Im Brandschutzzentrum spielen sich Szenen wie im Actionfilm ab. Feuerwehrleute üben den Einsatz unter Extrembedingungen.
Wie im ActionfilmFeuerwehrleute üben in Schleiden unter Extrembedingungen
Es sind Szenen wie in einem Actionfilm. Immer wieder schlagen die Flammen über die Einsatzkräfte, die am Boden des schwarz verrußten Trainingscontainers sitzen. Die Feuerwehrleute wissen, was kommt, sollen auf den Ernstfall vorbereitet werden.
Wenn im Einsatz, der das Leben der Feuerwehrleute in einer brennenden Wohnung gefährden kann, ein Durchzünden droht, sollen sie wissen, wie sie mit der Gefahr umgehen können. Acht Tage lang bietet die Firma Delta Safety eine Realbrandausbildung am Kreisbrandschutzzentrum in Schleiden für Atemschutzgeräteträger aus dem Kreis Euskirchen an.
In Schleiden brennt Holz, genauer gesagt Paletten. Im Kreisbrandschutzzentrum in Stockheim (Kreis Düren) ist es Gas. In Schleiden ist der Feuerraum mit einer Tür vom restlichen Übungscontainer abgeriegelt. Unter diesen Voraussetzungen kann sich unter der Metalldecke des Containers ein explosionsfähiges Gemisch bilden – wie bei einem realen Einsatz.
„Eine Anlage mit Gas kann nur kalt und warm“, sagt der Geschäftsführer von Delta Solutions, Uwe Rohlfs. Wie sich das Feuer und der Rauch verhalten, sich die Farbe verändert, bis das Gemisch zündfähig wird, könne damit nicht vermittelt werden.
Nachfrage nach Ausbildung in Schleiden war sehr groß
„Man sieht den Rauch ganz anders“, beschreibt Markus Klinkhammer, technischer Leiter des Brandschutzzentrums in Schleiden, den Unterschied zur Anlage in Stockheim. Dort werde zwar künstlicher Rauch eingesetzt, doch der löse sich in der Hitze auf. Da verhalte sich der Qualm des Holzfeuers ganz anders.
„Der Bereich Atemschutzgeräteträger ist einer der gefährlichsten, das ist schwer darzustellen“, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister Johannes Gebertz. Er ist verantwortlich für die Ausbildung der Einsatzkräfte und hat das Training organisiert.
Backdraft kann durch Kühlen des Rauchs vermieden werden
Von Mitgliedern der Feuerwehr der Bundeswehr, die die Realbrandausbildung mitgemacht hätten, habe er davon erfahren und den Kontakt zu Delta Safety hergestellt. Für 15 Trainingseinheiten haben sich 175 Feuerwehrleute angemeldet. „Die Nachfrage war so groß, dass wir mehr Einheiten eingerichtet haben“, so Gebertz.
Nach einer ersten Runde in dem Container sitzt Olaf Krautwurst mit den Teilnehmern an der frischen Luft, bevor er mit kleinen Gruppen wieder hineingeht. „Kühlen reicht“, gibt er den Einsatzkräften aus Kall und Euskirchen als Faustregel zur Vermeidung einer Durchzündung mit auf den Weg.
Mit kurzen Wasserstößen wird das Gas-Luft-Gemisch an der Decke abgekühlt, damit die Zündtemperatur nicht erreicht wird. Krautwurst ist einer der Ausbilder, die mit den bis zu zwölf Teilnehmern in den verrauchten Container gehen, um sich Hitze und Rauch auszusetzen.
Den „Kühl-Tipp“ können die Atemschutzgeräteträger selbst ausprobieren. Wenn es nicht klappt wie gewünscht, schlagen die Flammen über den am Boden sitzenden Feuerwehrleuten durch die Eisenhülle des Trainingscontainers. Im realen Leben könnte der Brandort von jetzt auf gleich lichterloh brennen und im schlimmsten Fall den Einsatzkräften der Fluchtweg versperrt sein.
Viele Praxistipps vermitteln Krautwurst und seine Kollegen Sebastian Tebben, Thorsten Kirchner und Nadine Lange den Einsatzkräften. „Die Taschenlampe ist besonders wichtig“, sagt Krautwurst. Damit könne der Rauch beobachtet werden, der immer zum Feuer ziehe. Um das Feuer im Ernstfall zu finden, reiche es, dem Rauch hinterherzugehen.
Landrat Markus Ramers zeigt sich begeistert
„Ich fand es spektakulär, wie aus einer Stuntshow“, sagt Landrat Markus Ramers. Eine realitätsnähere Ausbildung könne nicht ermöglicht werden. „Wenn die Wehrleute so ein Feuer schon kennen, kann das Leben retten“, betonte er.
Er dankte dem Kreisfeuerwehrverband und dem Brandschutzzentrum, das nun einen erhöhten Aufwand bei der Wartung der Atemschutzgeräte habe. Denn die müssen nach jedem Einsatz nicht nur neu befüllt, sondern auch gereinigt werden, bevor sie wieder benutzt werden können, erläutert Klinkhammer. Doch der Einsatz sei es wert. „Jeder ist vollauf begeistert“, hat er erfahren.
Wie auch Jonas Dreßen. „Ich habe so etwas noch nicht erlebt, das ist beeindruckend“, sagt er. Er werde künftig noch besser aufpassen und vor allem: kühlen. Er habe auch gelernt, wie wichtig die Wärmebildkamera sei, um das Brandgeschehen zu beurteilen. „Ich werde probieren, die direkt mitzunehmen; es hat sich herausgestellt, dass das gut ist“, sagt er.