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„Pfoten weg“Grundschulen starten Präventionsprogramm gegen sexualisierte Gewalt

Lesezeit 3 Minuten

Ihr Körper gehört ihnen: Das sollen Grundschulkinder unter anderem im Figurentheater von Irmi Wetter lernen.

Kreis Euskirchen – Kindern dabei zu helfen, in unangenehmen Situationen oder bei zu viel Nähe Nein zu sagen, das ist das Ziel des neuen Präventionsprogramms „Pfoten weg“. Zusammen mit dem Verein Wellenbrecher und der Polizei Euskirchen hat das Opfer-Netzwerk das interaktive Figurentheaterstück von Theaterpädagogin Irmi Wetter in den Kreis geholt. Acht Grundschulen mit 950 Erst- und Zweitklässler starten in der kommenden Woche mit dem Projekt – zunächst online.

Kindergerechte Prävention mit Handpuppen

Als niederschwellig und altersangemessen bezeichnet Anne Decker vom Verein Wellenbrecher das Programm. Es geht um eine Familie, zu der Onkel und Tante zu besuchen kommen. Doch die drei Kinder fühlen sich nicht wohl bei dem Gedanken an die vielen Umarmungen und Küsse. Dank der Ratschläge ihrer Freunde und einer guten Fee lernen sie, stark zu werden und sich zu wehren. Die Handpuppen in Gestalt von Katzen, einem Hasen und zwei Wildschweinen sollen den Kindern unter anderem helfen, zwischen angenehmen und unangenehmen Gefühlen zu unterscheiden, ihren Gefühlen zu vertrauen – und dass sie auch Nein sagen dürfen.

Täter kommen oft aus der Familie

Besonders die Akzeptanz von Nein in der Familie sei wichtig, so Decker. Oft kämen die Täter aus dem familiären Nahbereich, aus der Nachbarschaft oder dem Freundeskreis, fügt Kriminalhauptkommissar Anton Dickopp hinzu. Selten seien es fremde Täter. Dadurch, dass es sich in dem Theaterstück auch um die Tante und den Onkel handele, sei es gut geeignet, um das Thema aufzugreifen, so Anke Sefrin, Vorsitzende des Opfer-Netzwerks. Andere Programme waren dem Netzwerk nach Aussage Sefrins zu „banal“: „Wir wollten den Kindern mehr zu denken geben.“ Dennoch geschehe das auf eine altersgerechte Art und Weise, so Sefrin.

Eigentlich sollte das Projekt längst gestartet sein, musste aufgrund der Corona-Pandemie jedoch mehrfach verschoben werden. Statt einem interaktiven Live-Programm wird das Theaterstück als Youtube-Video gezeigt, Wetter wird anschließend per Videokonferenz den interaktiven Part leiten. Noch mal verschieben wollten die Verantwortlichen den Start nicht. „Es ist die richtige Entscheidung, das jetzt zu machen“, sagt Decker.

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Nach Corona und der Flutkatastrophe im Kreis sei es wichtig, dass sich die Kinder mit anderen Themen beschäftigen können und dabei auch Spaß haben, fügt Sefrin an. Denn auch wenn das Stück einen ernsten Hintergrund habe, sei es für die Kinder unterhaltsam, so Sefrin.

Die Fallzahlen von sexualisierter Gewalt bei Kindern seien in den letzten Jahren gestiegen, so Dickopp. Das liege vor allem am Internet und daran, dass in diesem Bereich sehr viel polizeilich ermittelt werde. Die Schulen seien die Orte, an denen die Fälle meist auffallen: „Lehrer rufen an, weil sie ein komisches Bauchgefühl haben, oder die Kinder wenden sich direkt an die Lehrer“, so Dickopp. Die Beamten und das Opfer-Netzwerk stünden dann beratend zur Seite. Die Lehrkräfte seien im Vorfeld des Projekts noch mal geschult worden, dass Prävention solche Fälle aufdecken könne.

Das Programm „Pfoten weg“ ist der Nachfolger des Theaterstücks „Familienalbum“. Die teilnehmenden Grundschulen haben sich nach dem ersten Aufruf gemeldet. „Im nächsten Jahr sollten es andere Schulen sein, damit wir alle Kinder erreichen“, sagt Dickopp.