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Silvesterbilanz der PolizeiBöller zerstört Dokumente im Euskirchener Kreishaus

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt Feuerwerk in der Silvesternacht an der Herz-Jesu-Kirche in Euskirchen.

Eigentlich darf an Kirchen in Euskirchen kein Feuerwerk gezündet werden. Davon ließ man sich an der Herz-Jesu-Kirche an Silvester aber ganz offensichtlich nicht abhalten.

Die Polizei bezeichnet die Silvesternacht im Kreis Euskirchen als „unauffällig“. Ein Böller zerstörte jedoch den Briefkasten am Kreishaus.

Die Silvesterbilanz fällt aus Sicht der Euskirchener Polizei „unauffällig“ aus: Im gesamten Kreisgebiet sei es in der Zeit von Silvester (31. Dezember, 20 Uhr) bis um 6 Uhr am Neujahrstag zu 36 Einsätzen mit Silvesterbezug gekommen. Im vergangenen Jahr seien es zwölf Einsätze mehr gewesen, heißt es in der Pressemitteilung der Behörde.

Laut Polizei wurden unter anderem drei Platzverweise erteilt und eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gefertigt. In sieben Fällen wurden Körperverletzungsdelikte festgestellt. Ein 33-jähriger Mann wurde nach Angaben von Christina Specht, Pressesprecherin der Euskirchener Polizei, bei einer Diskothek an der Wilhelmstraße festgenommen, ein 55-Jähriger Euskirchener an der Eupener Straße.

Zwei Feuerwehrleute, einer mit Atemschutzausrüstung, vor dem verrauchten Foyer der Kreisverwaltung in Euskirchen.

Das Foyer des Kreishauses war nach dem Böllerwurf in den Briefkasten stark verraucht. Die Feuerwehr hatte den Brand schnell unter Kontrolle.

Gegen 0.20 Uhr in der Silvesternacht war der Eingangsbereich und das Foyer der Kreisverwaltung stark verraucht. So stark, dass laut Feuerwehr gleich vier Brandmeldeanlagen ansprangen. Der Grund: Unbekannte hatten nach Angaben der Polizei mindestens einen Feuerwerkskörper in den Briefkasten der Kreisverwaltung geworfen.

Bürger sollen Dokumente am Info-Schalter der Kreisverwaltung abgeben

Der Briefkasten wurde komplett zerstört, die Explosion war so stark, dass die Rückwand des Briefkastens mehrere Meter ins Foyer des Verwaltungsgebäudes geschleudert wurde. „Ein Teil der Briefe und Dokumente, die im Briefkasten lagen, ist zerstört worden“, berichtet Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises am Neujahrstag. Man habe Anzeige gegen unbekannt erstattet.

Der Kreis bittet zudem alle Bürgerinnen und Bürger, die im Zeitraum zwischen Freitagmittag und der Silvesternacht einen Brief eingeworfen haben, sich bei der Kreisverwaltung zu melden. Entweder per Mail an buergerservice@kreis-euskirchen.de oder telefonisch unter 02251/15304. Zudem wird darum gebeten, Briefe und Dokumente zu den Öffnungszeiten der Kreisverwaltung am Info-Schalter abzugeben.

Während die Feuerwehr unter der Leitung von Rolf Stupp das Gebäude am Jülicher Ring entrauchte, waren die Feuerwehren im Kreisgebiet bei kleineren Bränden im Einsatz. Immer wieder brannten laut Polizei Mülltonnen.

Die Schweinheimer holten ihr großes Sommerfeuerwerk nach

Deutlich schöner und entspannter ging es in Schweinheim zu. Dort wurde das nachgeholt, was im Sommer der krönende Abschluss des Helferfests werden sollte. Doch der sogenannte Graslandfeuerindex – für Pyrotechniker noch wichtiger als die perfekte Symbiose zwischen Musik und Feuerwerk –, lag aufgrund der Trockenheit damals bei 4. Die Stadt schritt ein und untersagte das Höhenfeuerwerk.

Pyrotechniker Kai Gies aus Schweinheim bereitet das Silvesterfeuerwerk vor.

Kai Gies aus Schweinheim ist ausgebildeter Pyrotechniker und war verantwortlich für das große Silvesterfeuerwerk im Dorf.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben, schließlich haben die Schweinheimer nach dem Hochwasser gelernt, aus der Not eine Tugend zu machen. Und so feuerte der Schweinheimer Pyrotechniker Kai Gies das sieben Minuten lange Feuerwerk eben in der Silvesternacht ab. Um einen hohen Graslandfeuerindex musste er sich aufgrund des völlig verregneten Dezembers keine Gedanken machen. Also: volle Konzentration auf die Symbiose aus Musik und Raketen.

Und der Feuerwerk-Experte bewies Selbstironie. Mit dem Song „Dangerous“ (Gefährlich) von David Guetta begann das siebenminütige Schauspiel am Schweinheimer Himmel. Nach Informationen dieser Zeitung hatte das gesponserte Feuerwerk einen Wert von etwa 10.000 Euro. Organisiert hatten es Anja und Jörg Tranelis.

Die beiden Schweinheimer waren im Vorfeld ganz schön nervös. Der Grund: der angekündigte stürmische Wind in der Silvesternacht. Und freiwillige Helfer sind im Sommer leichter zu finden als in der Silvesternacht. Doch letztlich waren beide Sorgen unbegründet. Alles lief wie an der Zündschnur gezogen. Gies bot den Zuschauern auf dem Dorfplatz per Fernzünder ein Feuerwerk, das Schweinheim noch nicht gesehen hatte.

Euskirchen: Familie Stupp in der Silvesternacht im Großeinsatz

Von dem Spektakel am Schweinheimer Himmel bekamen die Euskirchener Feuerwehrleute nichts mit. Sie mussten nämlich nicht nur im Kreishaus ran, sondern unter anderem an der „Soda-Brücke“. An der eigentlich für die Autobahn 56 geplanten Brücke, die nie befahren wurde und seit den 1970-er Jahren eben nur so da im Feld zwischen Euskirchen, Elsig und Frauenberg steht, hatten Zeugen ein Feuer gemeldet. Letztlich ein Fehlalarm für Einsatzleiter Rolf Stupp.

Für ihn war es ein besonderer Jahreswechsel, denn schließlich war Sohn Mathias ebenfalls in der Silversterbereitschaft im Einsatz. Und der eingeteilte Fahrzeugführer sowie Löschgruppenführer der Löschgruppe Großbüllesheim kommt auch aus der Familie: Rolf Stupps zweiter Sohn Volker schob ebenfalls Silvesterdienst. Somit war die Führungsstruktur der Silvester-Bereitschaft der Euskirchener Feuerwehr komplett in der Hand der Familie Stupp. „Ohne die anderen Einheiten geht es aber natürlich nicht. Wir sind eben eine ziemlich große Feuerwehrfamilie“, so Mathias Stupp.

Die Polizei führte zum Jahreswechsel verstärkt Alkoholkontrollen durch. Insgesamt wurden 84 Fahrzeuge kontrolliert. Bei einem 20-jährigen Autofahrer wurde ein Drogenverstoß festgestellt. Kurz nach Mitternacht kam es auf der L33 bei Weilerswist zu einem Verkehrsunfall unter Alkoholeinwirkung. Laut Polizei befuhr eine 22-jährige Zülpicherin die L33 von Erftstadt in Richtung Weilerswist. Am Kreisel fuhr sie geradeaus und kam anschließend rechts von der Fahrbahn ab. Während der Unfallaufnahme wurde bei der Frau starker Alkoholgeruch festgestellt. Ein freiwillig durchgeführter Atemalkoholtest ergab einen Wert von 1,14 Promille.


Diesmal (noch) kein Neujahrsbaby in Mechernich

Die ersten 16 Stunden des neuen Jahres verliefen für das Team der Abteilung für Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus Mechernich ungewohnt ruhig: „Bislang haben wir kein Neujahrsbaby, und momentan sieht es auch nicht so aus, dass sich das schnell ändert“, sagte eine Mitarbeiterin auf Anfrage dieser Zeitung.

Dabei gab es im Jahr 2023 mit genau 1000 Geburten einen neuen Rekord: Am Samstag, 30. Dezember, erblickte um 10.37 Uhr die kleine Linn das Licht der Welt im Mechernicher Kreißsaal. Die Eltern sind Nina und Timo Brüders aus Euskirchen. Im Jahr 2022 waren es mit 913 noch deutlich weniger Geburten. (thw)