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KonjunkturumfrageBetriebe aus dem Kreis Euskirchen wollen Lockerung der Schuldenbremse

Lesezeit 4 Minuten
Kabeltrommeln mit Glasfaserleitungen im Schnee.

Für Investitionen in die Digitalisierung und die Verkehrsinfrastruktur würden laut der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage 61 Prozent aller Betriebe eine Lockerung der Schuldenbremse befürworten.

Jeder dritte Betrieb rechnet laut IHK Aachen mit einer negativen Entwicklung. An die nächste Bundesregierung werden Forderungen formuliert.

Mit Leichtigkeit und Zuversicht ins Jahr 2025? Für viele Mitgliedsbetriebe der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen ist dieser gute Vorsatz – sollte er denn bestanden haben – keine drei Wochen nach dem Jahreswechsel schon wieder passé: „Die Wirtschaft schleppt sich eher mit schwerem Gepäck ins neue Jahr“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer im Hinblick auf die jüngste Konjunkturumfrage der Kammer.

„Die Stimmung bleibt frostig wie das Wetter zum Jahresstart“, fasst Bayer die Lage zusammen. Nach einer über zweijährigen Phase der wirtschaftlichen Abkühlung befinden sich sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen bei der Mehrheit der Unternehmen erstmals seit 2009 im negativen Bereich. Nur 28 Prozent der Unternehmen berichten von guten Geschäften, 29 Prozent hingegen von schlechten.

Im Vergleich zum vergangenen Herbst blicken auch mehr Befragte mit Pessimismus in die Zukunft. Über ein Drittel der Unternehmerinnen und Unternehmer, so hat die IHK-Umfrage ergeben, rechnet mit einer negativen Entwicklung der Geschäfte, nur ein Fünftel ist zuversichtlich. An der Befragung haben sich 333 Unternehmen mit rund 22.500 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt.

Betriebe aus dem Kreis Euskirchen sehen wirtschaftliche Lage negativ

Die befragten Firmeninhaber und -inhaberinnen aus dem Kreis Euskirchen zeichnen ebenfalls ein überwiegend düsteres Bild: Zwar sei der Anteil der Unternehmen, die von einer guten Lage berichten, auf 24 Prozent gestiegen, gleichzeitig habe aber auch die Zahl der Unzufriedenen zugenommen. 45 Prozent der Befragten bezeichneten die Geschäftslage als schlecht.

Neben den bestehenden strukturellen Herausforderungen hat das Ende der Regierungskoalition die Unsicherheiten der Unternehmen zusätzlich verschärft.
Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer IHK Aachen

Die Erwartungen bleiben nahezu unverändert niedrig: 17 Prozent der Befragten im Kreis Euskirchen gehen von einer positiven Entwicklung aus, 44 Prozent prognostizieren schlechtere Geschäfte, so die IHK.

Für die negativen Erwartungen sei auch die Politik mitverantwortlich, so IHK-Hauptgeschäftsführer Bayer: „Neben den bestehenden strukturellen Herausforderungen hat das Ende der Regierungskoalition die Unsicherheiten der Unternehmen zusätzlich verschärft.“ Man brauche nun dringend einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik, um positive Impulse zu generieren. „Das ist essenziell, um die Stimmungslage der Wirtschaft zu verbessern und die längste Negativphase der vergangenen 30 Jahre zu überwinden“, betont Bayer im Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar.

Wunsch an Politik: Lockerung der Schuldenbremse, weniger Bürokratie

Fast drei Viertel der Betriebe wünschen sich von der künftigen Bundesregierung einen spürbaren Bürokratieabbau, etwa die Hälfte aller Befragten fordert von der Politik Lösungen für eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. „Außerdem sind die Arbeitsmarktpolitik, Bildungs- und Fachkräftesicherung sowie Investitionen in Verkehrsinfrastruktur und Digitalisierung für sie besonders wichtig“, so die IHK.

Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer hielten laut der Umfrage eine Lockerung der Schuldenbremse zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft für sinnvoll: 61 Prozent aller Befragten befürworten zusätzliche Schulden, wenn diese für investive Aufgaben aufgenommen werden, weitere 19 Prozent sprechen sich für eine generelle Lockerung aus.

Entgegen dem Trend: Im Baugewerbe hat sich die Lage verbessert

Beim Blick auf die verschiedenen Branchen fällt auf, dass sich die Geschäftslage im Baugewerbe entgegen dem allgemeinen Trend deutlich verbessert habe, so die IHK: „61 Prozent der Befragten sind mit der aktuellen Lage zufrieden, 13 Prozent melden schlechte Geschäfte. Auch die Erträge sind bei den meisten deutlich gestiegen.“ Ein Viertel der Bauunternehmen verzeichne einen Anstieg der Bauproduktion, während sie bei annähernd genauso vielen rückläufig sei. Die Auslastung der Maschinen und Geräte sei zuletzt jedoch zurückgegangen.

In der Industrie sei die aktuelle Situation „genauso schlecht wie im vergangenen Herbst“, so die IHK. Bei den Dienstleistungsunternehmen habe sich die Stimmung insgesamt deutlich verschlechtert, und auch der Handel berichte von einer insgesamt angespannten Lage. „Im Einzelhandel hat sich die Situation trotz des Weihnachtsgeschäfts deutlich verschlechtert, bleibt aber noch im positiven Bereich“, heißt es von der IHK.


Plus im Jahr 2024: Mehr Azubis im Handwerk

Das Handwerk boomt: Laut einer Mitteilung der Handwerkskammer Aachen haben sich im Jahr 2024 2069 (zumeist) junge Menschen in der Städteregion Aachen sowie in den Landkreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg für eine Ausbildung im Handwerk entschieden. Knapp drei Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr.

„Diese Zahlen zeigen: Das Handwerk bleibt ein attraktiver Karriereweg mit Zukunftsperspektive“, betont Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen.

Besonders gefragt seien weiterhin die klimarelevanten Berufe: „Zu den Favoriten der neuen Handwerkergeneration zählen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektroniker sowie Dachdecker“, so die Handwerkskammer. Unangefochten an der Spitze der Beliebtheitsskala steht jedoch der Kraftfahrzeugmechatroniker. Dieser Beruf befinde sich aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Elektrofahrzeugen und den damit verbundenen technischen Anforderungen jedoch in einem tiefgreifenden Wandel.