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BlechfriedhofMechernicher Parkplatz ist voll mit zerstörten Autos aus dem Kreis

Lesezeit 3 Minuten

Der Pendlerparkplatz bei Breitenbenden ist Ablagestelle für zerstörte, aber auch nur leicht beschädigte Autos aus dem Bad Münstereifeler Stadtgebiet.

Mechernich – Autos auf einem Pendlerparkplatz sind zunächst nicht ungewöhnlich. Allerdings ist der Zustand der Autos normalerweise ein anderer. Der noch relativ neue Pendlerparkplatz bei Breitenbenden platzt seit der Hochwasserkatastrophe aus allen Nähten.

Der Parkplatz mit seinen 130 Stellplätzen wird von den Abschleppunternehmen der Region pausenlos angesteuert und dient als einer der vorläufigen Abstellplätze für die aus dem Hochwasser geborgenen und nicht mehr fahrbereiten Fahrzeuge.

Zustand der Fahrzeuge sehr unterschiedlich

Auf dem Parkplatz stehen Kleinwagen neben Limousinen und SUVs neben Wohnmobilen. Der Zustand ist unterschiedlich: Einige Fahrzeuge sind offensichtlich völlig zerstört, andere nur leicht beschädigt, weil Wasser eingedrungen ist. Die Fahrzeugeigentümer zusammen mit der Versicherung müssen am Ende entscheiden, was mit dem Gefährt passiert.

An vielen Autos fehlt das vordere Nummernschild.

Nach Breitenbenden werden vorrangig Fahrzeuge, die im Stadtgebiet Bad Münstereifel geborgen wurden, gebracht. Das Ganze geschieht auf Anordnung des Münstereifeler Ordnungsamtes. Nach der ersten Bestandsaufnahme am Fundort versuchen die Mitarbeiter, über Kennzeichen oder die Fahrzeug-Identifikationsnummer den Halter zu ermitteln. Im Anschluss wird ein Abschleppunternehmen beauftragt, das das Fahrzeug unter teils widrigen Bedingungen und unter Einsatz von schwerem Gerät birgt.

Fehlende Nummernschilder als Hochwassersymbol

Fehlende vordere Nummernschilder sind im Kreis Euskirchen ein Symbol der Hochwasserkatastrophe. Meist wurden sie bei Fahrten durch überflutete Gebiete weggespült. „Die Bürger haben keine Konsequenzen zu erwarten“, teilt Wolfgang Andres, Sprecher der Kreisverwaltung Euskirchen, auf Anfrage dieser Zeitung mit. Allerdings müsse eine Umkennzeichnung des Fahrzeugs bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde beantragt werden.

Eine genaue Zahl der weggespülten Kennzeichen liegt dem Kreis nicht vor. Das Straßenverkehrsamt geht davon aus, dass dies bei rund 60 Prozent der Fahrzeuge, die abgemeldet werden, der Fall ist. „Das Aufkommen an abzumeldenden Fahrzeugen ist zurzeit höher als normal“, so die Kreisverwaltung.

Fahrzeuge, die in den Fluten verschwunden sind, müssen abgemeldet werden. Daran sollte auch der Halter ein Interesse haben, ansonsten müssen Steuern und Versicherungen weitergezahlt werden. Vermisste Fahrzeuge müssen außerdem der Polizei und der Versicherung gemeldet werden.

Eine Meldefrist gibt es nicht. Das Straßenverkehrsamt rät, die Fahrzeuge zeitnah abzumelden. Wegen der besonderen Umstände sei dies auch ohne vorhandenes Kennzeichen und ohne Fahrzeugschein möglich. Ein verlorenes Kennzeichen kann aber nicht für ein neues Fahrzeug reserviert werden. (ets)

Abschleppdienste ununterbrochen im Einsatz

Einer dieser Abschleppdienstleister ist die Firma Pokraka aus Mechernich. Udo Pokraka kämpft mit seinem Team und mittlerweile sieben Sub-Unternehmen an vielen Fronten, um der Sache Herr zu werden. „Ich bekomme neben meinem Tagesgeschäft viele Aufträge von der Stadt Bad Münstereifel und der Gemeinde Kall, um Fahrzeuge aus dem Weg zu schaffen“, so der Geschäftsführer, der seit Tagen im Dauereinsatz ist.

„Wir fahren im Schichtsystem mittlerweile Fahrzeuge aller Art aus den Hochwassergebieten ab, damit sie dort nicht die Einsatzkräfte behindern“, so Pokraka auf Anfrage dieser Zeitung. Er spricht von einer großen mentalen Belastung für Mensch und Material. „Der Stress der Mitarbeiter ist groß, und auch die Fahrzeuge leiden unter den schwierigen Bedingungen.“

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Der hausinterne Werkstattbetrieb ruht derzeit. „Alle diese Strapazen sind aushaltbar, wenn man ein funktionierendes Team um sich herumhat. Ich bin unheimlich stolz auf meine Mitarbeiter und Kollegen die unermüdlich ihr Bestes geben“, sagt er.

Wo es geht wird Resteverwertung betrieben

Auch die Kalenberger Autoverwertung Yassine kann sich momentan nicht vor Aufträgen retten. Bei ihnen überwiegen die Bergungsaufträge von Privatpersonen. Die Mitarbeiter von Walid Yassine gehen an ihr Limit und sind viel unterwegs. „Wir holen die Fahrzeuge vom Halter ab und bringen sie zur Resteverwertung nach Kalenberg“, sagt er. Angenommen wird jeder Pkw.

Auf dem Firmengelände stehen mehrere Hundert Autowracks. „Ein Gebrauchtwagenhändler in Satzvey stand völlig unter Wasser und musste gleich 30 Fahrzeuge loswerden, die haben wir alle zu uns geholt“, so der 40-Jährige, der selbst gebeutelt ist. Am Freitag und Samstag brannte die Werkstatthalle aus noch ungeklärter Ursache ab.