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Handwerks-MeisterschaftDer beste Zimmerer-Geselle in NRW kommt aus Kommern

Lesezeit 4 Minuten
Patrick van Kann (liegend) wird von seinen Kollegen der Firma Alois und Leo Völler Holzprodukte aus Sistig auf Händen getragen. Die Gruppe steht vor Geräten und Material einer Holzwerkstatt.

Für die „Steigende Pfette“, die Patrick van Kann (liegend), hier im Kreis einiger seiner Kollegen aus der Firma Völler Holzbau, verkörpern sollte, fehlt es ein wenig an Spannung in der Körpermitte. Beim Leistungswettbewerb holte der Kommerner trotzdem den Titel auf Landesebene.

Patrick van Kann ist der beste Zimmerer-Geselle aus NRW und hat sich damit für die Deutsche Meisterschaft am 9. November qualifiziert.

In einer Handwerkslehre kann es manchmal genauso laufen wie in der Schule: Plötzlich gibt es einen Leistungsschub, den Ausbilder oder Lehrer in dieser Form vorher nicht erwartet hätten. „Dass Patrick so einen tollen Abschluss macht, das hätte ich am Anfang wirklich nicht gedacht“, sagt Markus Völler vom Holzbaubetrieb Alois & Leo Völler in Sistig. „Da war er eher ein bisschen still und zurückhaltend.“

Die Rede ist von Patrick van Kann, der seine dreijährige Ausbildung zum Zimmerer in dem Eifeler Traditionsbetrieb absolviert hat. Doch der junge Mann aus Kommern hat sich ganz hervorragend gemacht in seiner Lehrzeit. Bei der „Deutschen Meisterschaft im Handwerk“, zu der die besten Gesellen jedes Berufs zunächst auf Innungsebene und dann auf Ebene der Handwerkskammern antreten, war Patrick van Kann immer vorne mit dabei. Und auch auf Landesebene konnte der schlaksige Zimmerer jetzt den ersten Platz belegen.

Glückwunsch von Landes-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur

In Dortmund wurde er von Landes-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) als NRW-Meister geehrt. Weitere Gratulanten waren Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages und der HWK Dortmund, sowie hochrangige Repräsentanten des NRW-Handwerks und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

In den drei Jahren lernt man die Leute am besten kennen, deswegen ist die Ausbildung für uns auch das beste Mittel gegen den Fachkräftemangel.
Markus Völler, Ausbilder

Van Kanns Ausbilder Markus Völler ist mehr als froh darüber, dass der Geselle dem Betrieb auch weiterhin erhalten bleibt. „Ich habe schon überlegt, ihn zum Ausbildungsbeauftragten zu machen“, sagt Völler: „Zum Ansprechpartner und Mentor für die fünf Azubis, die wir momentan in unserem 28 Mann starken Betrieb haben.“

Der Meister, der nach seiner eigenen Lehre im Leistungswettbewerb ebenfalls bester Zimmerer der Innung und der Handwerkskammer Aachen war, kam beim Landeswettbewerb allerdings nur auf den vierten Platz. „Das hat Patrick auf jeden Fall besser gemacht“, lobt er van Kann.

Engagement seines Azubis hat den Meister Markus Völler überzeugt

Imponiert hat ihm dabei besonders, wie der junge Handwerker sich in die Materie eingearbeitet hat. „Er war sehr ehrgeizig und hat sich vieles selbst beigebracht“, berichtet Völler, der ein großer Fan der Ausbildung ist. „In den drei Jahren lernt man die Leute am besten kennen, deswegen ist die Ausbildung für uns auch das beste Mittel gegen den Fachkräftemangel.“

Patrick van Kann (Mitte) mit seinen Ausbildern Markus Völler (r.) und Stephan Pütz.

Stolz sind die beiden Chefs der Firma Völler Holzbau auf ihren erfolgreichen Azubi, Markus Völler (r.) und Mit-Gesellschafter Stephan Pütz.

Werkstück im Wettbewerb der Zimmerer, davor liegt ein Namensschild mit der Aufschrift „Sean-Patrick van Kann, Handwerkskammer Aachen“.

Mit diesem Werkstück konnte Patrick van Kann aus Kommern bei der Landesmeisterschaft der Handwerker NRW den ersten Platz belegen.

Bei den Zimmerern wird im praktischen Teil des Wettbewerbs allerdings nur in Modellgröße gearbeitet. „Das Original wäre für einen Einzelnen zu groß, deswegen fällt das Stück eine Nummer kleiner aus“, sagt van Kann, der selbstbewusst angetreten war. „Ich wusste schon, was ich drauf habe“, so der Kommerner. Seine Aufgabe war es, das Modell einer ganz speziellen Dachstuhl-Form herzustellen, genauer gesagt ein Walmeck mit steigendem First auf Kehl-Eck. Erschwerend kam dabei auch noch ein verkanteter Strahlenschifter mit dazu. „Das ist schon sehr speziell“, sagt auch Markus Völler: „So etwas bauen wir bei uns im Betrieb längst nicht jeden Tag. Das ist eine klassische Wettbewerbsaufgabe.“

Handwerker-Meisterschaft als „Wertschätzung für berufliche Qualifikation“

Mit der Deutschen Meisterschaft im Handwerk soll nicht nur die duale Ausbildung gestärkt, sondern auch die Wertschätzung für berufliche Qualifikationen gefördert werden. „Wir möchten das Handwerk in seiner Vielfalt und Bedeutung hervorheben und talentierte junge Menschen in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen“, sagte Georg Stoffels, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, bei der Bekanntgabe der Landesbesten. Die Auszeichnung sei nur der erste Schritt einer vielversprechenden Karriere im Handwerk, die zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten wie etwa den Meisterbrief oder ein Studium bereithalte.

Welche Ziele van Kann hat, steht noch nicht fest. Für den Kommerner, für den nach einem Praktikum bei der Firma Völler sofort feststand, dass er dort auch seine Lehre machen wollte, geht es jetzt zunächst um die Vorbereitung auf den Bundeswettbewerb. Dieser findet am 9. November im badischen Bühl statt. Dabei drücken ihm die Kollegen aus Sistig ganz fest die Daumen.


Meisterschaft der Handwerker

Der Zimmerer Patrick van Kann aus Kommern ist nicht der einzige Geselle aus dem Kreis Euskirchen, der beim diesjährigen Landeswettbewerb der Handwerker gut abgeschnitten hat.

Landessiegerin wurde ebenfalls Estella Müller aus Köln, die als beste Orgelbauerin ausgezeichnet wurde. Sie hat ihre Berufsausbildung bei der Firma Weimbs Orgelbau GmbH in Hellenthal absolviert.

Als zweiter Landessieger wurde der Schornsteinfeger Damian Linden aus Kall geehrt, der seine Lehre im Ausbildungsbetrieb Elmar Brang in Blankenheim gemacht hat.

Dritter Landessieger des Jahrgangs 2024 ist der Fleischer Christian Steffen aus Gemünd. Er hat seine Ausbildung im Betrieb von Frank und Thomas Steffen in Gemünd absolviert.