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Lebensmittel für BedürftigeDie Mechernicher Tafel hat jetzt ein Logistikzentrum

Lesezeit 4 Minuten
Tafel-Vorsitzender Wolfgang Weilerswist mit einem Gabelstapler vor dem Lebensmittellager in Mechernich.

Die Großspenden aus der Lebensmittelindustrie werden palettenweise in Mechernich angeliefert und von dort an die übrigen Tafeln im Kreis Euskirchen und in der Region verteilt. Dafür gibt es nun auch einen neuen Gabelstapler, worüber sich Tafel-Chef Wolfgang Weilerswist freut.

Großspenden aus der Lebensmittelindustrie werden in Mechernich für die weiteren Tafelvereine in der Region zwischengelagert und verteilt.

Im Grunde sind es nur zwei überdimensionierte Garagen, aber sie machen die Mechernicher Tafel jetzt zu einem wichtigen Knotenpunkt im Netz der nordrhein-westfälischen Tafeln. „Bislang gab es bereits sechs große Verteilzentren im Land – nur südwestlich von Köln klaffte noch eine Lücke“, erklärt Wolfgang Weilerswist. Von Mechernich aus werden nun die überörtlichen Lebensmittellieferungen für die Tafeln im Kreis Euskirchen und der Region zwischen Aachen und Rhein-Sieg koordiniert.

Denn während es in den Anfangsjahren vor allem die örtlichen Supermärkte waren, die die Tafeln mit nicht mehr verkaufsfähigen Lebensmitteln versorgten, sind es inzwischen die Spenden der Lebensmittelhersteller und der Industrie, die den Betrieb am Laufen halten. „Wir wollen ja Lebensmittel retten und vor der Vernichtung bewahren“, erklärt Weilerswist, der seit vielen Jahren Vorsitzender der Mechernicher Tafel ist und auch einige Jahre an der Spitze des NRW-Landesverbands der Tafeln stand.

In den örtlichen Supermärkten fallen weniger Lebensmittelspenden an

Allerdings habe bei den Supermärkten und Discountern ein Umdenken eingesetzt. „Die disponieren heute ganz anders als noch vor wenigen Jahren“, so Weilerswist. „Waren werden frühzeitig reduziert, um sie noch vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums zu verkaufen. Im Prinzip ist das natürlich sehr gut, weil so in den Märkten weniger weggeschmissen werden muss.“ In der Folge bleibe aber dadurch auch weniger für die Tafeln übrig.

„In Mechernich sind wir trotzdem noch ganz gut aufgestellt, weil es hier sehr viele Supermärkte und Discounter gibt, die uns mit Spenden versorgen“, so Weilerswist weiter. Doch insgesamt komme man ohne die Großspenden aus der Industrie nicht mehr über die Runden. „Man kann von den Herstellern nicht erwarten, dass sie jede Tafel beliefern – da kommen dann die Verteilzentren ins Spiel“, erklärt Weilerswist.

Eine elektronische Anzeigetafel mit der Anzeige TM0071 im Display.

Die Tafel-Kunden werden über ein elektronisches System mit ihrer Nummer aufgerufen, wenn ihre Waren zur Abholung bereitstehen.

Tafel-Helfer bei der Verteilung der Lebensmittel in Mechernich.

Insgesamt engagieren sich bei der Tafel in Mechernich rund 50 Ehrenamtler, die bei der Verteilung der Lebensmittel helfen.

Gespendete Lebensmittel, die zum Beispiel aus Überproduktionen bestehen, werden in Mechernich zwischengelagert und von dort an die Tafeln in der Nachbarschaft weitergegeben. Investiert wurden über 100.000 Euro, die zu 80 Prozent von Karl-Josef Laumanns Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW stammen.

Tafeln aus dem Kreis Euskirchen kommen zur Abholung nach Mechernich

Neben den beiden jeweils 3,50 Meter hohen Lagerräumen, die mit Rolltoren versehen sind und mit einem ebenfalls neu angeschafften Gabelstapler befahren werden können, ist auch noch ein Büro-Container auf dem ehemaligen Schulhof des Vereinsgebäudes Im Sande aufgestellt worden, denn der Verwaltungsaufwand für Weilerswist, seinen Stellvertreter Volker Nüßmann und Logistikerin Manuela Pütz ist durch die Erweiterung zum Verteilzentrum nicht geringer geworden.

Arbeiten will die Tafel mit einem eigenen elektronischen Logistik-System, der „eco-Plattform“: Sie kann digitale Lieferscheine, Auswertungen von Trends zu Spendenmengen und mehr erstellen. Außerdem dient sie als Online-Marktplatz, der den Warenaustausch und die Weitergabe zwischen den Tafeln vereinfacht. So können die umliegenden Standorte Waren in Mechernich bestellen, die sie dann im Lager abholen können.

Hierhin liefern auch direkt die Hersteller, die die Waren an die Tafel abtreten. Manuela Pütz kümmert sich als Logistikerin um Akquise und Absprachen mit Tafeln und Firmen. Das alles organisieren die Mechernicher zusätzlich zur wöchentlichen Versorgung von rund 1200 Bedürftigen aus knapp 500 Haushalten in der Kommune.

Ohnehin sind die Tafeln bei der Digitalisierung schon sehr weit. In Mechernich erhalten die Kunden bei ihrer Registrierung eine Karte mit Strichcode, die als digitaler Ausweis dient. Hierüber kann man direkt abrufen, ob die Kunden Kinder haben, muslimischen Glaubens sind oder andere Kriterien für die Vergabe vorliegen, so dass die Tüten direkt entsprechend gepackt werden können.


Mechernicher Tafel sucht Leute, die mit anpacken wollen

Um ihre Aufgaben langfristig erhalten zu können, ist die Mechernicher Tafel als gemeinnütziger Verein dringend auf Spenden angewiesen. Denn Dinge wie Verpackungstüten, Plastikhandschuhe, Sprit, Versicherung und Inspektion von Fahrzeugen muss die Tafel selbst bezahlen.

„Ebenso dringend sind wir auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die mit anpacken oder gerne für uns fahren würden“, erklären Wolfgang Weilerswist und Volker Nüßmann. Interessenten können sich dazu unter Tel. 0172/849 46 45 oder per E-Mail melden.


Erntedank-Spende der Diakonie für die Tafeln im Kreis Euskirchen

Die Diakonie-Station Euskirchen hat frei nach dem Motto „Jeder gibt, was er kann“ zum Erntedank eine Spendenaktion für bedürftige Menschen in der Region gestartet. Mithilfe der Mitarbeitenden der Diakonie-Station, der Patienten und der Ehrenamtlichen der Krankenhaushilfe konnten somit rund 400 haltbare Lebensmittel und Hygieneartikeln für die Tafeln Euskirchen, Zülpich, Weilerswist und Bad Münstereifel gesammelt werden.