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Corona-Krise in MechernichBurg Satzvey fürchtet ums Überleben

Lesezeit 4 Minuten

Noch ist unklar, ob die Ritterspiele in diesem Jahr auf Burg Satzvey stattfinden können. Sollte das Veranstaltungsverbot bis zum Jahresende bleiben, wird es eng für die Patricia Gräfin Beissel GmbH.

  1. Auch Burg Satzvey in Mechernich wurde hart von der Corona-Krise getroffen.
  2. Wenn das beliebte Ausflugsziel auch nach dem 19. April noch länger geschlossen bleiben muss, könnte das das endgültige Aus für Ritterspiele und Co. bedeuten.
  3. Um die Pleite zu verhindern, hat sich Patricia Gräfin Beissel etwas einfallen lassen.

Mechernich-Satzvey – „Unsere Burg hat die Pest überstanden, aber ob sie die Corona-Krise übersteht ist derzeit fraglich.“ Mit diesen Worten werden zurzeit Besucher der Webseite der Burg Satzvey begrüßt. Unter normalen Umständen fände an diesem Osterwochenende die erste Großveranstaltung auf der mittelalterlichen Wasserburg statt. Der Ostermarkt zieht seit Jahren viele Besucher an, ebenso wie die zahlreichen anderen Events. Doch die Umstände sind nicht normal und so bleiben die Tore des beliebten Ausflugziels bis mindestens 19. April geschlossen.

Ob und inwieweit die derzeitigen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise gelockert werden sollen, will die Bundesregierung nach Ostern entscheiden. Sollten die Veranstaltungsverbote sich bis zum Jahresende ziehen, könnte das das endgültige Aus für Ritterspiele und Co. bedeuten. „Wenn das ein ganzes Jahr so weitergeht, werden wir das nicht überleben“, berichtet Patricia Gräfin Beissel.

Spendenaktion soll Burg Satzvey retten

Um diesem Szenario vorzubeugen, hat sich die Geschäftsführerin der gleichnamigen GmbH dazu entschlossen, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen. „Wir wissen, dass gerade viele Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht sind. Nach Hilfe zu fragen, ist uns deshalb nicht leicht gefallen“, betont Beissel.

Patricia Gräfin Beissel hofft, dass sie bald wieder Events durchführen kann.

Doch ginge es nicht ausschließlich darum, die Firma zu retten. Denn neben der dort ansässigen Gastronomie, den Festangestellten und Minijobbern verdienen auch eine Reihe Künstler, Schauspieler und Marktleute ihren Lebensunterhalt mit den Events. Ein monatelanger Veranstaltungsstopp würde viele von ihnen hart treffen. Zwar sind bislang offiziell nur der Ostermarkt und kleinere Workshops von den Schutzmaßnahmen betroffen, aber Beissel geht davon aus, dass mindestens noch die Hexennacht am 30. April ausfallen wird. Wann wieder Großveranstaltungen stattfinden können, wisse im Moment noch niemand, sagt sie.

Patricia Gräfin Beissel beantragt Soforthilfe beim Land NRW

Es ist eine wirtschaftliche Herausforderung für die noch junge GmbH. 2012 gegründet, habe ihre Firma noch kein großes finanzielles Polster aufbauen können, berichtet Beissel. Alleine der nun ausfallende Ostermarkt sei normalerweise ein wichtiges Event, um die Betriebskosten zu decken.

Spendenkampagne im Internet

Die Spendenaktion von Patricia Beissel für die Burg Satzvey läuft über das Internet. Auf der Plattform GoFundMe findet sich die Kampagne. In einem Video erklärt die Gräfin zusammen mit anderen Mitarbeitern und Familienmitgliedern, warum die Burg nun dringend Spenden brauche.

Rechts daneben ist zu sehen, wie viel Geld bereits gespendet wurde, am Donnerstagmittag waren es 9588 Euro. Wer auf „Jetzt spenden“ klickt, kommt zu einem Formular. Hier muss man die Spendensumme, seinen Namen, eine Mail-Adresse und die Bankdaten hinterlassen. Wer möchte, kann dann noch einen kurzen Kommentar hinterlassen, warum er spendet.

GoFundMe ist nach eigenem Bekunden die weltweit größte gesellschaftliche Online-Spendenplattform. Mehr als acht Milliarden Euro spenden seien dort insgesamt schon zusammen kommen. (jre)

Zudem gingen die laufenden Kosten wie Strom, Miete und Wasser ja weiter, so Beissel. Trotz Verwandtschaft zahlt ihre GmbH ganz normal Pacht an Franz-Josef Graf Beissel von Gymnich. Die Zahlungen werden derzeit gestundet, doch aufgeschoben sei ja nicht aufgehoben, sagt Beissel. Sie hat auch schon Soforthilfe vom Land NRW beantragt.

Sollten die Auflagen schrittweise gelockert werden und beispielsweise die Gastronomie wieder öffnen können, wäre das schon eine Erleichterung. Dann ginge es wenigstens weiter, zurzeit herrsche auf der Burg kompletter Stillstand, so Beissel. Doch sie gibt zu bedenken: „So weit sind wir im Moment leider noch nicht, und niemand weiß, was noch kommt.“

Im günstigsten Fall, so betont sie, werde die Eventfirma nicht benötigtes Geld aus den Spenden an die Künstler und Aussteller weitergeben, denn auch die befänden sich in einer ernsten Lage und das eine könne ohne das andere nicht existieren. Sie alle seien Teil dieser Familie, die sie sich aufgebaut haben, sagt sie.

Burg Satzvey: In wenigen Tagen sind 9000 Euro zusammengekommen

125.000 Euro ist das zu erreichende Spendenziel. Das sei viel Geld, sagt Beissel. Aber: „Das brauchen wir schon, um bis zum Herbst zu kommen.“ Ohne weitere Einnahmen könne die Firma sonst nicht überleben. Bereits in wenigen Tagen sind mehr als 9000 Euro zusammengekommen. Zusätzlich haben schon einige andere Unternehmen ihre Unterstützung zugesagt, sowohl monetär als auch im Dienstleistungsbereich. „Wir pflegen ja schon seit Jahren freundschaftliche Beziehungen zu unseren Partnern und Mitarbeiterin“, freut sich Beissel über die rege Anteilnahme. „Das macht sich jetzt bemerkbar, weil wir so viel zurück kriegen.“

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Sie will die Krise aber nicht nur aussitzen und berät sich mit ihren Mitarbeitern über mögliche Lösungen. Eine Option sei etwa, große Events wie die Ritterspiele in den Sommer zu verlegen. Denn schon jetzt hätten viele Menschen ihren Urlaub storniert, so dass es viel Publikum geben könne, so Beissel. Auch die Hexennacht soll nicht sang- und klanglos vorübergehen. Sie versuche zurzeit eine virtuelle Veranstaltung zu organisieren, erklärt Beissel. So wolle man das Event in die Wohnzimmer der Leute bringen. Weitere Informationen gibt es unter www.burgsatzvey.de.