2023 wurden in der Hochwald-Molkerei in Mechernich-Obergartzem 486 Millionen Kilo Milch verarbeitet. 250 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.
JahresbilanzDas Hochwald-Werk in Mechernich-Obergartzem läuft fast auf Volllast
Die gute Nachricht für die Anwohner vorweg: „Vor wenigen Tagen konnten wir die Kläranlage auf dem Molkerei-Gelände in Obergartzem endlich mit neuen Bio-Filtern ausrüsten“, sagte Thorsten Oberschmidt, Chief Operating Officer der Hochwald-Molkerei: „Das Problem der Geruchsemissionen sollte sich dadurch erledigt haben.“ Seitdem die Anlage vor rund zwei Jahren in Betrieb gegangen war, hatten sich Anwohner aus dem direkten Umfeld der Molkerei immer wieder über bei bestimmten Wetterlagen auftretende Geruchsbelästigungen beschwert.
Einen Grund zum Klagen haben auch die Bauern häufig. Und was den Milchpreis betrifft, den die Hochwald Milch eG ihren Lieferanten im abgelaufenen Jahr ausgezahlt hat, galt das sicher auch, denn der Preis für das „weiße Gold“ sank leicht auf 47,5 Cent je Kilogramm. „Damit lagen unsere Bauern aber trotzdem noch 2,2 Cent über dem Bundesdurchschnitt“, stellte Geschäftsführer Detlef Latka klar.
Hochwald will den Milchpreis für die Landwirte anheben
Im Anschluss an die Vertreterversammlung der Molkerei-Genossenschaft in Ochtendung stellten der CEO und seine Kollegen aus der Geschäftsführung die Jahresbilanz des Unternehmens vor. „Der Umsatz ist im Geschäftsjahr – entgegen dem Branchentrend – nur um 0,4 Prozent auf 1,9656 Milliarden Euro gesunken“, betonte Latka, der von einem „insgesamt guten Geschäftsjahr“ für Molkerei und Landwirte sprach.
Besser seien die Aussichten hingegen für das laufende Jahr: „Ich bin optimistisch, dass wir den Milchpreis für unsere Mitglieder im zweiten Halbjahr schrittweise anheben können“, sagte Latka weiter. Ziel könnten durchaus die 49 Cent pro Kilogramm sein, die inzwischen auch andere Molkereien für ihre Lieferanten angekündigt hätten, so der CEO.
Die Ausrichtung auf die „weiße Linie“, also die Produktion von Milcherzeugnissen wie Trinkmilch, Quark, Joghurt und Sahne, werde ein Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit bleiben, hieß es von der Molkerei, genauso wie die Internationalisierung. Bei beidem spielt der Standort in Mechernich-Obergartzem eine wichtige Rolle, denn in dem vor zwei Jahren eröffneten Werk werden haltbare Produkte wie H-Milch, Milchmischgetränke und Kondensmilch produziert.
Die Auslastung der bestehenden Anlagen im Mechernicher Werk liege inzwischen bei über 90 Prozent, teilte Unternehmenssprecherin Kathrin Lorenz auf Anfrage mit. 2023 wurden 486 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet. 250 Mitarbeiter arbeiten in Obergartzem, gesucht werde noch Verstärkung im technischen Bereich wie Elektroniker, Mechatroniker und Industriemechaniker oder Junior-IT-Systemadministratoren. „Aber auch Mitarbeiter für die Bedienung von Maschinen und Anlagen oder für die Lagerarbeit werden gebraucht“, sagt Lorenz.
Die Großmolkerei tut auch der Stadtkasse in Mechernich gut
Welchen Einfluss diese Geschäftstätigkeit auf die Mechernicher Stadtkasse hat, wollte Lorenz nicht verraten: „Wir haben im Gesamtunternehmen einen Steueraufwand von etwa vier Millionen Euro, hiervon entfällt auch ein Teil auf den Standort Mechernich.“
Ein Kritikpunkt der Greenpeace-Aktivisten, die im März widerrechtlich auf das Betriebsgelände in Obergartzem eingedrungen waren, um für mehr Tierwohl zu protestieren, war die Verarbeitung von Milch aus sogenannter Anbindehaltung.
Der Losheimer Landwirt Peter Manderfeld, Vorsitzender Vorstand der Hochwald-Genossenschaft, ist immer noch erbost über das Vorgehen der Umwelt-Organisation: „Wir waren beim Thema Tierwohl schon vorher mit Greenpeace im engen Austausch“, betont er.
Zudem sieht Hochwald sich zu Unrecht in der Kritik. „Inzwischen sind etwa 60 Prozent unserer genossenschaftlichen Milchmenge nach der Haltungsformstufe 3 zertifiziert“, so Latka. „Nachdem es vor wenigen Jahren bei vielen Landwirten noch Vorbehalte gegen die Haltungsformstufe 2 gab, ist das sicher ein Erfolg“, betont auch Manderfeld. Damit trage die Molkerei auch dem „geänderten Verbraucherverhalten in Deutschland und der Verantwortung zu einer nachhaltigen Entwicklung“ umfassend Rechnung.
Zur Haltungsformstufe 3 gehört die Haltung der Tiere im Außenklimastall mit ganzjährig nutzbarem Laufhof oder Weidegang an mindestens 120 Tagen pro Jahr. Um den Landwirten den Umstieg auf diese Haltungsform schmackhaft zu machen, zahlt die Molkerei ihren Mitgliedern dafür einen Aufschlag von drei Cent auf den Milchpreis.
Kein Ermittlungsverfahren gegen die Molkerei
Groß war die Aufregung, als am 7. März Aktivisten der Umweltschutz-Organisation Greenpeace die Silotürme auf dem Gelände der Hochwald-Molkerei enterten, um gegen die Anbindehaltung von Milchkühen zu protestieren. Während die Aktivisten für ihre Aktion unter anderem Anzeigen wegen Nötigung und Hausfriedensbruch kassierten, erstattete die Umwelt-Organisation im Gegenzug auch Anzeige gegen die Hochwald-Molkerei. Der Vorwurf: Beihilfe zur Tierquälerei.
Die Staatsanwaltschaft Trier hat die Sache aber schon wieder zu den Akten gelegt: „Nach Prüfung des Sachverhalts hat die Staatsanwaltschaft kein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche der Hochwald-Molkerei eingeleitet“, teilte Behördensprecher Manfred Stemper auf Anfrage mit: „Es liegen gegen Verantwortliche der Molkerei keine Anhaltspunkte einer Straftat vor“, heißt es in der Stellungnahme.
Greenpeace behalte sich vor, gegen diese Entscheidung Beschwerde einzulegen, sagte Greenpeace-Sprecher Lasse van Aken: „Unsere Anwälte prüfen das derzeit. Die Begründung der Staatsanwaltschaft erscheint uns nicht ganz stichhaltig. Hochwald wird sich darauf einstellen müssen, dass wir am Thema Tierwohl dranbleiben.“