Die milde Witterung treibt die Amphibien schon Mitte Februar zu ihren Laichgewässern. Polizei und Nabu mahnen Autofahrer, langsam zu fahren.
Amphibiensaison beginntKröten sind im Kreis Euskirchen diesmal extrem früh dran
Es ist wieder so weit: Die Amphibienwanderung hat begonnen. Kröten, Frösche, Lurche, Molche – sie alle machen sich auf den Weg zu ihren Laichgründen. „Die sind in diesem Jahr extrem früh dran“, sagt Ulrich Pohl, Amphibien-Experte beim Nabu Euskirchen.
Bisher habe man sich eigentlich immer darauf verlassen können, noch in Ruhe Karneval zu feiern, bevor es losgehe. Das sei in diesem Jahr anders. „Das liegt an der Witterung“, erklärt er. Nachdem es im Januar sehr kalt war, herrschen nun 10 Grad und Nieselregen. Während Mensch es da eher auf das Sofa zieht, machen Kröten und Konsorten sich auf Wanderschaft. „Sie mögen es feucht und warm“, sagt Pohl.
Nabu Euskirchen ruft Autofahrer zu Rücksichtnahme auf
Deshalb findet die Amphibienwanderung im Kreis Euskirchen zeitversetzt statt. Während die Tiere in der Börde und Umgebung schon jetzt unterwegs sind, dauert es in der Eifel noch ein bisschen. Ende Februar oder Anfang März werde auch dort die Amphibienwanderung beginnen, schätzt Pohl.
Auf ihrem Weg zu ihren Laichgewässern lauert auf die Tiere vor allem eine Gefahr: der Mensch. Oder besser: der Mensch im Auto. Der Nabu appelliert daher an alle Autofahrer, Rücksicht zu nehmen und die Geschwindigkeit anzupassen. Und auch die Polizei mahnt zum Langsam-Fahren. Allerdings nicht unbedingt wegen der Tiere, sondern wegen der Amphibienhelfer. Diese sind mit Warnwesten und Warnschildern an den Straßen unterwegs. Auch ihretwegen solle man den Tieren auf der Straße nicht abrupt ausweichen, so die Polizei.
Bei zu hoher Geschwindigkeit platzen die Schallblasen
Doch was soll man dann tun? Am Besten sei es natürlich zu wenden, sagt Pohl. Doch er sieht ein, dass das nicht immer eine Option ist. Dann solle man langsam (unter 50 km/h) weiterfahren und die Amphibien zwischen die Räder nehmen. „Dann haben sie eine Chance“, so der Experte. Einfach nur darauf zu achten, kein Tier direkt zu überfahren, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln, nutze leider nichts. Denn bei Geschwindigkeiten ab 50 km/h platzen laut Pohl bei den Amphibien selbst ohne Berührung die Schallblasen und sie sterben.
Um die Amphibien zu schützen, gibt es im Kreis an gewissen Hotspots Schutzanlagen, an anderen baut der Nabu Krötenzäune auf. Zudem starten nun die täglichen Kontrollen der Fangeimer, in die die Amphibien geleitet werden. Ehrenamtliche schauen abends und morgens nach, zählen und bestimmen die Tiere und tragen sie über die Straße.
Waschbären fressen gerne Amphibien
Vor allem die morgendlichen Kontrollen seien wichtig, betont Pohl. Denn für das ein oder andere größere Tier seien Amphibien durchaus Leckerbissen. Vor allem Waschbären verstehen laut Pohl schnell, dass sich in den Eimern Futter befindet. „Die mögen Amphibien sehr gerne.“
Das Fangen der Kröten und Molche hat aber nicht nur den Sinn, ihnen über die Straße zu helfen. Es gibt dem Nabu auch die Chance, die Arten zu zählen. Diese Daten brauche die Untere Naturschutzbehörde, sagt Pohl. „Danach entscheidet sie über feste Leitsysteme.“ Denn vor allem, dort wo Rote-Liste-Arten unterwegs sind, wie die Geburtshelferkröte oder der Kammmolch, seien die Behörden verpflichtet, etwas für deren Schutz zu tun, so Pohl.
Und auch zur Beobachtung der Arten-Entwicklung ist das Zählen wichtig. In den vergangenen sechs Jahren habe man kontinuierlich immer weniger Amphibien gezählt, sagt Pohl. „Das hat sicher auch mit den trockenen Sommern zu tun, weil da einige Gewässer ausgetrocknet sind“, berichtet er. Aber es gebe noch andere Faktoren. Den Straßenverkehr zum Beispiel und die intensive Landwirtschaft.
Doch er und seine Naturschutzkollegen haben Hoffnung: Die zweite Jahreshälfte 2023 sei sehr nass gewesen, sagt Pohl. Daher seien sie gespannt, ob sie dieses Jahr mehr Amphibien zählen können.
Hier befinden sich die Amphibienwanderung-Hotspots im Kreis Euskirchen
Hotspots für die Krötenwanderung sind laut Nabu folgende: in Euskirchen an der Billiger Straße, Pappelallee und in den Essigbenden; in Zülpich am Bachsteinweg; in Mechernich am Mühlenpark, Krematorium, Strempter Str., in Satzvey, an der Bleibergkaserne und in Vussem am Aquädukt; in Bad Münstereifel im Schleidtal und in Eicherscheid; in Kall zwischen Wahlen und Marmagen; in Hellenthal Haus Eichen, Wahld und an der Wildenburg; in Blankenheim-Reetz und -Dollendorf.
Vor allem für die Wildenburg, die Bleibergkaserne und das Aquädukt in Vussem sucht der Nabu noch Helferinnen und Helfer, doch auch für die anderen Gebiete können sich gerne noch mehr Menschen melden. Was genau zu tun ist, werde vor Ort erklärt, berichtet Ulrich Pohl. Wer Interesse hat, kann sich bei ihm unter Tel.: 01 71 78 29 743 und bei Marco Mora unter Tel.: 01 51 46 12 06 13 oder per Mail melden (u.pohl@nabu-euskirchen.de oder m.mora@nabu-euskirchen.de).