Die Arbeiten in den Verwaltungen in Schleiden und Euskirchen sowie dem Kreis Euskirchen laufen nach dem Cyber-Angriff alles andere als rund.
Nach Cyber-AngriffSeit drei Wochen wird in Verwaltungen im Kreis Euskirchen improvisiert
Vom Alltagsgeschäft sind die Kommunen Euskirchen und Schleiden sowie der Kreis Euskirchen noch weit entfernt. Auch mehr als drei Wochen nach dem Hackerangriff auf die Südwestfalen-IT (SIT) stocken die Prozesse und Dienstleistungen in den betroffenen Behörden immer noch.
„Wir arbeiten weiterhin unter erschwerten Bedingungen, aber wir bekommen es – auch dank der Flexibilität der Kollegen und der Unterstützung aus den Nachbarkommunen – alles zeitnah geregelt“, sagt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Nach wie vor müsse man aber beispielsweise nach Kall oder Hellenthal, wenn man einen (vorläufigen) Personalausweis benötige, so der Schleidener Verwaltungschef.
Stadt Euskirchen kann keine Abbuchungen vornehmen
Die Erreichbarkeit des Schleidener Rathauses sei „relativ schnell“ wieder gegeben gewesen, weil die hauseigene IT-Abteilung auf eigene Ressourcen umgeswitcht habe. „Problematisch sind weiterhin die Bereiche Pass- und Meldewesen“, erklärt der Bürgermeister.
Der Stadtverwaltung Euskirchen ist es infolge des Cyber-Angriffs nicht mehr möglich, Einnahmen zu verbuchen und Auszahlungen zu tätigen. Entsprechend ist nun Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt noch mal in die Offensive gegangen.
„Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass wir im Moment keine Abbuchungen im Wege des Lastschriftverfahrens vornehmen können. Dies betrifft neben Grundbesitzabgaben, insbesondere Elternbeiträge im Kita- und OGS-Bereich. Natürlich wird die Abbuchung irgendwann nachgeholt, die entsprechenden Beträge sollten daher nicht für andere Dinge verplant werden“ wird der Verwaltungschef in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert.
Die SIT habe den betroffenen Kommunen mittlerweile das Konzept für den Wiederanlauf der Basis-Infrastruktur und der wichtigsten Fachverfahren präsentiert. „Bis es soweit ist, ist weiterhin Geduld gefragt, dennoch kann die heutige Meldung aus Siegen als erster Lichtblick gewertet werden, auch wenn wohl nicht alle Probleme zeitnah gelöst werden können“, sagt Reichelt.
Cyber-Attacke: Ausländeramt beim Kreis Euskirchen betroffen
Neben dem Wiederaufbau des Kernsystems würden Systeme, die nicht nachweislich betroffen seien, unter permanenter und lückenloser Überwachung wieder in Betrieb genommen. „Die Spezialisten eines externen Dienstleisters für Cybersicherheit konnten keine Hinweise darauf feststellen, dass Daten abgeflossen sind“, heißt es in der Pressemitteilung.
Um die Kommunen und Kreise schnellstmöglich wieder handlungsfähig zu machen, damit sie ihre öffentlichen Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger zügig wieder erbringen können, werde der betroffene Teil der Server des Rechenzentrums komplett neu aufgebaut.
Um den großen Anforderungen eines möglichst raschen Wiederaufbaus gerecht werden zu können, habe die SIT ein Hilfsangebot der regio iT Aachen angenommen. Die wiederum werde die Arbeit der SIT in den nächsten Monaten mit Personal, Technik und Know-how unterstützen, heißt es seitens der Euskirchener Verwaltung.
Kreis Euskirchen: In dringenden Fällen wird improvisiert
Beim Kreis Euskirchen ist als einzige Abteilung die Ausländerbehörde betroffen, da die hier genutzte Software auf den Servern „gehostet“ werde, sagt Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises; „Seit dem Hackerangriff hat die SIT sämtliche Zugriffe auf das Programm gestoppt. Das heißt, dass viele Verfahren in unserer Ausländerbehörde aktuell nicht möglich sind. Wir mussten entsprechende Termine bis auf Weiteres stornieren.“
Das Alltagsgeschäft könne nach wie vor „nur sehr eingeschränkt fortgeführt werden.“ Kreissprecher Andres: „In dringenden Fällen improvisieren wir. So werden Aufenthaltstitel mittels einer Bescheinigung bis zu einem halben Jahr verlängert und die Daten im Ausländerzentralregister online nachgetragen, damit alle Behörden auf einem einheitlichen und aktuellen Stand sind.“
Laut Andres können sich betroffene Bürger in dringenden Fällen unter der Service-Hotline 02251/151308 oder per E-Mail melden. „Wir versuchen dann, im Rahmen des Möglichen zu helfen – indem beispielsweise bestimmte Bescheinigungen manuell ausgestellt oder verlängert werden“, so der Pressesprecher: „Darüber hinaus hoffen wir weiterhin, dass die SIT die Probleme rasch in den Griff bekommt und wir wieder Zugriff auf das Programm und unsere Daten erhalten.“