Die Einzelhändler in der Region melden schlechte Zahlen. Doch ob das auch für den Kreis Euskirchen in dem Maße zutrifft, wird bezweifelt.
UmfrageKreis Euskirchen: Dem Einzelhandel in der Region geht es nicht gut

Umsatz- und Gewinnrückgänge meldet der Einzelhandel.
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Die Lage des Einzelhandels in der Region ist nicht gut. Das geht aus der Frühjahrs-Konjunkturumfrage des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen hervor. 43 Prozent der 400 zufällig ausgewählten Einzelhändlerinnen und -händler geben darin an, dass sich die Geschäftslage im zweiten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat. Ein Viertel meldete Verbesserungen, 32 Prozent nehmen eine Stagnation wahr.
„Nach dem eher schlecht verlaufenen Weihnachtsgeschäft sind diese Ergebnisse leider keine große Überraschung“, so Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen.
43 Prozent der Einzelhändler melden schlechtere Lage als im Vorjahr
Die schlechte wirtschaftliche Lage und die generelle Unsicherheit in Bezug auf weitere ökonomische und politische Entwicklungen schlage sich auf den Einzelhandel, aber auch auf die Konsumlust der Verbraucher nieder.
„Hauptsächlich machen den Befragten hohe bürokratische Hürden und hohe Energiekosten zu schaffen. Hier erwartet der Einzelhandel von der neuen Regierung Maßnahmen, welche das Unternehmertum wieder lohnenswerter machen“, erklärt Vassliou: „Investitionen müssen sich lohnen und einfach umsetzbar sein. Mit einer ausufernden Bürokratie geht es nicht voran.“
Nach dem eher schlecht verlaufenen Weihnachtsgeschäft sind diese Ergebnisse leider keine große Überraschung.
Der Umfrage mangelt es allerdings daran, dass sie für den ganzen Bereich des regionalen Einzelhandelsverbandes, also für Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und den Kreis Euskirchen gilt, sodass sie keine spezielle Aussagekraft für den Kreis Euskirchen hat. Einige Experten gehen davon aus, dass die Herausforderungen im Einzelhandel in den größeren Städten größer sind als in den Mittelzentren.
Ein Indiz dafür seien die Zählungen von Menschen, die durch die jeweiligen Fußgängerzonen gehen, so Christian Lange, Chef des Einzelhandelsverbandes für den Kreis Euskirchen. Da stehe die Kreisstadt etwa im Vergleich zu Bonn gar nicht so schlecht da, wenn man die Einwohnerzahlen berücksichtige – und das trotz der regen und auch störenden Bautätigkeit in der Euskirchener Neustraße in Folge der Flut.
Am meisten macht Geschäftsleuten die Bürokratie zu schaffen
Von gesunkenen Umsätzen im zweiten Halbjahr berichten 40 Prozent der Befragten in der Region, 28 Prozent vermelden gestiegene, 32 Prozent unveränderte Umsätze. Auch bei den Gewinnen ist das Bild nicht besser: Nur ein Viertel vermeldet gestiegene, 45 Prozent jedoch gesunkene Gewinne. Bei 30 Prozent der Befragten sind die Erlöse unverändert.
Lediglich ein Fünftel der Teilnehmer schätzen ihre Geschäftslage als gut ein, 55 Prozent als befriedigend, 25 Prozent als schlecht. Und nur 22 Prozent rechnen mit einer Verbesserung in der ersten Jahreshälfte 2025, 35 mit einer Verschlechterung. 43 Prozent gehen davon aus, dass sich nicht viel ändert.
Diese Stimmung wirkt sich auch auf die Investitionsbereitschaft der Einzelhändler aus: Bei lediglich drei Prozent ist sie „sehr hoch“, bei fünf Prozent „hoch“ und bei 64 Prozent „mittel“. „Niedrig“ geben 23 Prozent an und „sehr niedrig“ fünf Prozent.
Die Bürokratie ist mit 83 Prozent das meist genannte Problem der Geschäftsleute, gefolgt von der Kaufzurückhaltung (58) und des Attraktivitätsverlustes der jeweiligen Innenstadt (45) und der Preisentwicklung (34). Hier waren Mehrfachnennungen möglich.