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Trockner und BaustoffeHändler von Baustoffen haben im Kreis jetzt viel zu tun

Lesezeit 4 Minuten

Auch Geräte wie dieser Häcksler sind derzeit im Fassbender-Tenten-Markt von Leiter Mario Hack begehrt.

Kreis Euskirchen – Schaufeln, Lufttrockner, Pumpen – was man jetzt braucht, um vom Hochwasser beschädigte Häuser zu reparieren oder zu sanieren, ist bei Baumärkten und Baustoffhändlern gerade knapp. Dennoch gibt es auch gute Nachrichten aus der Branche.

„Zur Zeit sind wir noch vor der großen Welle“, so Marcel Schnietz, Geschäftsführer der Interpares-Mobau-Zentrallager-Rheinland GmbH & Co. KG in Euskirchen. Er spricht für einen der großen Baustoffgroßhändler in NRW. Bei den angeschlossen Händlern und Baumärkten gebe es noch kein großflächiges Nachfrageproblem gibt. Aber: „Pumpen und Schaufeln waren schnell weg“, so Schnietz. Was akut fehle, seien vor allem Bautrockner.

Vertreiber rechnen nicht mit höheren Preisen für Baustoffe

Vermutlich in einigen Wochen widmen sich viele der Haussanierung – und mit ihr steigt der Bedarf an allem, was vom Boden bis zur Decke nötig ist.Was das für die Preise bedeutet, wenn auf einmal große Mengen benötigt werden? Schnietz ist nicht in jedem Fall pessimistisch: „Es kann gut sein, dass wir bei den Baustoffpreisen je nach Sortiment den eigentlichen Peak schon überschritten haben.“ Er wisse von einigen Lieferanten, die die vom Hochwasser betroffenen Anwohner nicht durch exorbitante Preissteigerungen ein zweites Mal schinden wollen.

Er rät wie Michael Kissel, Bereichsleiter Baustoffe beim Euskirchener Fachmarkt H. J. Bünder, angesichts des schon begonnenen und weiter erwartbaren Nachfragebooms nach Baustoffen jetzt das Material zu bestellen. Zum Beispiel Dämmmaterial für die Fassade, wenn man es in drei bis fünf Monaten braucht. Gerade wenn es ums Dämmen gehe, gebe es schon seit Beginn der Corona-Pandemie lange Lieferzeiten – die nun eher noch länger werden. Kissel rechnet mit um die sechs bis acht Wochen, bis die Ware da ist.Fibel mit Sanierungstipps

Oft fehlen Infos über Haussanierungen nach Hochwasser

Trocknungsgeräte, Stromaggregate, Schaufeln, Schubkarren, Pumpen – das wurde auch bei Bünder verkauft wie geschnitten Brot. Nun verschiebt sich der Bedarf in Richtung Sanierungsputze, Bodenbeläge oder Rückstausysteme. Was Kissel angesichts der Schäden dazu bringt, neue Wege zu gehen.

Häufig fehlten Infos, was man bei der Haussanierung in Hochwassergebieten vermeiden sollte: „Etwa bei den Durchbrüchen für die Versorgungsleitungen ins Haus. Da gibt es bisher vor allem nicht zugelassene mechanische Systeme. Wir empfehlen aber elektronisch gesteuerte, die sich automatisch verschließen. Auch wenn sie deutlich teurer sind.“ Auch für den Bodenbelag etwa im Keller hat er einen Rat: „Laminatböden meiden, besser Fliesen, die man abkärchern kann.“ Diese und mehr Ratschläge will der Baustoffhändler in einer Fibel bündeln, die online und gedruckt erscheinen soll.

Märkte haben Verständnis für Situation der Betroffenen

Und wie schätzt er die Entwicklung bei den Baustoffpreisen ein? „Verständnis hat in der Industrie so gut wie Jeder. Es kommt dann auf die einzelne Industriesparte an.“ Bei Bünder wolle man in Absprache mit den Lieferanten verstärkt unbefristete Aktionspreise anbieten und bei Bedarf die vom Ordnungsamt eingeräumte Option der Sonntagsöffnung nutzen.Wie bei Bünder wird auch bei Fassbender-Tenten in Blankenheim gerade besondere Rücksicht auf vom Hochwasser betroffene Mitarbeitende genommen: Sie werden bei Bedarf freigestellt.

Tipps, etwa zu Dichtungseinsätzen, gibt Michael Kissel von der H.J. Bünder GmbH in Euskirchen.

„Bei uns hat die Familie Fassbender eine Sozialstiftung. Aus der wurden Spenden für die Hochwasseropfer und für Kollegen, die selbst unmittelbar betroffen sind, freigegeben. Wir haben ja Mitarbeitende aus Dernau, Sinzig, Erftstadt-Blessem“, so Niederlassungsleiter Mario Hack. Auch in seinem Baumarkt sind Trocknungsgeräte derzeit nahezu ausverkauft. Denn Hack hatte die Idee, für den englischen Markt bestimmte Modelle aufzukaufen – inklusive Adapter für die Stecker.

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Und was ist mit dem schon seit Monaten diskutierten Mangel an Bauholz und den Rekordpreisen? Da entspanne sich der Markt, so Hack: „Weil die Preise für Hochseecontainer auf 12000 Euro gestiegen sind. Das ist nicht mehr rentierlich für die Käufer.“ Die Grenze liege bei um die 8000 Euro. Langsam baue man so in Blankenheim wieder ein Bauholz-Lager auf.Hack und Kissel sind mit Blick auf den Baustoffmarkt eher zurückhaltend.

Niemand will als Katastrophengewinner gelten

Zwar wolle kaum jemand in der Industrie als Katastrophengewinnler gelten – aber zu Preiserhöhungen werde es wohl kommen. Die Verträge seien jedoch bereits vor der Katastrophe unterschrieben worden. Das habe man offen kommuniziert, so Hack. Zu alledem kommt der schon länger bestehende Handwerkermangel.

Fachbetriebe, etwa Tiefbauunternehmen, sind oft vertraglich an Großkunden wie die Grundversorger gebunden.Schließlich sind bei den Baumaschinen nicht alle Maschinenringe oder Vermieter in der Lage, die Wünsche nach Anhängern, Kleinbaggern und mehr zu erfüllen. „Trotz einer bewundernswerten Solidarität der Eifeler untereinander, die es so in den Städten sicherlich nicht geben würde“, so Kissel.

Bei Fassbender-Tenten steht immerhin noch einer der begehrten Häcksler auf dem Mietgerätehof. Geeignet für die Zerkleinerung von bis zu 19 Zentimeter dicken Ästen. Also für Grünzeug, das zuhauf angeschwemmt worden ist und Abflüsse wie Wege verstopft.