Am Mittwochabend haben Landwirte im Kreis Euskirchen Mahnfeuer angezündet. Dabei war nicht immer jede Protestform willkommen.
Mahnfeuer im Kreis EuskirchenLandwirte gehen unterschiedlich mit Galgen bei Protestaktionen um
Minusgrade, der Schnee knirscht unter den Schuhen und während am Himmel die letzten Farben des Sonnenuntergangs vorbeiziehen, tanzen über einem Feld bei Scheven die Funken in die eisige Abendluft. Es hat fast etwas Romantisches, das Mahnfeuer auf Roland Sistigs Acker. Doch um Romantik geht dem Schevener Landwirt und seinen Kollegen an diesem Abend nicht.
Das Mahnfeuer ist eines von vielen, die in dieser Woche im Kreis brennen. Sie sind Teil der Protestaktion vieler Landwirtinnen und Landwirte, an denen sich auch Handwerker und Bürger beteiligen. In Scheven hat sich ein kleines Grüppchen ums Feuer versammelt. Ihnen gehe es nicht um diese einzelne Subvention, sagen sie. Schon seit der Vorgänger-Regierung komme eine Verordnung nach der anderen, die ihnen das Leben schwer mache, sagt Sistig. Es brauche vor allem faire Preise und dafür müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen.
Schevener Landwirt: „Es geht nicht um die Ampel“
Dem Schevener ist aber noch etwas anderes wichtig: Das Vertrauen in die aktuelle Regierung sei gestört. Er habe durch das Auftreten der Politiker in den vergangenen Monaten den Eindruck, dass man sich auf Zusagen der Regierung nicht verlassen könne, sagt er und seine Kollegen nicken zustimmend. Dabei gehe es ihnen aber nicht um die Parteifarbe, betonen sie. „Es geht nicht um die Ampel“, sagt Sisitig mit Nachdruck.
Ein paar Kilometer weiter ist der Ton da schon etwas rauer. Beim Mahnfeuer an der B266 in Strempt haben sich etwa 26 Traktoren an der Bundesstraße aufgereiht. An einigen hängen Protestschilder. „Es hat sich ausgehAmpelt“, steht auf einem. Ein paar Meter weiter steht ein Traktor mit einer Ampel, die an einem Galgen aufgehängt wurde.
Bauern in Strempt fordern einen Dialog
Hier ist an diesem Abend deutlich mehr los als in Scheven. Verantwortlich für das Mahnfeuer ist Landwirt Frank Rang. Was ihn besonders freut: Nicht nur Landwirte sind gekommen, auch Handwerker, Unternehmer, Anwohner. Immer wieder hört man das Hupen vorbeifahrender Autos und Lastwagen.
Bei Getränken und Bratwurst wird die Kritik an der Regierung hier schon etwas deftiger. Die Ampel gehe mit der Brechstange vor, das merke inzwischen jeder, ist zu hören. „Wir sind unzufrieden mit der Ampel, weil sie nicht mit uns spricht“, formuliert es Rang. Das sei eigentlich auch ihre Hauptforderung: „Es geht darum, dass wir miteinander sprechen und nicht über uns gesprochen wird.“
Galgen durfte in Strempt bei Protestaktion stehen bleiben
Zwar gebe es die Probleme in der Landwirtschaft schon länger als die jetzige Regierung, aber nun sei die Ampel eben dran. Und was sagt er dann zu dem Galgen, der an seinem Mahnfeuer aufgestellt wurde? „Wir sind ja hier in Deutschland eine Demokratie. Jeder kann seine Meinung frei äußern.“ Vielleicht wolle da irgendjemand „ein Zeichen setzen“ und man müsse das als ein „überspitztes Daraufhinweisen“ verstehen, so Rang. Ähnlich hatte sich in den vergangenen Tagen auch Landwirt Thomas Gräf aus Elsig geäußert: „Für mich ist das ein Sinnbild für die Henkerspolitik, die die Bundesregierung uns Bauern gegenüber praktiziert.“
Frank Rang möchte nicht, dass wegen eines Traktors mit Galgen nun die ganze Aktion in einem schlechten Licht steht. „Wir distanzieren uns ganz klar von rechts“, betont er. Stehen bleiben darf der Galgen-Traktor aber trotzdem.
Zingsheimer Bauern schicken Galgen-Traktor weg
Dass es auch anders geht, zeigte etwa Kreisbauern-Chef Helmut Dahmen im Rahmen der Kundgebung am Montag in Euskirchen: Als ein Wagen mit einer Ampel am Galgen vorbeifuhr, fand er klare Worte der Distanzierung.
Gehandelt wurde in Zingsheim. Auch dort war ein Bauer mit einem „Ampel-Galgen“ am Traktor zum Versammlungsort gekommen – er wurde allerdings von Niclas Kloster, der die Protestveranstaltung organisiert hatte, des Platzes verwiesen. „Ich habe dem Kollegen gesagt, dass wir hier einen sachlichen Dialog wollen und ihn gebeten, den Versammlungsort zu verlassen“, berichtet der Nettersheimer Bio-Landwirt.
„Jeder hat seine politische Meinung, aber mir war wichtig, dass wir als Bauern durch so eine Galgendarstellung nicht in die rechte Ecke gestellt werden.“ Zu sehen war die am Trecker baumelnde, beleuchtete Ampel trotzdem: In einiger Entfernung zum Versammlungsort am Zingsheimer Kreisel nahe der Autobahn hatte sich der Landwirt auf einer Anhöhe postiert. „Dass er nun dahinten steht, daran kann ich nichts ändern“, bedauerte Kloster im Gespräch mit dieser Zeitung.