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Wenig UmtauschHändler aus Euskirchen und Bad Münstereifel ziehen Bilanz nach Weihnachten

Lesezeit 5 Minuten
Leute shoppen und schlendern über den Weihnachtsmarkt. Die Aufnahme ist verschwommen, um die Menschen unkenntlich zu machen.

In Bad Münstereifel war es am ersten Tag nach Weihnachten voll. Tausende Menschen schlenderten durch die Stadt.

Einige Euskirchener Einzelhändler vermissen einen Weihnachtsmarkt. In Bad Münstereifel waren die Straßen nach den Festtagen voll.

In Euskirchen ist die Fußgängerzone am Freitagmittag halbvoll, einige der Einzelhändler würden sagen: halbleer. „Es gibt keinen Umtausch, da auch keine Geschenke gemacht werden“, sagt Diana Angelakakis zugespitzt.

Die Inhaberin von Donna 2000 betreibt ihr Damenbekleidungsgeschäft bereits seit 33 Jahren. „An Heiligabend und Silvester machen wir gar nicht erst auf“, so die 59-Jährige. Erfahrungsgemäß lohne sich der Aufwand nicht. Angelakakis zufolge ist weniger los in der Stadt als vor einigen Jahren. Das sei besonders zur Weihnachtszeit spürbar gewesen.

Eine Ursache hierfür sieht sie in der fehlenden Attraktivität der Stadt: „Es sollte wieder gefragt werden, ob neue Läden sinnvoll für Euskirchen sind. Und es bringt nichts, wenn die Läden zwar vermietet werden, aber das nichts für die Stadt beiträgt.“ Auch ein richtiger Weihnachtsmarkt fehle in Euskirchen: „Mit dem Weihnachtsmarkt am Alten Markt früher gab es eine bessere Stimmung.“ Einen Lichtblick gebe es aber: Das Geschäft mit Gutscheinen laufe in diesem Jahr gut.

Euskirchen: Einzelhandelsverband zieht Bilanz nach Weihnachtsgeschäft

Auch die Inhaberin des E1, Susanne Giesgen, hat schon geschäftigere 27. Dezember erlebt: „Der 27. läuft enorm schlecht im Vergleich zum Vorjahr“, verrät die Chefin der Boutique: „Wir hinken dem Dezember des Vorjahres hinterher – und der war schon nicht berauschend. Man sieht es im ganzen Stadtbild, dass weniger los ist.“ Wie Diana Angelakakis ist sie der Meinung, dass ein Weihnachtsmarkt fehlt. „Es wäre sinnvoll, das Weihnachtsdorf zu erweitern, vielleicht können sich die Geschäfte beteiligen.“

Das sieht Stefanie Heidingsfelder ähnlich: „Wir haben keinen ordentlichen Weihnachtsmarkt. Die Leute sagen ‚hier ist ja nichts‘.“ Die Inhaberin der Sportzone Heidingsfelder verzeichnet ebenfalls kein besonders gutes Weihnachtsgeschäft. „Die Stadt hat sich nach der Flut nicht erholt. Zudem fehlt es an allen Ecken und Enden an schönen Geschäften“, beklagt sie: „Euskirchen braucht Fachgeschäfte.“

Eine Frau in einem Pulli steht in einem Geschäft mit Anziehsachen.

Umtauschen ist für Stefanie Heidingsfelder kein Problem.

Im Kaufverhalten vieler Kunden gebe es in diesem Jahr eine Sprunghaftigkeit, die neu sei. „Nach ein paar guten Verkaufstagen gab es richtige Löcher – das war in den vergangenen Jahren anders“, teilt Heidingsfelder mit.

Auch der Einzelhandelsverband zieht ein ernüchterndes Fazit. „Leider ist das Weihnachtsgeschäft hinter dem letztjährigen zurückgeblieben“, sagt Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbands Bonn Rhein-Sieg Euskirchen.

Bereits seit mehreren Jahren werde verhaltener umgetauscht, so Heidingsfelder. Dabei stelle das Umtauschen an sich gar kein Problem dar: „Viele nehmen etwas anderes mit oder kaufen noch mehr ein“, erklärt sie. Grundsätzlich ist die Kauflaune ihrer Einschätzung nach aber gesunken.

Petra de Wit ist mit dem Gutschein-Verkauf zufrieden

„Das Black Weekend war richtig gut“, sagt Petra de Wit. Mit dem Weihnachtsgeschäft sei sie zufrieden, aber das Jahr im Gesamten sei etwas schwächer gewesen.„Die Leute schauen schon, wie sie ihr Geld ausgeben“, stellt die 43-Jährige fest.

Bei ihr komme es selten zum Umtausch, da persönliche Empfehlungen helfen würden, ein passendes Geschenk zu finden. Der Gutschein-Verkauf sei zudem gut gewesen. Allerdings werde sie im nächsten Jahr nicht mehr an Heiligabend öffnen, da der Andrang zu gering gewesen sei.

Galeria und Thalia verzeichnen solide Verkäufe kurz vor Heiligabend

„Bei Galeria ist der 27. traditionell der Umtauschtag nach Weihnachten“, sagt der Euskirchener Filialleiter Harry Benzrath: „Am Morgen ging es gut los, tagsüber war es eher verhalten. Ein Umtausch ist noch bis zum 31. Januar möglich, wir sind da kulant.“ Laut dem 62-Jährigen ist das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr vorsichtig angelaufen. Vor Heiligabend sei es aber stärker geworden.

Ein Mann hält ein Buch vor sich. Er steht in einem Buchladen vor reduzierten Artikeln.

Eindrücke aus Euskirchen nach Weihnachten

„Es war kein schlechtes Weihnachtsgeschäft bei Thalia, aber es war ruhiger als vergangenes Jahr“, legt Paul Rodewies offen. Gemäß dem Buchhändler hat sich das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr stark auf den 23. verlagert. „Das Online-Geschäft lief gut. Die Abnahme-Station vor dem Geschäft wurde rund um die Uhr besucht“, führt der 28-Jährige aus. Zum Umtauschen komme das Gros der Leute erst im Januar. „Nach Weihnachten haben sie vier Wochen Zeit für ihre Rückgabe. Normalerweise sind es nur zwei“, sagt er.

Passanten sind nicht zum Umtauschen in der Stadt

Auch für einige befragte Passanten ist das Umtauschen von Geschenken in diesem Jahr kein Thema. „Die Geschenke waren alle mit der Familie abgesprochen. Wir haben nichts zurückgeben müssen. Heute sind wir nur zum Schuhe kaufen in der Stadt“, erzählt Familienvater Thomas Embgenbroich.

Auch Karl Zimmer ist nicht zum Umtauschen in Euskirchen gewesen: „Die Geschenke für die Enkel waren abgesprochen. Meine Frau wollte heute sowieso in die Stadt.“

Birte Micheels steuert mit ihrer Mutter Kirsten ein Geschäft an, dessen Gutschein sie hat. „Ich habe mir konkrete Geschenke gewünscht, zum Beispiel zum Kochen.“ Neben dem Gutschein motivieren die beiden auch Preisnachlässe in vielen Geschäften. Umtausch: Fehlanzeige.

Udo Boecke sagt, er sei aufgrund eines bestimmten Geschäfts in der Stadt – umtauschen müsse er aber nichts. Mit seiner Frau wichtele er in der Vorweihnachtszeit. Die besonderen Kleinigkeiten schätze er mittlerweile mehr als große Geschenke. Ansonsten gehe er gerne nach Bad Münstereifel: „Das Outlet und der Weihnachtsmarkt machen was her.“

In Bad Münstereifel ist es am Tag nach Weihnachten voll

Bad Münstereifel ist am Tag nach dem Weihnachtsfest eher voll als leer. Ob da auch der Weihnachtsmarkt seinen Teil zu beiträgt, ist nur schwer zu beurteilen. Es steht fest, dass geshoppt wird – egal, ob an den Buden des Weihnachtsmarktes oder in den Geschäften.

Ein Buchverkäufer bedient eine Kundin in seinem Geschäft.

Josef Mütter ist mit seiner Buchhandlung wieder da – wenn auch noch nicht an seinem herkömmlichen Standort.

Und was noch auffällt: Ende Dezember, dreieinhalb Jahre nach der Flut, ist die Katastrophe immer wieder Thema in den Gesprächen der Passanten. So auch vor den Schaufenstern der Buchhandlung Mütters. Die ist nämlich nach der Flut immer noch nicht zurück – zumindest nicht am Markt. Dafür aber im ehemaligen Optik Jonen an der Unnaustraße/Orchheimer Straße.

„Es tut so gut, wieder mit Menschen ins Gespräch zu kommen, beraten zu können“, sagt Josef Mütter. Und noch etwas tue ihm gut: Bücher nicht mehr nur online verkaufen zu müssen. Das Weihnachtsgeschäft sei gut gewesen, der Tag nach Weihnachten auch. „Es ist nicht so, dass alle mit zehn Büchern unterm Arm das Geschäft verlassen. Aber ich bin zufrieden“, so Mütter.

Wie lange er im improvisierten Geschäft bleiben müsse, sei offen. Das Geschäft am Markt müsse aufwendig statisch saniert werden, weil tragende Balken, die eigentlich da sein sollten, nicht da seien. Was aber da ist: die Lust wieder aktiv in der Stadt von Bad Münstereifel zu sein.