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WettbewerbDie Suche nach dem Golddorf im Kreis Euskirchen beginnt

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die Kommission von „Unser Dorf in Zukunft“ in Schweinheim. Landwirt Stephan Brock (links) informiert auf dem Dorfplatz.

Beim Landeswettbewerb machte sich die Kommission in Billig 2022 ein Bild. Genau wie Schweinheim und Freilingen hatte der Ort an „Unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen.

Der Kreis Euskirchen ruft seine Dörfer wieder zum Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf. Das Interesse scheint groß zu sein.

Die nächste Runde des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ startet. Und Freilingen, Billig und Schweinheim haben einen Titel zu verteidigen. Im August 2020, damals noch unter Corona-Bedingungen, sicherten sich die drei Dörfer auf Kreisebene den Status eines Golddorfs und zogen damit in den Landeswettbewerb ein. Während der Präsentation der Orte muss heute kein Abstand mehr gehalten werden.

Auch viele Flutschäden, beispielsweise in Schweinheim, sind beseitigt. Bei der Bereisung durch die Landeskommission im August 2022 war das noch anders. Da machte Schweinheim genau aus dieser Not eine Tugend und ging mit der Bewältigung der Hochwasserkatastrophe ganz offen um.

Dorfwettbewerb: Orte dürfen nicht mehr als 3000 Einwohner haben

Wie groß die Konkurrenz in diesem Jahr sein wird, ist offen. Die Bewerbungsphase ist gerade erst gestartet. 294 Orte gibt es im Kreis. Jeder darf aber nicht teilnehmen, denn „Dorf mit Zukunft“ dürfen nur Orte werden, die nicht mehr als 3000 Einwohner haben.

„Es ist bemerkenswert, wie beispielsweise Schweinheim mit der Flut und dem Wettbewerb umgegangen ist“, sagte Landrat Markus Ramers bei der Auftaktveranstaltung für den Wettbewerb im Kreishaus. Der Verwaltungschef fügte hinzu: „Ein Blick von außen auf das Dorf kann nicht schaden. Zumal es ja längst nicht mehr um Schönheit, sondern um zukunftsfähige Konzepte geht.“

Wichtig ist aber auch, dass man ehrlich ist. Auch Negatives sollte angesprochen werden. Und wie die Dorfgemeinschaft damit umgeht.
Heike Schmitz, Organisatorin des Wettbewerbs

Organisiert und geleitet wird der Wettbewerb von Heike Schmitz, die beim Kreis für Entwicklung und Planung zuständig ist. „Ich freue mich, dass so viele neue Dörfer vertreten sind. Ich hoffe, dass sie auch am Wettbewerb teilnehmen“, sagte Schmitz am Montagabend im Sitzungssaal. Mehr als 20 Interessierte waren ins Kreishaus gekommen, um sich über das Prozedere zu informieren oder von Erfahrungswerten der Dörfer zu profitieren, die bereits teilgenommen haben.

Die Kommission möchte die Dorfgemeinschaft erleben

Schmitz berichtete, dass die Kommission die Dorfgemeinschaft erleben möchte. „Wichtig ist aber auch, dass man ehrlich ist. Auch Negatives sollte angesprochen werden. Und wie die Dorfgemeinschaft damit umgeht“, so die Organisatorin: „Nicht gut ist, wenn die Präsentation nur durch eine Person oder den Bürgermeister stattfindet. Eine aktive Dorfgemeinschaft ist so nicht erkennbar.“

Ein weiterer Fehler, der während der Präsentation immer wieder gemacht werde, so Schmitz, sei, dass das Dorf zu viel wolle. „Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Und die müssen nicht bis ins kleinste Detail erläutert werden“, sagte sie.

Da aus Sicht der Kreis-Kommission der Einfluss auf die Baukultur recht gering ist, gibt es dafür auf Kreisebene weniger Punkte als auf Landesebene. „Eine Bausünde aus den 1970er-Jahren kann ja schlecht abgerissen werden, nur weil ein Teil der Dorfbewohner das gerne hätte oder man an einem Wettbewerb teilnimmt“, so Schmitz.

Schweinheim wurden trotz Flutschäden zum Silberdorf auf Landesebene

Auf Landesebene belegten Schweinheim, Freilingen und Billig dann die Silbermedaille – und das im Fall von Schweinheim nur gut eineinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe, die den Ort so stark in Mitleidenschaft gezogen hatte. Der Naschgarten auf dem Dorfplatz mitten in Schweinheim, der die Kommission auf Kreisebene noch so begeistert hatte, war durch die Wassermassen zerstört worden. „Unsere größte Frage war damals: Wie bekommen wir das Dorf wieder hinter uns?“, erinnerte sich die Schweinheimerin Beate Klinke.

Die Schweinheimer krempelten wieder die Arme hoch und nutzten den nach der Flut entstandenen Zusammenhalt. „Beim Landeswettbewerb haben noch mehr Dorfbewohner teilgenommen als beim Kreiswettbewerb“, sagte der Schweinheimer Jörg Tranelis.

Laut Organisatorin Schmitz finden die Bereisungen der teilnehmenden Dörfer im Juni statt. „Ich habe drei Termine herausgesucht, an denen bei der Europameisterschaft keine Deutschland-Spiele angesetzt sind“, erklärte sie.

Der Besuch im Ort dauert Schmitz zufolge eine Stunde. „Ich kann nur raten, den Rundgang und den Ablauf zu planen. Und vielleicht eine Art Zeitwächter zu benennen, der die Uhr immer im Blick hat“, sagte sie im Kreishaus. Wichtig sei es auch, die Kommission und die Akteure zusammenzuhalten. „Gezeigt werden sollten vielfältige Ansichten des Dorfes und die Entwicklung der vergangenen Jahre. Auch ein überzeugendes Bild einer aktiven Dorfgemeinschaft kann nicht schaden“, so Schmitz: „Wichtig ist: Nur Gezeigtes kann gewertet werden.“