„Ein bisschen irre, aber schön“Kürbisregatta auf Krewelshof in Mechernich war Gaudi
Mechernich-Obergartzem – Nass, kalt, unbequem – aber eine Riesengaudi: Bei der Kürbisregatta auf dem See am Krewelshof ging es für rund 30 Starter bei Schmuddelwetter raus aus der Wohlfühlzone und rein in den Riesenkürbis „Atlantic Giant“. Und dann hieß es paddeln, was die Paddel hergeben.
Hokkaido, Peanut, Babyboo, Mandarin oder Bischofsmütze: Eine regelrechte Kürbisstraße ist derzeit im Krewelshof aufgebaut und wies am Sonntag den Weg zu dem, was manche schlicht für irre, andere für eine irre Gaudi halten: die Kürbisregatta. Ein Spaß für die Freunde des besonderen Wassersports, während andere bei dem nass-kühlem Schmuddelwetter Kaffee und Kuchen im beheizten Hof-Café vorzogen.
Knapp 100 Besucher machten sich aber auf ans Seeufer zur Regatta, darunter an die 30 Starterpaare, aufgeteilt nach Rennen im 250- bis 280-Kilo-Riesenkürbis bei den Frauen und der 360- bis 380-Kilo-Klasse bei den Männern.
Das Rennmaterial wird dabei gestellt, nachdem es zuvor in zäher Kleinarbeit mit einem großen Löffel ausgehöhlt worden ist. Fünf „Atlantic Giant“, wie die schwimmtaugliche Rennkürbis-Züchtung heißt, standen den Aktiven zur Verfügung, die in Neopren, aber auch im Maiskolben-Kostüm oder im weißen Tüllröckchen an die Paddel gingen.
Triathletin: 40 Meter können einem unendlich vorkommen
Das an einen großen Pott erinnernde Gefährt sollte allerdings eine eher spitze Form haben, „sonst dreht es sich einfach zu viel um sich selbst“, so Carmen Karwanska. Die Triathletin weiß, worauf sie sich da einlässt. Die Distanz, tatsächlich nur um die 40 Meter, könne einem unterwegs schon mal unendlich vorkommen, so Karwanska, wenn der Wind über das Schicksal dieser Bötchen entscheidet.
Solche Überlegungen interessierten Bettina, Swenja und Ann-Christin aus Eschweiler bei Aachen weniger. Die drei jungen Frauen saßen auf der Zielseite unweit der beiden Zeitnehmerinnen mit ihren Stoppuhren am Steg, an dem die Starter mit dem Paddel anschlagen mussten.
Das Trio bewertete Grundsätzliches, etwa die Haltungsnote für den Gesamteindruck – sofern man so etwas bewerten kann, wenn erwachsene Menschen in einem Riesenkürbis hocken wie in einem zu kleinen Babyplanschbecken und um ihre Bestzeit über einen künstlichen See paddeln.
Nur ein weißes T-Shirt statt Neoprenanzug
Und während ein Rothirsch im Hintergrund röhrt, zwei gigantische Hirschhornkäfer zum Duell aufgestellt sind, ein Buntspecht fleißig ins Totholz hackt – kurzum: eine ganze Wald-Welt aus Kürbiswesen erweckt wurde –, wird Friedhelm Rocker für die drei aus Eschweiler erster Sieger. „Der hatte nur ein weißes T-Shirt statt Neopren an und paddelte schön gleichmäßig“, lobten sie von der Bank.
Konkurrent Glen Peters verlor auf der Strecke die Kontrolle über das Gefährt. Wie vom Winde verweht, trieb der „Atlantic Giant“ immer weiter vom Steg ab. Merke: Ein Kürbis will ruhig sanft treiben können – wird er geschubst oder geruckelt, dreht er gerne ab.
„In der Mitte hat es ordentlich gewackelt, aber es ist ja alles gut gegangen“, sagte Linda Lang aus Dürscheven, als sie wenige Minuten später erleichtert das Ziel erreichte und von ihrem Fanclub aus Zülpich und Köln begeistert in Empfang genommen wurde.
Üben, so Lang, könne man das Paddeln in einem Riesenkürbis mangels eigenem Renngerät natürlich nicht: „Man kann nur hoffen, dass man es richtig macht – und das Gleichgewicht behält.“ Mutter Angelika Lang, eigens aus Mannheim angereist, nahm die Tochter in den Arm: „Das ist schon leicht irre, was sie da macht, aber es ist doch schön, dass sie es macht.“
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Solche gemischten Gefühle teilten vermutlich viele der Zaungäste am Ufer des Geschehens, bei dem es für die dritten Plätze 50, die zweiten 100 und die Sieger 300 Euro zu gewinnen gab, natürlich dazu einen Pokal. Nur 37 Sekunden benötigte etwa Lukas Kitz – sein Kürbis drehte nicht und fertig. Er gewann bei den Männern, bei den Frauen war Carmen Karwanska am schnellsten. Doch als Sieger konnten sich alle Starter fühlen: „Über den inneren Schweinehund“, so Linda Lang.