flut ist klar, wie wichtig Handwerker sind

Insbesondere nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 sei es überall spürbar gewesen, wie dringend handwerkliches Geschick in allen Bereichen benötigt werde, betonte Gastgeber Udo Becker. „Auch wir hier vor Ort, als von der Flut betroffene Sparkasse, sind daher dankbar, dass wir im Kreis die notwendige Qualität für diese Aufgabe vorfinden.“

Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Euskirchen machte ebenfalls deutlich, dass es einer Bildungswende bedürfe, um dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können. „Es ist darum sehr schön, heute so viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Mindestens genauso schön ist es aber auch, viele neue Gesichter begrüßen zu dürfen, die sich im Handwerk engagieren.“

Für die Zukunft der 74 Absolventen, darin waren sich alle Rednerinnen und Redner auf der Bühne einig, stehen mit ihrem Gesellenbrief sehr viele Türen offen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch mit Blick auf eine handwerkliche Ausbildung im Allgemeinen, wie Markus Ramers betonte.

„Die Zahl derjenigen, die in diesem Jahr deutschlandweit mit einer dualen Ausbildung begonnen haben, hat sich um drei Prozent erhöht“, so der Euskirchener Landrat in seinen Ausführungen: „Die Tendenz ist also schon mal gut, aber es sind immer noch viele Plätze frei. Sie alle sind ein leuchtendes Beispiel, und tragen Sie das bitte auch in ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiter.“


Die Innungsbesten im Kreis Euskirchen

Maurer Luka Schäfer vom Betrieb Bauunternehmen Manstein-Bau-GmbH. Straßenbauer André Koch vom Betrieb Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Dipl.-Ing. Frank Weindorf. Elektroniker Tobias Pützer vom Betrieb Annika Berners. Metallbauer Lukas Laschet vom Betrieb Kleinmeyer Stahl- und Metallbau GmbH & Co. KG. Maler Fabian Hardtke vom Betrieb Maler und Lackierermeister Frank Josef Schmitz. Tischler Simon Emil Wilhelm van Laak vom Betrieb Tischlermeister Arno Müller sowie Elias Bernardy vom Betrieb Tischlermeister Guido Mahlberg. Zimmerer Sean-Patrick van Kann vom Betrieb Alois und Leo Völler Holzprodukte GmbH.