Die Arbeiten an der werkseigenen Kläranlage der Hochwald-Molkerei in Mechernich-Obergartzem verzögern sich wegen langer Lieferzeiten.
„Ekelerregend“Obergartzemer von Gestank aus Kläranlage belästigt – Problem besteht seit über einem Jahr
Bis zum Frühjahr des neuen Jahres müssen sich die Menschen, die in der Nähe der Hochwald-Molkerei in Obergartzem leben, wohl noch gedulden: Weil es bei einigen Bauteilen lange Lieferzeiten gebe, so das Unternehmen, verzögere sich der Abschluss der derzeit laufenden Optimierungsarbeiten an der betriebseigenen Kläranlage auf dem Gelände der Großmolkerei.
Das stinkt den Nachbarn ganz gewaltig, denn die Geruchsemissionen sind regelmäßig unter anderem in Obergartzem deutlich wahrzunehmen. „Ich kann nachvollziehen, dass sich die Anwohner über den Gestank beschweren“, sagt der Obergartzemer Ortsbürgermeister Franz Josef Keus im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ob es in Obergartzem stinkt, hängt von Wetter und Windrichtung ab
Rund 2000 Einwohner haben die Orte Obergartzem und Firmenich derzeit – betroffen seien aber nicht alle: „Die Geruchsbelästigung besteht außerdem nicht ständig, das ist auch vom Wetter und der Windrichtung abhängig. Aber manchmal stinkt es wirklich ekelerregend“, so der Landwirt, dem man schon aufgrund seines eigenen Berufs nicht vorwerfen kann, ein besonders empfindliches Näschen zu haben. „Außerdem wundere ich mich, dass es insgesamt so lange dauert, das Problem abzustellen“, so Keus.
„Das Problem ist im Prinzip seit anderthalb Jahren bekannt, Hochwald arbeitet seither an Optimierungsprozessen“, erklärte dazu der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Auch Kathrin Lorenz, die Pressesprecherin der Hochwald Foods GmbH, bestätigte, dass die Ursache erkannt sei und derzeit an der Lösung gearbeitet werde. „Die Gerüche entstehen durch Fermentations- und biologische Abbauprozesse der Abwässer aus der Produktion“, sagte Lorenz im Sommer dieses Jahres.
Im Vorfeld hatten Hochwald-Ingenieur Rolf Löber und seine Kollegen bereits zahlreiche Untersuchungen durchgeführt und versucht, über ganz unterschiedliche Stellschrauben im Reinigungsprozess Gerüche zu vermeiden. „Wir konnten allerdings keine Rückschlüsse darauf ziehen, wann genau und unter welchen Produktions- oder auch Witterungsbedingungen die Geruchsemissionen verstärkt auftraten“, so der Ingenieur. Daher kamen schließlich Geruchsdetektoren zum Einsatz, mit denen genau analysiert werden konnte, an welcher Stelle gehandelt werden muss.
Prozesswasser aus der Milchverarbeitung verursacht Gerüche
„Wir investieren in Abdeckungen, in Luftabsaugung, in Biofilter und in die dazugehörigen Rohrleitungen“, so Hochwald-Sprecherin Lorenz weiter: „In der Kläranlage wird nur Wasser verarbeitet, das bei der Herstellung der verschiedenen Milchprodukte anfällt oder bei der Reinigung der Lkw-Tanks, in denen zuvor Milch transportiert wurde.“
Alle anderen Abwässer – zum Beispiel die aus den Sanitäranlagen – liefen klassisch in die Mechernicher Stadtkanalisation und zur kommunalen Kläranlage bei Enzen. Die Installation von Hauben sei in vollem Gange, berichtet Lorenz: „Zunächst mussten hierfür die Fundamente geschaffen werden, die Installation erfolgt dann in den nächsten Wochen. Die Luft darunter wird anschließend abgesaugt und durch Biofilter gereinigt.“
Abdeckungen und Geruchsfilter sollen das Problem beseitigen
„Die Geruchsemissionen sollten dann zu 99,9 Prozent beseitigt sein“, sagte Hochwald-Ingenieur Löber bereits im Sommer. Zu diesem Zeitpunkt ging man bei der Molkerei noch davon aus, die Arbeiten bis zum Ende dieses Jahres abschließen zu können – doch dieser Zeitplan kann nun nicht mehr eingehalten werden.
Die Fertigstellungen für die Abdeckungen, die Rohrleitungen und die Biofilter hätten sich wegen langer Lieferzeiten verzögert. Bis zum Frühjahr 2024 sollen die Maßnahmen aber abgeschlossen sein.
Ortsbürgermeister Keus ist skeptisch: „Wenn man so oft vertröstet wird, glauben die Leute irgendwann nicht mehr an solche Ankündigungen. Aber die Hoffnung bleibt natürlich bestehen“, so Keus.