Markus Ramers (SPD) will 2025 wieder zum Landrat des Kreises Euskirchen gewählt werden. Die anderen Parteien tun sich bei der Kandidatensuche schwer.
WahlLandrat im Kreis Euskirchen positioniert sich, die Konkurrenz spart nicht mit Kritik
Abergläubig scheint Markus Ramers nicht zu sein. Muss der Landrat des Kreises Euskirchen vielleicht auch gar nicht. Denn für ihn ist der 13. Dezember keineswegs ein Unglückstag. Für ihn ist der 13. Dezember vor allem eines: sein Hochzeitstag. Dass ausgerechnet in diesem Jahr der Tag auf einen Freitag fällt? Das dürfte zumindest bei der Terminierung der Bekanntgabe, dass er bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr wieder antreten wird, eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben.
„Ich wollte mit Klarheit ins neue Jahr starten. Dann steht erstmal die Bundestagswahl an. Und dann sind wir schnell bei den entsprechenden Fristen, an denen Kandidaten aufgestellt sein müssen“, sagt Ramers, der im April von den Mitgliedern der Kreis-SPD nominiert werden soll. Das Vertrauen hat der Vorstand der Sozialdemokraten ihm bereits einstimmig ausgesprochen.
Markus Ramers empfindet die Arbeit als Landrat extrem erfüllend
Und wie waren die bisherigen vier Jahre als Landrat? „Die eine oder andere Vorstellung von der Aufgabe eines Landrats hat sich erfüllt“, sagt Ramers: „So manche Katastrophe und Krise hatte ich aber natürlich nicht auf dem Schirm.“ Die vergangenen vier Jahre seien alles andere als eine einfache Zeit gewesen. Dennoch habe er jeden Tag das Gefühl gehabt, dass er eine sinnstiftende Aufgabe habe, so der Landrat: „Die Arbeit ist extrem erfüllend – bei allen schwierigen Zeiten. Ich empfinde es tatsächlich als Ehre, für 200.000 Menschen im Kreis arbeiten zu dürfen.“
Natürlich habe er immer wieder mit seiner Frau Nadine über eine mögliche weitere Kandidatur gesprochen. „Sie steht voll dahinter – bei allem, was das für eine Familie bedeutet und mit sich bringt“, sagt der Freilinger. Er ziehe sich zwar immer mal wieder aus dem Alltag heraus, um Ehemann und Vater zu sein. Aber, so Ramers: „Bei uns ist das gerade nicht wirklich gleichberechtigt, was Kinderbetreuung und Haushalt betrifft.“
Landrat will gestalten und sich den Herausforderungen stellen
Zurück zur Rolle als Chef der Kreisverwaltung: Ramers hofft, dass die Zeit des Krisenmanagements nun endgültig vorbei ist und er die Phase der Gestaltung aus dem Kreishaus heraus mit Volldampf beginnen kann.
Entsprechende Entscheidungen hat der Kreistag vor wenigen Tagen getroffen. Die Berufskollegs in Kall und Euskirchen sowie das Berufsbildungszentrum Euskirchen werden zukunftsweisend aufgebaut – das Berufskolleg und das BZE in Euskirchen sogar komplett neu. „Das ist visionär. Wir planen und bauen Bildungslandschaften für den Kreis Euskirchen für die nächsten 50 Jahre. Das macht Freude und da möchte ich weiter mitgestalten und mitwirken“, so Ramers.
Aber natürlich gebe es auch weitere Herausforderungen. Dazu zähle vor allem, die Gesundheitsversorgung im Kreis sicherzustellen. „Da dürfen wir uns nichts vormachen. Das wird schwierig werden in den nächsten Jahren“, sagt der Verwaltungschef.
Landrat Ramers nutzt gerne soziale Netzwerke, um über seine Arbeit zu informieren. Auch der Kreis Euskirchen hat viele Follower bei Facebook und Instagram. Vermischen soll sich beides nicht, betont der Kreis-Chef. Alles, was über Kreiskanäle laufe, sei rein dienstlich, sagt er: „Manches davon übernehme ich, weil ich auch persönlich über meine Arbeit berichten möchte. Die Richtung ist unproblematisch. Problematisch wird es, wenn der persönliche Markus Ramers Wahlkampf-Content über die Social-Media-Kanäle des Kreises ausspielen würde.“
Er werde für den Wahlkampf keine Ressourcen des Kreises nutzen: „Es gibt eine strikte Trennung zwischen den Kanälen.“ In den letzten Wochen vor der Wahl werde über die Social-Media-Kanäle des Kreises zudem kein Landrat-Content mehr laufen, der nicht zwingend notwendig sei. „Aber wenn es eine Krise gibt, stelle ich mich natürlich vor die Kamera. Meine Rolle muss und wird klar zuzuordnen sein“, sagt der Landrat.
Ein Thema aus dem Wahlkampf 2020 hat Ramers nicht vergessen: die Kita-Gebühren. „Natürlich hätte ich die gerne abgeschafft. Und meine Haltung zu dem Thema hat sich nicht geändert. Ich weiß nach wie vor, welchen bürokratischen Aufwand wir haben, um die Beiträge zu erheben und halte das weiterhin für ein wirksames Mittel, um Familien effektiv zu entlasten“, sagt Ramers: „Ich bin froh, dass wir einen Weg gefunden haben, die Beiträge zu senken und eine gute soziale Staffelung zu haben.“ Auf die einigte sich der Kreistag im Frühjahr 2023 auf Vorschlag der Liste aus CDU, UWV und FDP, die im Kreistag die Mehrheit hat. Die Grünen stimmten mit der Liste.
So sehen die anderen Partien die Kandidatur von Markus Ramers
Frederik Schorn, Chef der FDP im Kreis Euskirchen, sagt zur bisherigen Amtszeit von Landrat Markus Ramers: „Er führt sein Amt empathisch aus. Leider ist das Amt des Landrats keine reine Repräsentationsübung. Vor allem geht es um die Führung der Verwaltung mit mehr als 1000 Mitarbeitern.“
Inhaltlich sei Ramers dünn geblieben, da er „fast keines seiner Wahlkampfziele umsetzen konnte“. Schorn: „Seine Pläne hatten sich, wie befürchtet, als zu teuer herausgestellt. Der aktuelle Haushalt ist ein Offenbarungseid – die Verwaltung hat sich in vielen Projekten verzettelt, statt sicherzustellen, dass der Kernbetrieb reibungslos funktioniert.“
Der Chef der Liberalen hätte sich nach eigenem Bekunden „von einem so jungen Landrat Impulse in der Digitalisierung erwartet. Da kam leider überhaupt nichts.“ Das persönliche Verhältnis zum Landrat sei einwandfrei, so Schorn: „Wir arbeiten bei allen unterschiedlichen Sichtweisen vertrauensvoll zusammen.“
Ob die FDP einen eigenen Kandidaten für den Posten des Landrats ins Rennen schicken wird, ist noch offen. „Darüber diskutieren wir gerade intern“, so Schorn.
Ähnlich sieht es bei den Grünen aus. Auch dort ist noch keine Entscheidung gefallen, ob die Partei eine eigene Kandidatin oder einen Kandidaten ins Rennen schicken wird.
„Darüber, ob wir ihn unterstützen, ob wir eine Wahlempfehlung aussprechen, ob wir jemand eigenen nominieren, entscheiden am Ende unsere Mitglieder bei einer Kreismitgliederversammlung“, sagt Myriam Kemp, Co-Sprecherin der Kreis-Grünen, auf Anfrage. Das Amt fülle der Freilinger „engagiert und bürgernah“ aus. Kemp: „Wir machen uns Gedanken zu Markus' Kandidatur. Allerdings haben wir uns bislang noch keine abschließende Meinung gebildet, wie wir damit umgehen.“
Bei der SPD ist deren Chef Thilo Waasem glücklich, dass Ramers erneut für den Posten des Landrats kandidieren will. „Markus füllt das Amt des Landrats mit großer Leidenschaft für die Menschen im Kreis Euskirchen aus. Ich erlebe Markus als modernen, kompetenten, engagierten, sehr präsenten, nahbaren und auch beliebten Landrat. Markus ist unser Landrat für den Kreis Euskirchen – mit Leib und Seele“, so der Bad Münstereifeler Waasem: „Das freut mich sehr und ist eine gute Entscheidung für den Kreis Euskirchen.“
Der Kreisvorstand, die Ortsvereinsvorsitzenden und die Vorsitzenden der SPD-Fraktionen im Kreis Euskirchen haben laut Waasem die Entscheidung von Ramers in ihrer jüngsten Sitzung begrüßt.
Franz Troschke, Fraktionsvorsitzender der UWV, sagt: „Die erneute Kandidatur von Landrat Markus Ramers ergibt sich folgerichtig aus der derzeitigen politischen Gesamtsituation. Sie war vorauszusehen.“ Ob seine Wählervereinigung mit einem eigenen Landratskandidaten antritt, werde sich beim Kreisverbandstag entscheiden, der laut Troschke für Ende März 2025 terminiert ist.
Für Ingo Pfennings, Chef der Kreis-CDU, kommt die erneute Kandidatur des Landrats wenig überraschend. Er ist sich sicher, dass viele Bürger dessen erneute Kandidatur begrüßen, da er dem Kreis ein Gesicht gibt, weil er an vielen Veranstaltungen teilnimmt und in den Medien dauerpräsent sei. „Aber reicht das in der heutigen Zeit?“, fragt Pfennings. Und gibt die Antwort gleich selbst: „Wir finden nein. Und auch in der Bevölkerung gibt es viele Menschen, die sich weniger Repräsentanz und mehr Verwaltungstätigkeit mit erkennbaren Erfolgen wünschen würden.“
Wichtige Infrastrukturprojekte wie die Ortsumgehung Roggendorf, der Lückenschluss der A 1, der Anschluss an die Wasserstoff-Pipeline oder die Vermarktung der LEP-Fläche befinden sich laut Pfennings weiter in der Schwebe. Die Wirtschaft schwächele auch im Kreis. Die Gesundheitsversorgung werde im gesamten Kreisgebiet schlechter.
„Auch wenn die Kreisverwaltung bei vielen dieser Aspekte keine direkte Zuständigkeit hat, fließen bei ihr viele der Themen zusammen und der Landrat fungiert als zentraler Gesprächspartner für die jeweiligen Akteure“, sagt der CDU-Chef: „Hier gilt es, gute Netzwerke zu haben oder aufzubauen, damit diese zum Wohle des Kreises eingesetzt werden können. Leider gilt der Kreis Euskirchen jedoch seit längerem überregional als Sonderling, der immer wieder einen Sonderweg gehen will.“
Die deutlich gestiegene Kreisumlage bezeichnet der Christdemokrat als Desaster für die Haushalte der Städte und Gemeinden. „Wir haben als CDU im Kreis somit die Entscheidung getroffen, dass wir einen Wechsel an der Spitze des Kreises als notwendig ansehen, um frische Impulse zu setzen und neue Wege zu gehen“, so Pfennings.
Ziel sei es, auch nach der kommenden Kommunalwahl die größte Fraktion im Kreistag zu stellen. Darüber hinaus sei beschlossen worden, dass die CDU einen eigenen Landratskandidaten stellen werde. „Aber nur in Form eines qualifizierten und bestens geeigneten Kandidaten – von einem reinen Zählkandidaten sehen wir ab“, sagt Pfennings.
Gespräche habe es in den vergangenen Wochen und Monaten einige gegeben. „Ob jedoch eine dieser Gesprächspartnerinnen oder einer dieser Gesprächspartner am Ende auch unser offizieller Kandidat wird, werden wir in den kommenden Wochen sehen“, sagt er. Für alle Kandidaten gelte es zu prüfen, „ob eine Kandidatur in die aktuelle Lebenssituation passt. Und was die Familie dazu sagt – etwas, wofür wir volles Verständnis haben.“