Keine Entlastung in KuchenheimKonzept der Stadt für Ortsdurchfahrt nicht in Sicht
Euskirchen-Kuchenheim – Die Stadt Euskirchen tritt auf der Stelle bei ihrem Vorhaben, Kuchenheim attraktiver zu machen. Das einzige Projekt aus dem 2016 verabschiedeten Integrierten Handlungskonzept, das sie bisher in die Tat umgesetzt hat, ist der Bau des Kinderspielplatzes an der Bachstraße. Er wurde vorige Woche freigegeben.
Von ihrem Hauptziel, den Ort von Teilen des Durchgangsverkehrs zu entlasten, ist die Stadt nach wie vor weit entfernt. Und niemand weiß momentan, wann sich die Lage verbessert. Das zeigte sich in der Bürgerversammlung, zu der jetzt rund 70 Kuchenheimer in das Gästehaus des LVR-Industriemuseums gekommen waren.
Behörde habe einen Rückzieher gemacht
Euskirchens Technischer Beigeordneter Oliver Knaup berichtete dort das, was er schon im Bauausschuss und im Planungsausschuss geschildert hatte. Der Tenor: Die Stadt habe ein gutes Konzept für die Beruhigung der Kuchenheimer Straße (B 56/ B 266) gehabt, das beim Landesbetrieb Straßen zunächst auch auf Zustimmung gestoßen sei. Kurz darauf habe die Behörde aber einen Rückzieher gemacht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dies sei vor allem deshalb erstaunlich, so Knaup, weil Vertreter der Stadt die Planung vorher auf einem Fachseminar im Ruhrgebiet vorgestellt hätten und ausgerechnet von einem Mitarbeiter des Landesbetriebs ausdrücklich ermuntert worden seien, ihre Idee weiterzuverfolgen.
Zentraler Bestandteil des Konzepts
Zentraler Bestandteil des Konzepts sollte ein Engpass mit Signalanlage in der Ortsdurchfahrt sein, und zwar östlich der Ampelkreuzung in Höhe Buschstraße/Willi-Graf-Straße. „Der Verkehr wäre dort weiterhin in beide Richtungen durchgekommen – aber nie gleichzeitig“, erklärte Knaup das Prinzip.
Die Kuchenheimer Straße würde wegen der damit verbundenen Wartezeiten an den Ampeln für den Durchgangsverkehr unattraktiv. Nach Berechnungen eines Fachbüros hätten diese und weitere Maßnahmen die Zahl der Fahrzeuge um rund 3000 pro Tag reduziert.
Alternative möglich in „einer Dekade“
Doch genau das Kernstück der Planung, eben den Engpass, lehnt der Landesbetrieb Straßen ab. Der Grund: Die überregionale Funktion der Bundesstraßen 56 und 266 würde gestört, wie Knaup erläuterte. Der Sprecher des Landesbetriebs, Bernd Aulmann, ergänzte auf Anfrage: „Wir sind der Stadt schon entgegengekommen, als wir dem Durchfahrtsverbot für Schwerlastwagen zugestimmt haben. Das allein ist bereits ungewöhnlich für Bundesstraßen.“ Eine Engstelle, so Aulmann, werde erst genehmigt, wenn die geplante Euskirchener Nordumgehung B 56 n als Alternative zur Verfügung stehe. Bis dahin könne aber noch „eine Dekade“ vergehen, sagte Knaup.
Was sagt der Landesbetrieb zum Vorwurf des Beigeordneten, die Engstelle zunächst gutgeheißen, dann aber verworfen zu haben? Nichts. Dies ergab eine Anfrage beim zuständigen Abteilungsleiter, Bernd Egenter. Er werde sich zu Knaups Darstellung nicht äußern, sagte er dieser Zeitung.
Stadt will Pläne weiter vorantreiben
Die Stadt Euskirchen hofft nun auf politische Unterstützung, damit ihr Konzept vielleicht doch noch genehmigt wird. Kommt es dazu nicht, wolle sie die Umgestaltungspläne für Kuchenheim ohne Engstelle, also „ohne wesentliche Verkehrsreduzierung“ vorantreiben, sagte Knaup. Die Entscheidung darüber solle in der ersten Jahreshälfte 2020 fallen, damit die Stadt fristgerecht neue Fördermittel beantragen könne.
Gleichzeitig soll geprüft werden, ob es möglich ist, in einem Teil der Kuchenheimer Straße Höchsttempo 30 festzuschreiben. Dieser Vorschlag war in der Versammlung genannt worden.
Anlieger sind skeptisch
Kritische Stimmen wurden zu der Idee laut, zur Entlastung der Ortsdurchfahrt die Buschstraße von der B 56 aus zur Einbahnstraße in Richtung Süden zu machen. In diesem Fall müsste sie, je nach Fahrtziel, „einen Umweg um das halbe Dorf machen“, sagte eine Anliegerin.
Auf Skepsis stieß auch die Idee, im Zuge des Gesamtkonzepts die Einbahnrichtung der Willi-Graf-Straße umzukehren und im Gegenzug die Bachstraße in eine Einbahnstraße in Richtung Ortsdurchfahrt zu verwandeln. Beide Straßen müssten dadurch deutlich mehr Verkehr aufnehmen als heute. „Was bringt es, wenn die Belastung in der Kuchenheimer Straße sinkt, aber gleichzeitig in der Bachstraße und in der Willi-Graf-Straße zunimmt?“, fragte eine Teilnehmerin.
„Eine Lösung, die alle zufriedenstellt, ist schwer zu finden“, erwiderte Knaup. „Keiner von uns will Verkehr, aber fast jeder erzeugt Verkehr“, fügte er hinzu. Daher sei es unerlässlich, „dass alle ihr Verhalten ändern“.