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Mehrere ProjekteSo will die Stadt Schleiden dauerhaft an die Flutkatastrophe erinnern

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die evangelische Kirche in Schleiden.

Die von der Flut ebenfalls beschädigte evangelische Kirche in Schleiden kommt als Standort für ein Dokumentationszentrum infrage.

Die Flutkatastrophe jährt sich im Juli zum zweiten Mal. Die Stadt Schleiden arbeitet an Projekten zum dauerhaften Gedenken.

Die Frage, wie man angemessen an die verheerende Flut vom Juli 2021 erinnern kann, beschäftigt mehrere Kommunen im Kreis. Die Stadt Schleiden, die mit neun die meisten Todesopfer im Kreis zu beklagen hatte, hat jetzt wichtige Grundsatzentscheidungen getroffen.

Einstimmig sprach sich der Bildungs- und Sozialausschuss dafür aus, einen zentralen Dokumentations- und Erinnerungsort zu schaffen, je eine Stele in den fünf betroffenen Orten aufzustellen und Flutplaketten an die Hausbesitzer zu verteilen. Für die zentrale Stätte, in der an die Katastrophe und die Schicksale der Menschen erinnert werden soll, gibt es zwei mögliche Standorte.

„Viele werden ihre Erinnerung an die Katastrophe wohl nie verlieren“, sagte Bürgermeister Ingo Pfennings. Das Thema Erinnerung sei kein klassisches Verwaltungsthema, „trotzdem dürfen wir uns als Stadt nicht raushalten“. Deshalb habe man einen Runden Tisch zum Thema Gedenken ins Leben gerufen, der mitentscheiden soll, wie der Jahrestag und das dauerhafte Erinnern gestaltet werden könnten.

Runder Tisch entwickelte Ideen für das Gedenken in der Stadt Schleiden

Eingeladen waren Angehörige der Verstorbenen, der katholische und der evangelische Pfarrer, das psychologische und seelsorgerische Team des Hilfszentrums Schleidener Tal und der Interkommunalen Psychosozialen Unterstützung (IPSU) sowie die Vorsitzenden der Ratsfraktionen. Auch weitere Interessierte konnten an den Treffen teilnehmen. „In den Gesprächen wurde nach Regelungen gesucht, mit denen alle leben können“, erklärte der Bürgermeister.

Die Runde hat sich laut Pfennings auch mit der Gestaltung der Jahrestage beschäftigt. Am zweiten Jahrestag in gut sechs Wochen werden die Flaggen an öffentlichen Gebäuden in der Stadt auf Halbmast gesetzt. Ferner wird es um 20 Uhr eine zentrale Veranstaltung in der evangelischen Kirche in Schleiden geben, um 20.50 Uhr sollen alle Kirchenglocken in der Stadt läuten. Eine Bereisung von Oberhausen, Schleiden, Olef und Gemünd wie vor einem Jahr ist nicht mehr vorgesehen. In Zukunft sollen die zentrale Feier und das Läuten auch wegfallen und nur noch die Flaggen auf Halbmast gesetzt werden.

Stelen für die betroffenen Orte und Plaketten für die Häuser

Pfennings stellte die drei Maßnahmen vor, die der Runde Tisch zur Erinnerung an die Katastrophe vorschlägt: einen zentralen Erinnerungsort mit einer Webseite als Ergänzung, Stelen und Hochwasserplaketten: „Wir müssen entscheiden, was wir davon realisieren wollen.“ Die Plaketten könnten im Berufsbildungszentrum Euskirchen hergestellt und mit städtischen Mitteln und Spenden finanziert werden. „Wo die Stelen hinkommen, sollen die Orte selbst entscheiden. Sie sollen aber alle gleich gestaltet werden“, betonte Pfennings.

Das Bild zeigt das ehemalige Nationalparktor in Gemünd, das von der Flut zerstört wurde.

Das von der Flut zerstörte und nun leerstehende, ehemalige Nationalparktor in Gemünd kommt ebenfalls als Standort infrage,

Die zentrale Erinnerungs- und Dokumentationsstätte solle in Kooperation mit den Maltesern oder einem anderen Partner realisiert werden. Dann könne man auch eine Förderung von der Aktion „Deutschland hilft“ erhalten.

Zwei Standorte kommen für das Dokumentationszentrum infrage

Ein möglicher Standort sei die evangelische Kirche in Schleiden, über deren Verwendung seit einiger Zeit diskutiert werde. „Die Nutzung der gesamten Kirche wäre zu teuer. Deshalb ist geplant, den Vorraum mit einer Glaswand vom Kirchenraum abzutrennen.“ Pfarrer Erik Schumacher ergänzte: „Videodokumentationen könnten geschützt hinter der Glaswand gezeigt werden.“ Die Kirche, die von der Gemeinde nur noch „extensiv“ genutzt werde, könne als Vortragsraum genutzt werden. „Nachteile sind die hohen Einrichtungs- und Unterhaltungskosten und die fehlende Toilettenanlage“, so Pfennings.

Ein Alternativstandort wäre das ehemalige Nationalparktor am Gemünder Kurpark, dessen Räume seit der Flut leer stehen. „Die Räume wurden bereits erfolgreich für Ausstellungen genutzt und ein kleines Kino ist auch vorhanden“, führte Pfennings aus. Ungünstig sei dagegen, dass der Ausstellungsraum kein Tageslicht habe. Gleich daneben könne ein Café eingerichtet werden. Es gebe auch schon zwei Interessenten. „Der Cafébetreiber könnte sich dann darum kümmern, dass die Ausstellung und die Toilettenanlage in einem entsprechenden Zustand sind.“ Die Toilettenanlage soll laut Pfennings künftig auch für andere Veranstaltungen wie Kurkonzerte genutzt werden.

In beiden Fällen könnte die Bürgerstiftung als Förder- und Betreiberverein des Dokumentationszentrums fungieren.


Helferfest im August

Die Planungen für das im vergangenen Jahr verschobene Helferfest der Stadt Schleiden in diesem Jahr sind laut Bürgermeister Ingo Pfennings fast abgeschlossen: „In zwei Wochen ist alles fertig.“ Stattfinden wird das Fest am Freitag und Samstag, 4./5. August.

Statt der früher geplanten Willkommenveranstaltungen in Oberhausen, Schleiden, Olef und Gemünd wird es zwei Konzertabende mit Livemusik von regionalen und überregionalen Künstlern in Gemünd (Freitag) und Schleiden (Samstag) geben. Start soll jeweils um 18 Uhr sein. Ein zentrales Tagesprogramm ist nicht geplant. Aktionen von Gastronomen, Vereinen oder anderen Gruppierungen, die über Tag stattfinden, werden laut Pfennings aber gerne ins Programm aufgenommen. (wki)