Der Satzveyer Vogelexperte Hans Theo Krüger beobachtete 13 Schwärme über seinem Wohnort und hielt die Szenen fotografisch fest.
VogelzugHunderte Kraniche boten ein beeindruckendes Schauspiel am Himmel über Satzvey
Die untergehende Sonne beleuchtete die Flügel der Kraniche, die recht tief geradewegs über das Haus von Hans Theo Krüger flogen. Sie tauchte die Flügelunterseiten in ein leuchtendes Rot. Die nicht vom Sonnenlicht erfassten Bereiche erscheinen dagegen schwarz. So beschreibt der Satzveyer Vogelexperte Krüger das Schauspiel am Himmel, das sich ihm am späten Samstagnachmittag bot – und das er fotografisch festhielt.
„Vom späten Nachmittag bis zum Sonnenuntergang überquerten 13 teils in kurzen Abständen aufeinanderfolgende Kranichschwärme mit insgesamt rund 850 Individuen den Ort Satzvey beziehungsweise dessen unmittelbare Umgebung Billig und Schavener Heide“, berichtet Krüger: „Die letzten dieser Züge zeichneten sich deutlich gegen den Abendhimmel ab.“
Zug der Kraniche hat inzwischen seinen Höhepunkt erreicht
Der Zug der Kraniche in ihre Überwinterungsgebiete sei in vollem Gange, so Krüger. Er habe inzwischen seinen Höhepunkt erreicht: Mehr als 100.000 Kraniche hätten zu diesem Zeitpunkt Deutschland bereits verlassen.
„Während im Vorjahr stürmisches und regnerisches Wetter die Vögel lange zum Ausharren auf ihren nord- und ostdeutschen Rastplätzen zwang und das Gros sich erst Mitte November auf den Weg machen konnte“, so der Satzveyer, „haben sie in diesem Jahr von den insgesamt guten Wetterbedingungen im Oktober profitiert und konnten früh starten.“
Zunächst jedoch spielte die Musik vornehmlich auf der Hessenroute, dem südlichen Flugkorridor in Richtung Südwesten, der von den Rastplätzen im Osten über die Mosel in die Champagne zum Lac du Der-Chantecoq, dem größten Binnensee Frankreichs, führt. Auf der Nordroute, in deren Bereich der Kreis Euskirchen liegt, blieb es Krüger zufolge erst einmal vergleichsweise ruhig.
Flugroute der Kraniche führt über die Eifel und Luxemburg nach Frankreich
„Bis auf wenige Ausnahmen verharrten die Vögel auf ihrem Zwischenrastplatz in der Diepholzer Moorniederung nordöstlich von Osnabrück, warteten ab und stärkten sich während dieser Zeit für den Weiterflug“, erläutert er. Bei der jüngsten Zählung zwischen dem 19. und 21. Oktober seien in der Diepholzer Moorniederung mehr als 60.000 rastende Kraniche registriert worden. Einen unmittelbaren wetterbedingten Druck zum Weiterflug gab es nicht.
Erst in der zweiten Hälfte der vorletzten und in der letzten Woche nahmen die Aktivitäten auf dieser Route deutlich zu. Sie führt quer durch Nordrhein-Westfalen über die Eifel und Belgien beziehungsweise Luxemburg ebenfalls nach Frankreich zum Lac du Der-Chantecoq im Tal der Marne, wo sich in der Vergangenheit zu Spitzenzeiten schon über 200.000 Kraniche gleichzeitig aufgehalten haben.
„Die aufbruchbereiten Kraniche“, so erklärt Krüger, „wählten als Flugtage vor allem Tage mit Hochdruckwetter und zeigten dabei Gespür für die günstigsten Flugbedingungen.“ Wie viele der in Niedersachsen rastenden Kraniche tatsächlich aufbrachen, sei noch unklar. Die nächste Zählung im Bereich Diepholz stehe noch aus.
Mehrere 1000 Kraniche am Himmel über dem Kreis Euskirchen
Jedenfalls tauchten jetzt auch über dem Kreis Euskirchen mehrere tausend Kraniche auf und meldeten sich schon aus der Ferne mit lautem Trompeten. Als sie im Laufe des Samstagnachmittags im Euskirchener Land eintrafen, hatten sie bereits etwa zwei Drittel ihrer rund 500 Kilometer langen Reise hinter sich gebracht, die sie gewöhnlich innerhalb eines Tages absolvieren.
Angesichts der vorteilhaften Flugbedingungen strebten sie in geradem, schnellem Flug in südwestlicher Richtung ihrem Ziel entgegen und waren in der Regel entsprechend schnell auch wieder aus dem Blickfeld verschwunden, so Hans Theo Krüger: „Problematische Situationen, wie sie vereinzelt in der Vergangenheit etwa durch plötzliche Nebelbildung auftraten, hat es bislang offenbar nicht gegeben.“
Für die Kraniche war 2024 ein erfolgreiches Brutjahr
Auffällig sei der hohe Anteil an Jungvögeln. Er deute darauf hin, dass dieses Jahr – nach mehreren problematischen Jahren – wieder einen guten Bruterfolg gebracht hat. Der Grund sei wohl vor allem das feuchtere Frühjahr.
„Der Kranich brütet bevorzugt auf feuchten bis nassen Flächen wie Hochmooren und Feuchtwiesen. Fallen diese trocken wie in den vergangenen Jahren, sind die Kranichnester und Jungvögel für Prädatoren leicht erreichbar und ihnen damit schutzlos ausgeliefert“, so Krüger.
Dass dies im laufenden Jahr ganz offensichtlich weniger der Fall war, runde die bislang erfreuliche Bilanz beim diesjährigen Herbstflug ab, freut sich der Satzveyer.