Der Verein „Land sichert Versorgung“ organisiert dieses Jahr keine Lichterfahrten mit Traktoren. Möglicherweise ergeben sich andere Lösungen.
LichterzügeBauern sind frustriert – Verein verzichtet auf Traktorkorso im Kreis Euskirchen
Aus der Mitteilung des Vereins „Land sichert Versorgung NRW“ spricht Resignation. Er wird in diesem Jahr keine Lichterfahrten organisieren, wie es sie auch im Kreis Euskirchen in der Vergangenheit kurz vor Weihnachten unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ gab. Der Verein, kurz LSV, hatte die Fahrten 2020 ins Leben gerufen, um auf die Schwierigkeiten der Landwirtschaft hinzuweisen und die Politik zu Änderungen zu bewegen.
Jetzt schreiben die Organisatoren: „Wenn man ehrlich ist, ist der Funke nicht übergesprungen, mittlerweile gilt er sogar eher als erloschen.“ Nach Diskussionen in der Organisationsgruppe und Gesprächen mit engagierten Kollegen sei man zu dem Schluss gekommen, dass der LSV NRW diesmal weder Lichterfahrten vorbereiten und veranstalten noch dazu aufrufen werde.
Landwirte fühlen sich von der Politik alleingelassen
Die Landwirtinnen und Landwirte beklagen, dass ihre Proteste ungehört verhallten. So breche der Weizenpreis trotz einer unterdurchschnittlichen Ernte immer weiter ein, da die hiesigen Getreidemühlen „sich im Ausland zu Dumpingpreisen an einer Ware bedienen, bei der es keinen interessiert, zu welchen Standards sie produziert wurde“. Dies gelte etwa für ökologische und soziale Bedingungen.
Die Direktvermarktung leide „nach einem kurzen Hype in der Corona-Zeit“ unter Umsatzeinbrüchen – allen öffentlichen Beteuerungen zum Trotz. „Selbst die Anzahl der Biobetriebe ist im letzten Jahr erstmals seit 40 Jahren gesunken“, heißt es vom LSV weiter.
Gleichzeitig würden die allgemeinen Kosten der landwirtschaftlichen Produktion „immer weiter hochgeschraubt“, schreibt der Verein. Als Beispiele nennt er die Preise für Agrardiesel und Energie im Allgemeinen, Mindestlohn und Steuerpauschalierung. Ebenso beklagt der LSV eine „überbordende Bürokratie“. Mühsam erkämpfte Entlastungen, „die fest vereinbart waren, werden von der Politik stillschweigend gestrichen.“
Demonstrationen in Berlin und anderswo sowie Krisengespräche mit Politikern hätten unterm Strich für die Bauern so gut nichts bewirkt, resümiert der Elsiger Landwirt Thomas Gräf, der sich im LSV engagiert. Wenn nun die Lichterfahrten ausfielen, könnte das womöglich die Menschen für die Nöte der Bauern sensibilisieren, spekuliert der Verein. Vielleicht merke der eine oder andere dann doch, dass es ohne heimische Landwirte „ein bisschen dunkler wird“. Darüber, ob es nächstes Jahr wieder Fahrten gebe, will der LSV zu gegebener Zeit beraten.
Das Motto der Lichterzüge lautete „Ein Funken Hoffnung“
Mit Lichterfahrten unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ hatten Landwirte zunächst das Ziel verfolgt, während der Pandemie ein wenig Freude in die Adventszeit zu bringen. Im Kreis Euskirchen kam 2021 ein weiterer Aspekt hinzu: Die Initiatoren wollten mit dem Lichterspektakel denjenigen Menschen Hoffnung schenken, die in der Flutkatastrophe Leid und Elend erlebt hatten, wie es die Hellenthalerin Miriam Rotheut formuliert. Sie hatte in den vergangenen Jahren Fahrten in Schleiden organisiert.
Gleichzeitig erhielten die vom Hochwasser Betroffenen die Gelegenheit, den Landwirten und Bauunternehmern Danke zu sagen, die mit ihren Traktoren und anderem schweren Gerät in den Tagen und Wochen nach der Naturkatastrophe eine wichtige Rolle bei den Aufräumarbeiten gespielt hatten. „Die Helfer haben sich damals, ohne zu zögern, unter schwierigsten Bedingungen aufgeopfert, um Leute zu unterstützen, die sie gar nicht kannten“, sagt Rotheut.
Landwirte aus dem Kreis Euskirchen beklagen bürokratischen Aufwand
Thomas Gräf hatte in den drei zurückliegenden Jahren zu den Organisatoren der Lichterfahrten gehört, die durch Mechernich, Bad Münstereifel und Euskirchen führten. Jetzt hätten sein Mitstreiter Wilfried Schmitz (Schneppenheim) und er erst einmal die Nase voll, sagte Gräf am Montag: „Im vergangenen Jahr die Genehmigung von den Behörden zu erhalten, war wirklich ein Kampf. Das machen wir nicht noch einmal – zumindest in diesem Jahr. Das muss aber nicht heißen, dass es 2025 auch keine Fahrt gibt.“ In Zülpich werde es nach seinen Informationen ebenfalls keinen Trecker-Korso geben.
Gräf und Rotheut berichteten von zwei Varianten, die bei den Lichterfahrten möglich seien. „Man kann sie als Brauchtumsveranstaltung anmelden, dann gelten ähnliche Bestimmungen wie bei einem Karnevalszug. Der Aufwand, der damit entsteht, ist aber immens. Das ist faktisch nicht umzusetzen“, so Rotheut.
Denkbar sei es auch, den Korso als Demonstration zu deklarieren. „Für mich ist das, was wir mit den Lichterfahrten machen, aber keine Demo“, sagte die Hellenthalerin. Deshalb gebe es in Schleiden diesmal keinen Lichterzug unter ihrer Regie. „Wenn allerdings die Kaller fahren, könnte es sein, dass Schleiden sich in irgendeiner Form anschließt“, so Rotheut. 2023 waren die Züge in Kall und Schleiden miteinander verbunden worden. Laut dem Kaller Organisator Georg Schmitz steht noch nicht fest, ob man dort eine Planung in Angriff nehmen wird.